Das Vortex Fiasko
haben, und darüber, was Sie herauszufinden versuchen.« Von Goss bemerkte Banes abschweifenden Blick. »Sie scheinen von meinen Sicherheitsvorkehrungen beeindruckt zu sein. Ich habe seit langem damit gerechnet, daß dieser Augenblick einmal kommen würde. Ich habe mich darauf vorbereitet, konnte mich schließlich von einem Augenblick zum anderen hierher zurückziehen.«
»Und Metzencroys Tod war dieser Augenblick.«
»Ja«, sagte von Goss leise. Er warf einen kurzen Blick auf Trench, der sich in eine dunklere Ecke zurückgezogen hatte. Dann suchte sein Blick wieder Bane. »Professor Metzencroy ist von dem Augenblick an, da er seine Arbeit für COBRA aufnahm, mit mir in Kontakt geblieben. Manchmal suchte er meinen Rat mit Erlaubnis der Firma, manchmal ohne sie. Wir haben für diese Gelegenheiten ein ausgeklügeltes System von Zwischenstationen und Kodes errichtet. Wir Wissenschaftler sind seltsame Menschen. Wir können uns nur untereinander ernsthaft unterhalten, und dies verband Metzencroy und mich, ganz gleichgültig, was COBRA angeordnet hatte. Nichtsdestotrotz erreichte mich Metzencroys letzter Bericht vor drei Tagen, ohne daß er einen Kurier oder einen Kode benutzt hatte. Er hat unsere eigenen Sicherheitsmaßnahmen verletzt, weil er Angst hatte und wußte, daß es keine Rolle mehr spielte. Er wußte, daß er bei COBRA erledigt war. Er wußte, was sie mit ihm vorhatten, doch er schien nichts dagegen zu haben. Verstehen Sie, mit seinem letzten Bericht suchte er keine Bestätigung für seine Theorien, sondern nur Erleichterung für sein Gewissen. Als ich von Metzencroys Tod erfuhr, befürchtete ich das Schlimmste und kam hierher. Ich habe noch immer Angst, Mr. Bane, denn der Professor war sich seiner Ergebnisse völlig sicher, hatte keinen Zweifel daran, daß die Welt, wie wir sie kennen, zu einem Ende kommen wird.«
Banes Mund war trocken. Er hatte sich seit einiger Zeit gefragt, was schlimmer als der dritte Weltkrieg sein könnte. Nun wußte er es.
»Wie ich schon sagte, wir müssen uns über vieles unterhalten«, fuhr von Goss fort. Seine Augen blickten zum Kamin. »Dort drüben ist es wärmer. Machen wir es uns auf den Sesseln bequem. Es ist an der Zeit, daß Sie alles über Vortex erfahren.«
31
Trench blieb in der Ecke, während die beiden anderen vor dem Kamin auf Stühlen Platz nahmen. Bane beobachtete, wie die Schatten der Flammen über von Goss' bleiches Gesicht tanzten und es zu verzehren schienen.
Der Professor zog seine leblose Hand auf den Schoß und streichelte sie. »Ich fühle unter diesem Handschuh nicht mehr das geringste, Mr. Bane. Meine Hand ist tot«, murmelte er, und Bane bemerkte, daß sie gar nicht von einem Handschuh bedeckt war, sondern eher von einem Fäustling, der die Finger insgesamt statt jeden einzeln bedeckte. »Ich habe sie selbst getötet. Ich habe sie getötet, weil ich zu weit ging. Ich suchte nach Wissen, das für die Menschheit bestimmt war, und für das sie auch noch nicht reif war. Metzencroy war anderer Meinung. Er trat COBRA bei und setzte die Experimente fort, die mich zu einem Krüppel gemacht haben. Er ignorierte meine Warnungen, genau, wie ich die letzten Warnungen Einsteins ignoriert hatte.«
»Einstein?«
Von Goss beugte sich vor, bis sein gesamtes Antlitz von Licht besprenkelt wurde, und nickte. »Die Ursprünge von Vortex, Mr. Bane. Wieviel wissen Sie über Einstein?«
»Nicht sehr viel, was über E = mc ² hinausgeht.«
»Hah! Sein einfachster und pedantischster Lehrsatz. Können Sie sich vorstellen, daß er jetzt schon in Grundschulen gelehrt wird? Die Theorie, für die Einstein am bekanntesten und die gleichzeitig das langweiligste all seiner bedeutendsten Werke ist. Die verblüffendste Theorie hat er niemals abgeschlossen: die Einheitliche Feldtheorie.« Im Kamin knisterten Flammen. »Die Grundlage von Vortex.«
»Ich habe nie davon gehört.«
»Nur wenige, die nichts mit Physik zu tun haben, haben je davon gehört, und genauso wollte Einstein es auch.«
»Aber es war seine Theorie.«
»Und am Ende hat er sich deshalb verdammt. Einstein hat den Krieg gehaßt, Mr. Bane. Der Erste Weltkrieg war ein schlimmer Schock für ihn, weil er die Waffe voraussah, zu der E = mc ² führen würde. Er schwor sich, nie wieder an einem Projekt zu arbeiten, das zur Grundlage für eine Waffe werden könnte. Dann kamen die Nazis, und er fürchtete die Bedrohung, die sie darstellten, mehr als den Krieg selbst. Er kam zu dem Schluß, daß ein Krieg moralisch zu
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