Das Vortex Fiasko
Wintermann.«
»Ich höre.«
»Vor fünf Jahren, in Berlin … da sollten Sie mein Ziel sein.«
»Ich weiß. Ein anderer ist an meiner Stelle dorthin geflogen.«
»Sie verstehen nicht. Ich wurde von … gewissen Stellen Ihrer Regierung beauftragt, den Auftrag auszuführen.«
»Was?«
»Ich dachte, Sie hätten es nach all den Jahren geahnt.«
Der Schock traf Bane wie einen Schlag in den Magen. »Wer?« fragte er verbittert. »Wer hat Ihnen den Auftrag erteilt, Trench?«
»Diese Männer haben keine Gesichter, Wintermann. Jemand ganz oben wollte Sie töten oder kaltstellen lassen, Sie aus dem Spiel nehmen. Sie beharrten darauf, in den aktiven Dienst zurückzukehren. Das Risiko dafür war zu groß. Wären Sie gefangengenommen worden, hätten Sie zuviel gewußt.«
»Jorgenson«, murmelte Bane.
»Nein. Es war jemand, der in der Regierungshierarchie weit über Jorgenson stand. Vielleicht läßt sich nach all diesen Jahren nie mehr herausfinden, wer es war. Aber es gibt noch eine Chance. Vielleicht kann Jorgenson Ihnen helfen. Ihm können Sie immer noch mehr vertrauen als den anderen. Noch ein Grund, ihn aufzusuchen«, sagte Trench mit fast väterlichem Ton, und der Altersunterschied zwischen ihnen ließ die Worte durchaus angemessen klingen.
»Wie haben Sie es eigentlich geschafft?« fragte Bane ihn. »Wie konnten Sie so lange im Spiel bleiben?«
Trench setzte zu einem Kichern an, seufzte dann jedoch. »Ich habe mich niemals mit Ländern oder Ideologien identifiziert. Die Politik ist nur dazu gut, ein Gewissen zu entwickeln, und in unserem Geschäft ist ein Gewissen eine unerträgliche Last. Sie waren der Beste, Wintermann, doch Sie haben sich mit etwas identifiziert. Sie spielten nur für eine Seite, weil Ihnen an dieser Seite wirklich etwas lag, und das hat Sie schließlich vernichtet. Der Osten, der Westen; der Kommunismus, die Demokratie – das ist doch alles gleich. Das eine ist wie das andere. So oder so, für mich war die Moral nie ein Problem. Sobald die Moral mitmischt, übernehmen die Gefühle. Man zögert, zweifelt, denkt zuviel. Die Zeiten ändern sich nicht, nur die Politik. Eliminiert man die Politik, wird man zeitlos. Es ist immer eine Nachfrage nach unserer Art Arbeit vorhanden, wenn man sich seine Auftraggeber nicht mit dem Gewissen aussucht.«
»Haben Sie mir in der Penn Station das Leben etwa aus Gewissensgründen gerettet?«
»Vielleicht. Oder vielleicht auch aus den gleichen Gründen, die Sie in dem Hotelzimmer davon abgehalten haben, mich zu töten. Wir messen uns mit der gleichen Waagschale. Ein jeder von uns ist eine Berechtigung für die Existenz des anderen. Wir sind anders, aber trotzdem gleich, zwei Anachronismen, die beide über ihre zugestandene Zeit hinaus gelebt haben. Wir sind die Besten, doch die Besten sehnen sich nach Wettstreit, Konkurrenz.«
»Wir sind keine Rivalen mehr.«
»Sie haben natürlich einen Unterschlupf.«
Bane nickte. »Den bestmöglichen. Ein Toter wohnt dort.«
»Da ist ein Problem«, sagte Bane, als sie das Haus erreicht hatten, in dem ›The Bat‹ wohnte. »Der Mann, der uns Deckung gibt, ist der, den Sie in Berlin zum Krüppel gemacht haben.«
»Harry Bannister?«
»Genau der. Jemand hat heute versucht, ihn auszuschalten, den Hit jedoch vermasselt. Der Schütze wußte nicht, daß Harry im Rollstuhl sitzt.«
»Er ist nicht mehr aktiv, oder?«
»Nein, er arbeitet jetzt an einem Computer, was bedeutet, daß er uns helfen könnte, mehr darüber zu erfahren, worum es bei Vortex geht.«
Als Trench Bane in die Wohnung folgte, betrachtete Harry ›The Bat‹ ihn mit verschwommenem Wiedererkennen. Dann wölbten sich seine Augen vor, und sein Kopf schnappte zurück gegen die Lehne des Rollstuhls. Seine Hand griff nach der Magnum.
»Gott im Himmel …«
Bane hatte ihn erreicht, bevor er die Waffe vom Schoß heben konnte, und hielt seine Hand fest. »Hör mir zu, Harry, er ist jetzt auf unserer Seite.«
»Auf deiner vielleicht, aber nicht auf meiner!« Und die linke Hand Bannisters griff nach einer anderen seiner Pistolen.
Bane hielt auch diese fest. »Er hat mir heute das Leben gerettet, Harry.«
»Und mir meins vor fünf Jahren versaut. Erwartest du, daß ich das einfach vergesse?«
»Genausowenig, wie ich erwarte, daß du vergißt, daß Janie heute getötet und Davey gekidnappt wurde. Und Trench kann uns helfen, an die Leute heranzukommen, die dahinterstecken.«
Bannisters Augen füllten sich mit Tränen. »Dieser verdammte Hurensohn hat mir
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