Das Wagenrennen
Mitglieder seines Haushalts getötet habe. Und, Thraxas, wenn du diesen Auftrag annimmst, dann siehst du mich nie wieder.«
»Ich nehme ihn natürlich nicht an!«, beeile ich mich nachdrücklich zu versichern. »Die Leute reden schon von dem Unglück, das über Turai hereinbrechen wird, weil wir orgkische Botschafter hier haben. Wenn jetzt noch mehr von ihnen kommen, wird man ihnen die Schuld für alles, was passiert, in die Schuhe schieben. Sei es an einer zerbrochenen Tasse oder an einem Kindstod. Senator Lohdius’ Volkspartei wird die Bevölkerung nicht einmal zu einem Aufstand anstacheln müssen. Das macht die ganz von alleine. Und jeder, der versucht, die Orgks zu beschützen, wird sehr schnell feststellen, wie wenig lebenswert sein Dasein noch ist. Er wird der meistgehasste Mann in der Stadt werden. Ich soll einen Orgk beschützen? Ohne mich!«
Zitzerius beugt sich vor. »O doch, Thraxas, das werdet Ihr. Sonst verliert Ihr Eure Detektivlizenz.«
»Das ist nicht gerecht!«
»Nicht gerecht? Ich bezweifle, dass der König sich über so eine unbedeutende Ungerechtigkeit übermäßig den Kopf zerbrechen wird, wenn seine ausdrücklichen Wünsche ignoriert werden. Ich selbst würde zwar keine Übertretung des Gesetzes zulassen, aber denkt nach. Ihr seid erst kürzlich rechtskräftig verurteilt worden, weil Ihr einen Beamten des Königs angegriffen habt. Und im Moment seid Ihr auf Bewährung frei und steht unter dem Verdacht, Senator Mursius ermordet zu haben. Es wäre vollkommen angemessen und gerecht, Eure Lizenz einzuziehen. Ich werde aber ein Auge zudrücken, vorausgesetzt, Ihr entsprecht meinen Wünschen. Und darüber hinaus werdet Ihr gut bezahlt.«
»Denkt Ihr denn gar nicht daran, dass Orgks heimtückische, hinterhältige und mörderische Tiere sind, die uns liebend gern vom Angesicht der Erde hinwegfegen würden?« Ich koche vor Wut.
»Im Augenblick sehen wir das anders«, antwortet der Vizekonsul. »Wir brauchen das Kupfer.«
Ich frage ihn, wann die Orgks ankommen.
»Der Wagen wird in etwa einer Woche per Schiff gebracht. Lord Rezaz befindet sich bereits in der Stadt. Sein Wagenlenker ebenfalls. Wir haben sie vor ein paar Tagen diskret hereingeschafft. Aber erwähnt das ja niemandem gegenüber.«
Ich werde mich hüten. Der Gedanke, dass Rezaz, der Schlächter, sich wirklich in diesem Moment in Turai aufhält, lässt mich vor Wut zittern.
Zitzerius wendet sich an Makri. »Wie geht es Professor Toarius?«
»Wie bitte?« Makri ist überrascht.
»Eurem Professor an der Innungshochschule. Wie ich höre, mag er Euch nicht besonders.«
»Woher wisst Ihr das?«
»Er hat es mir erzählt, als er letzte Woche mit mir zusammen zu Abend gegessen hat.«
Makri tritt unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Die Wendung, die das Gespräch nimmt, gefällt ihr ganz und gar nicht.
»Er schätzt es wohl nicht sonderlich, wenn Frauen die Innungshochschule besuchen, und würde es lieber sehen, wenn Ihr fernbliebet. Er kann Euch jederzeit durchfallen lassen, und genau das hat er auch vor.«
»Aber ich bin eine gute Studentin!«
»Das bezweifle ich nicht. Bedauerlicherweise hat der Professor aber das letzte Wort in dieser Sache. Schließlich überstrahlt sein akademischer Ruf den aller anderen an der Hochschule. Er wurde vom Konsul höchstpersönlich von der Kaiserlichen Universität dorthin versetzt, um den niederen Klassen zu schmeicheln. Wenn er sich weigert, Euch bestehen zu lassen, werdet Ihr nicht versetzt. Wenn das geschieht, werdet Ihr niemals die Qualifikation bekommen, die Ihr für den Besuch der Kaiserlichen Universität braucht.«
Makri macht einen Schritt auf Zitzerius zu. Sie sagt ihm geradeheraus, dass es ihr gar nicht gefällt, wenn sie zu etwas erpresst wird. Zitzerius antwortet mit einem gelassenen Schulterzucken. Ihm ist augenscheinlich egal, ob ihr das gefällt oder nicht.
»Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr mich an die Universität bringt, wenn ich Euch helfe?«
»Nein. Die Kaiserliche Universität akzeptiert keine Frauen. Und auch niemanden, der Orgk-Blut in seinen Adern hat. So etwas könnte ich Euch nicht versprechen. Aber ich werde Professor Toarius überreden, Euch an der Hochschule bestehen zu lassen. Vorausgesetzt natürlich, dass Eure Arbeit akzeptabel ist. Wie ich aus anderen Quellen höre, sind Eure Leistungen tatsächlich recht ansehnlich.«
Zitzerius steht auf. »Und wenn es dann dazu kommt, werde ich mich vielleicht überzeugen lassen, meinen Einfluss geltend zu machen, was
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