Das Wagenrennen
überzeugt, dass es Sarija morgen früh wieder gut geht. Also decke ich sie zu und lasse sie auf dem Sofa liegen. Danach verabschiede ich mich von Makri und Tanrose, gehe in mein Schlafzimmer, verschließe die Tür, versiegle sie mit einem Bann und gehe schlafen. Für heute reicht es mir. Bedauerlicherweise schlafe ich sehr schlecht. In meinen Träumen marschieren gewaltige Orgk-Armeen durch die Ödnis. Sie werden von Rezaz, dem Schlächter, angeführt und sind unterwegs, um Turai zu vernichten.
Ich wache verschwitzt auf und werde von der Hitze der Stadt beinah erdrückt. Ich höre noch die Schreie meiner Kameraden, als sie unter den Klingen der Orgks und den Angriffen ihrer Zauberer fallen. Ich war damals ein einfacher Soldat. Ghurd hat neben mir gekämpft, nachdem er sich als Söldner bei uns verpflichtet hatte. Wir standen neben Mursius und einigen wenigen Überlebenden, hielten grimmig durch, den Tod vor Augen. Eine bunt gemischte Gruppe von Überlebenden der verschiedenen Regimenter war am Ostwall postiert worden, um ihn zu verteidigen, bevor er von den Katapulten und dem Drachenfeuer der Angreifer in Stücke gehauen wurde. Kemlath Orgk-Schlächter war damals bei uns. Trotz seiner jungen Jahre hatte er sich bereits einen beachtlichen Ruf wegen der zerstörerischen Macht seiner Zauberei errungen. Er hatte viele Orgk-Bataillone mit seiner Magie zerstreut und vernichtet. Aber schließlich war seine Zauberkraft erschöpft, und nun stand er nur mit einem Schwert bewaffnet neben uns. Er schlug sich jedoch tapfer und war für einen Zauberer ein sehr guter Kämpfer.
Ich erinnere mich auch noch an Hauptmann Rallig, der damals auch noch ein einfacher Soldat war. Sein langes goldblondes Haar hatte er zu einem Zopf zurückgebunden. Er war gerade dabei, Steine auf unsere Feinde zu werfen, ein letztes Aufflackern des Widerstands. Sein Speer war zerborsten und sein Schwert bei dem letzten Angriff zersprungen. Gerade als die Orgks ansetzten, uns zu überrennen, ertönten elfische Fanfaren. Ihr Schmettern war trotz des fürchterlichen Schlachtlärms deutlich zu hören. Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben und wurden nun doch noch durch die Ankunft des Elfenlords Fidel-al-Ambra gerettet. Er befehligte die Vereinten Elfischen Streitkräfte der Südlichen Inseln, die in der Nacht die Seeblockade der Orgks durchbrochen hatten und unmittelbar vor den Mauern der Stadt gelandet waren.
Als die Elfen die orgkische Armee so plötzlich in deren Rücken angriffen, löste sich diese in heilloser Flucht auf. Die Elfen hetzten viele von den Orgks zu Tode. Die meisten von uns Verteidigern waren jedoch zu schwer verwundet oder zu erschöpft, um sich daran zu beteiligen. Ich weiß nur noch, dass ich einen Krug mit Kleeh aus einer brennenden Kaschemme rettete und mich so betrank, dass Ghurd mich stützen musste, als der Konsul kam, um uns für unsere heldenhaften Bemühungen zu gratulieren.
Und jetzt schicken Rezaz, der Schlächter, und Fidel-al-Ambra ihre Streitwagen gegeneinander ins Rennen. Was für Zeiten!
Ich kann nicht wieder einschlafen. Wer hat Mursius getötet? Und warum? Nur wegen der gestohlenen Kunstwerke? Die scheinen mir kaum einen ausreichenden Grund zu liefern. Was hat er überhaupt in dem Lagerhaus gewollt? Es ist durchaus möglich, dass er einige Kunstwerke irgendwie selbst aufgespürt hat und von dem Dieb ermordet worden ist, damit er ihn nicht identifizieren konnte. Aber so richtig bin ich davon nicht überzeugt. Außerdem: Was ist danach mit den Kunstwerken passiert? Ich weiß, dass sie mittels Zauberei aus dem Lagerhaus verschwunden sind, aber das ergibt keinen Sinn. Jeder Zauberer, der mächtig genug ist, um so etwas zu bewerkstelligen, hat es einfach nicht nötig, herumzulaufen und ein paar Statuen und Gemälde zu stehlen. Er wäre längst stolzer Besitzer einer eigenen Sammlung.
Zum Glück gibt es nicht viele kriminelle Zauberer hier in der Gegend. Die Zaubererinnung kontrolliert ihre Mitglieder streng. Allerdings ist da noch Georgius Drachentöter. Er scheint das Gesetz zu übertreten, wann immer es ihm passt, obwohl er bis jetzt noch nie wegen eines Verbrechens verurteilt worden ist. Ich vermute stark, dass die Todesdrohungen von ihm stammen. Das sind die kleinen armseligen Bosheiten, die er genießt. Vielleicht sollen sie mich von seinen ruchlosen Plänen ablenken. Aber er verschwendet seine Zeit. Ich habe sowieso keine Ahnung, wie seine ruchlosen Pläne aussehen.
Ich höre dem prasselnden Regen zu. In
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