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Das Vortex Fiasko

Das Vortex Fiasko

Titel: Das Vortex Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Knabe«, lobte der King und raste davon. »Gar nicht schlecht. Du hast dich wirklich gut gemacht.«
    Bane hätte den King beinahe gefragt, warum er nicht eingegriffen hatte, als die Dinge schlecht aussahen, doch er stellte die Frage nicht, weil er die Antwort kannte, weil er wußte, daß dies sein Kampf gewesen war, den er allein gewinnen oder verlieren mußte. So hatte er es gewollt, eine Vereinbarung, die der King verstanden hatte und nicht gebrochen hätte.
    Bane lehnte sich im Wagen zurück und sagte überhaupt nichts. Er empfand weder Schuld noch Freude. Er verspürte lediglich ein leeres Gefühl der Erleichterung und eine seltsame Gewißheit, die tief aus seiner Seele kam, daß er erneut töten würde, sehr oft sogar. Irgendwann, irgendwo.
    An diesem regnerischen Abend, so vermutete Bane, hatte die tatsächliche Geburt des Wintermannes stattgefunden.
    Und als er sich jetzt, über zwanzig Jahre später, umzog und zu dem Riesen hinübersah, mit dem alles angefangen hatte, brachte diese Erinnerung ein dünnes Lächeln auf sein Gesicht.
    »Worüber lächelst du, Josh-Boy?«
    »Über die alten Tage, King.«
    »Ja, ich erinnere mich gut daran. Als es mit Vietnam losging, haben sie mich abgewiesen. Sagten, ich sei zu verdammt alt. Wenn du mich fragst, waren ein paar Jährchen über die Dreißig nicht zu alt, besonders nicht, nachdem ich mich schon mit diesen Schlitzaugen in Korea auskannte. Aber alles, was ich vorzeigen konnte, war eine unehrenhafte Entlassung, weil ich einen Militärpolizisten niedergeschlagen hatte, der dort einfach nicht hineingehörte. Ich sage dir, Josh-Boy, ich hätte als GI aufhören können, mit einer schönen kleinen Pension, kostenloser ärztlicher Versorgung und all diesem Scheiß. Aber ein Schlag, der irgendeinem Scheißer den Kiefer brach, und ich hatte nichts mehr und konnte noch froh sein, nicht in den Bau zu kommen.« Der King ließ den Blick durch den Umkleideraum schweifen und deutete dann mit dem Kopf zur Tür. »Jetzt habe ich nur diese Sporthalle, und die auch nur wegen dir.« Der Blick des King fiel wieder auf Bane und enthielt plötzlich Wärme. »Ich schulde dir was, Josh-Boy.«
    »Nicht so viel, wie ich dir schulde.«
    »Scheißdreck! Ich habe dieses Ding mit deinen Scheinchen gekauft.«
    »Die ich in Vietnam gemacht habe, wo ich nur überlebte, weil du es mir beigebracht hast.«
    »Sie haben dich in diesem Höllenloch gut bezahlt.«
    »Auf das Geld kam es nie an.«
    »Weißt du, ich wäre vielleicht selbst ein ziemlich guter Wintermann geworden, wenn ich nur die richtige Hautfarbe dafür gehabt hätte.« Der King hielt inne und erwiderte Banes Blick. »Der Wintermann hätte sich auf der Straße da draußen nicht von mir schnappen lassen.«
    »Den Wintermann gibt's nicht mehr.«
    »Es gibt ihn noch«, sagte der King nachdrücklich. »Wenn du ihn brauchst, ist er noch da.« Seine Hände spannten sich um die Bank. Das Holz schien unter dem Druck zu ächzen. »Du und ich, Josh-Boy, wir haben 'ne Menge gemeinsam. Wir beide gehören in vieler Hinsicht nicht auf diese Welt, besonders ich nicht. Es ist noch nicht allzu lange her, da konnte man sich in dieser Gegend mit seinen Fäusten durchsetzen. Heutzutage tragen Zwölfjährige schon Knarren mit sich, und mit zehn Wochengehältern kannst du dir eine Maschinenpistole kaufen. Kannst du mir das mal erklären?«
    »Ich wünschte, ich könnte es, King. Ich wünschte, ich könnte es.«
    4
    Colonel Walter Chilgers saß entspannt auf dem Rücksitz seiner Limousine, während sein Fahrer den Wagen durch den Spätnachmittagsverkehr von San Diego steuerte. Als Direktor der COBRA, der Control for Operational Ballistic Research and Activation, war es manchmal unumgänglich für ihn, die Rolle eines Politikers zu spielen, wenn er sich mit bedeutenden städtischen Beamten traf und gerade soviel katzbuckelte, um den Eindruck zu vermeiden, daß ihre Meinung ihn einen Scheiß interessierte. So war es auch heute der Fall gewesen, bis auf die Tatsache, daß es heute noch langweiliger als sonst gewesen war. Irgendein Gespräch über die Wünsche der Stadt, COBRA möchte seine Tore für einen Besuch von örtlichen Geschäftsleuten öffnen. Chilgers hatte dem keine große Aufmerksamkeit geschenkt.
    COBRA war auf einem großräumigen, umzäunten Gelände direkt neben dem San Diego Freeway beheimatet, von dem aus man praktisch in den Pazifik spucken konnte. Der gewaltige Komplex miteinander verbundener Gebäude erhob sich an einigen Stellen fünf, an

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