Das Wagenrennen
Eure Zulassung an der Kaiserlichen Universität angeht. Vielleicht bin ich bis dahin ja Konsul. Zufälligerweise bin ich ebenfalls ein sehr guter Freund des Professors, der für die Zulassungen verantwortlich ist. Wer kann schon voraussagen, wie er reagiert, wenn der Konsul der Institution zusätzliche Mittel in Aussicht stellt? Bis dahin, lebt wohl. In den nächsten Tagen schicke ich Euch meinen Assistenten mit den Einzelheiten meines Ersuchens.«
Er geht hinaus.
Makri schreit vor Wut und schleudert ihr Schwert mit der Klinge voran in mein Sofa.
»Ich weigere mich, einen Orgk zu beschützen!«, schreit sie.
»Ich auch«, stimme ich ihr zu.
Wir zünden uns jeder eine Thazisrolle an, um uns zu beruhigen. Ich taste unter dem Schreibtisch nach meinem Vorrat an Kleeh, dem Schnaps, der hier gebrannt wird. Es gibt Momente, in denen Bier nicht genügt. Der Kleeh brennt mir in der Kehle. Makri verzieht ihr Gesicht und reicht mir das Glas, damit ich es nachfülle. Wir sitzen schweigend da und denken über die Ereignisse des Tages nach. Der Regen hämmert gegen die Fensterläden. Es wird langsam dunkel. Nach einer Weile bricht Makri das Schweigen.
»Was willst du machen, wenn man dir deine Lizenz wegnimmt?«
»Das weiß ich nicht. Und was wirst du tun, wenn du bei den Prüfungen in der Hochschule durchfällst?«
»Das weiß ich nicht.«
Wir bleiben eine Weile schweigend sitzen und rauchen mehr Thazis.
»Es ist nicht fair«, sagt Makri schließlich. »Ich will keinen Orgk beschützen.«
»Ich auch nicht.« Ich seufze. »Aber es sieht aus, als hätten wir keine Wahl. Vielleicht müssen wir ja gar nichts tun. Wenn die Orgks keine Probleme haben, wird Zitzerius unsere Dienste nicht brauchen.«
»Und wie wahrscheinlich ist das?«
»Nicht sehr wahrscheinlich«, gebe ich zu. »Sobald der Wagen ankommt, wird sich die ganze Stadt aufregen. Der Schlächter wird in Stücke gehauen werden, und wir bekommen dann die Aufgabe, der Sache nachzugehen.«
Damit will eigentlich keiner von uns etwas zu tun haben, aber Zitzerius hat uns keine Wahl gelassen.
Ich schenke uns noch etwas Kleeh nach. Makri schüttelt sich, als sie ihn herunterkippt.
»Warum kaufst du dieses Feuerwasser?«
»Das ist erstklassiger Kleeh. Und er tut einem gut. Weißt du, ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass merkwürdige Dinge passieren können. Aber ich hätte niemals erwartet, dass ich irgendwann Kindermädchen für einen Orgk-Lord beim Turas-Gedächtnis-Rennen spielen würde. Ich bin müde. Ich sollte mich lieber schlafen legen, bevor noch etwas Schlimmeres passiert.«
Jemand klopft leise an die Außentür. Sie geht auf. Herein marschiert die zierliche, dunkel gekleidete Marihana. Ich grabsche verzweifelt nach meinem Schwert. Marihana ist die Nummer drei der Meuchelmördergenossenschaft. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat sie den Abt eines Tempels von Kampfmönchen mit einem Wurfpfeil niedergestreckt. Sie hat ihn schneller ins Paradies geschickt, als er erwartet hatte. Ich bereite mich darauf vor, mich zu verteidigen.
»Entspann dich, Detektiv«, sagt sie mit ihrer leisen Stimme. »Wäre ich geschäftlich hier, hätte ich nicht angeklopft.«
Ich starre sie an und habe mittlerweile das Schwert richtig herum in der Hand. »Was willst du dann hier?«
»Ich will Makri besuchen.«
»Einfach nur … besuchen?«
»Richtig.«
Marihana schaut Makri an. Die wirkt verwirrt, steht aber auf und geht mit Marihana auf ihr Zimmer. Merkwürdig. Ich wusste gar nicht, dass Meuchelmörder auch private Kontakte pflegen.
Im nächsten Moment fliegt die Tür auf. Ich wirble herum, um mich dem neuen Eindringling zu stellen. Es ist Sarija, Witwe des verstorbenen Senator Mursius. Sie stolpert und fällt der Länge nach hin. Sie ist nass bis auf die Knochen. Ihr Gesicht ist hager und gelblich. Außerdem stinkt sie nach Boah, ein Geruch, der selbst unter den verschiedenen unerfreulichen Düften auszumachen ist, die von der Straße in mein Büro dringen.
»Ich will Euch engagieren, den Mörder meines Ehemanns zu suchen.« Mit diesen Worten wird sie in meinen Armen ohnmächtig. Ich lege sie aufs Sofa, gehe zur Tür, schließe sie und murmele meinen Schließbann. Zusätzlich verbarrikadiere ich sie mit einem Stuhl.
»Es ist mir egal, wer es ist«, knurre ich. »Aber hier kommt heute Nacht jedenfalls keiner mehr herein.«
Da fällt mir auf, dass jemand einen Umschlag unter der Tür hindurchgeschoben hat. Wann ist das passiert? Ich hebe ihn auf und lese die
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