Das Vortex Fiasko
schwanken. Er drückte sich gegen eine zögernde Gruppe, um seine Browning besser verbergen zu können, und lief dann mit dem verrückten Ansturm die Treppen hinauf, hin zum Ausgang, vorbei an der Polizei. Er schrie mit der Menge und stieß zurück, wenn er gestoßen wurde. Seine Ruhe hatte ihn nicht verlassen, doch er wußte, daß in einer panikerfüllten Menge nichts auffälliger war als ein ruhiges Gesicht. Bane zwang Furcht und Unsicherheit auf seine Züge.
Und zumindest ein Teil davon war echt. Entweder hatte Jorgenson ihn verraten, oder die Männer, die er geschickt hatte, hatten von einer anderen Seite den Befehl bekommen, ihn zu töten. Bane gefiel keine der beiden Alternativen besonders gut. Auf jeden Fall würde eine Flucht aus der Stadt nun nicht mehr so leicht zu bewerkstelligen sein, vor allem, weil er sich nicht sicher war, ob er überhaupt irgendwo einen sicheren Unterschlupf finden würde.
Der Bahnhof kam ihm heiß und feucht vor, den ungezieferverseuchten Dschungeln nicht unähnlich, in denen er zehn Jahre seines Lebens verbracht hatte, und plötzlich fühlte er sich heimisch. Sie waren nun auf seiner Spur, und er hieß jeden Versuch willkommen, ihn auszuschalten. Sollten sie es doch nur versuchen! Bane tastete nach den beiden Ersatzmunitionsstreifen in seiner Jacke. Es war alles zu ihm zurückgekommen, nicht nur der Zorn, sondern auch die scharfen Sinne und das eiskalte Denken, das ihn antrieb. Die Nachricht über den Schußwechsel war ihm schon vorausgeeilt, und eine sowieso schon hektische Penn Station steuerte nun dem absoluten Chaos entgegen. Nur die Stimme des Zugansagers, der in einer Kabine saß, die von der Gewalt und dem Schrecken weit entfernt war, blieb so ruhig und gelassen wie immer. Ansonsten ging es zu wie in einem Tollhaus.
Bane löste sich von der Menge, lief einen weniger überfüllten Gang entlang und an einer Imbißbude vorbei. Allmählich entspannte er sich etwas.
Ein großer Mann sprang ihm mit gezogener Pistole in den Weg.
Bane wußte, daß es Scalia war, und hatte kaum seine Pistole berührt, als der Schuß erklang. Nur ein ohrenbetäubendes Krachen, und es war einfach so vorbei. Ich bin tot, dachte er, und blickte ein letztes Mal zu seinem Mörder hoch.
Blut, das aus einem Loch in der Stirn strömte, färbte Scalias Gesicht rot. Der Killer schwankte, taumelte wie ein Betrunkener und fiel dann mit dem Gesicht nach unten auf den Boden des Bahnhofs.
Eine Hand legte sich auf Banes Schulter. Er fuhr herum und starrte in die klaren, grauen Augen von Trench, der die rauchende Pistole mit dem Schalldämpfer noch in der Hand hielt.
»Verschwinden wir von hier«, flüsterte Trench.
22
»Mein Wagen steht direkt um die Ecke, Wintermann«, sagte Trench zu ihm, als sie den Bahnhof verlassen hatten.
»Sie haben mir das Leben gerettet«, brachte Bane lahm zustande; er konnte nicht glauben, daß dies der gleiche Mann war, der Jake Del Gennio getötet hatte und Davey töten wollte.
»Wir sind quitt. Sie haben mich vorgestern abend in dem Hotelzimmer verschont.«
Sie gelangten zu Trenchs Wagen, einem kastanienbraunen Cutlass. Sekunden später hatten sie sich in den Verkehr eingefädelt und atmeten beide auf.
»Für wen haben die Männer im Bahnhof gearbeitet?« fragte Bane.
»Für Chilgers.«
»Für COBRA …«
»Chilgers ist COBRA, Wintermann. Das eine gibt es nicht ohne den anderen.«
»Dann hat auch Scalia für ihn gearbeitet.«
»Wie auch ich. Bis heute, heißt das.«
»Sie haben die Seiten gewechselt.«
»Ich habe überhaupt keine Seiten, Wintermann. Ich arbeite für den, der mich bezahlt, bis mein Auftraggeber seine Grenzen erreicht oder ich die meinen.«
»Und was trifft in diesem Fall zu?«
»Beides, Chilgers ist zu weit gegangen. Man muß ihn aufhalten.«
»Und wer bezahlt Sie dafür?«
Trench verspannte sich, als auf beiden Seiten seines Wagens zwei Taxen aufschlossen. Als die Verkehrsampel auf Grün umsprang, fuhren sie weiter. »Ich arbeite an dieser Sache für mich selbst, Wintermann. Wenn ich nicht an Chilgers herankomme, wird er mich beseitigen lassen, nun, da ich seine Pläne durchkreuzt habe. Es ist eine Frage des Überlebens.«
Banes Blick wurde kalt. »Und was für eine Frage war das, als Sie Jake Del Gennio einen Besuch abstatteten?«
Trench schaute kurz zu ihm hinüber. »Ich hatte keine Wahl. Das müßten Sie besser als jeder andere verstehen.«
Bane schüttelte den Kopf. »Ich bin schon seit langem mit dieser Art von Leben fertig«, sagte er
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