Das Wagenrennen
Schlächter! Er war einer der wildesten und blutrünstigsten Kriegslords, die jemals menschliche Siedlungen verwüstet haben. Und zu unserem Pech war er auch einer der gerissensten Generäle, die jemals eine menschliche Armee vernichtet haben. Er war der bei weitem beste Kommandeur in der Armee von König Bergamotz, dem Fürchterlichen, der alle orgkischen Länder vereinigt und sie gegen uns geführt hat. Ich schlage mit der Faust auf den Tisch.
»Mehr braucht Ihr gar nicht zu sagen, Vizekonsul. Sagt mir nur, was ich zu tun habe, und betrachtet die Sache als erledigt. Ich werde verhindern, dass dieser Orgk die Stadt überhaupt erreicht. Ihr könnt Euch vollkommen auf mich verlassen!«
Zitzerius bedenkt mich wieder mit diesem stählernen Blick. »Das ist aber nicht das, was ich von Euch will. Ich will nicht, dass Ihr ihn daran hindert, die Stadt zu erreichen. Sondern ich engagiere Euch, damit Ihr Euch um die Orgks kümmert, solange sie hier sind. Es wird vielleicht Versuche geben, ihren Wagen zu sabotieren. Ich brauche jemanden, der das verhindert und dafür sorgt, dass man sie korrekt behandelt.«
Es kommt nicht oft vor, dass ich sprachlos bin. Aber jetzt fehlen mir die Worte. Ich kann nicht einmal meine Lippen bewegen. Ich stehe nur da und überlege, wer von uns jetzt verrückt geworden ist. Makri geht es nicht besser. Sie hat sogar ihr Schwert gezogen und sieht sich misstrauisch um, als erwarte sie, dass jeden Moment ein Orgk hereinkommen könnte.
»Anscheinend überrascht Euch das«, sagt Zitzerius in das Schweigen.
Ich fühle mich ganz schwach, taste nach meinem Bier und versuche, eine Antwort zu formulieren. Gleichzeitig suche ich nach Anzeichen von Zauberei, falls der Mann vor mir vielleicht gar nicht wirklich Zitzerius ist, sondern ein magischer Hochstapler, der mich foppen soll. Schließlich stammle ich ein paar Worte. »Das meint Ihr doch nicht im Ernst. Rezaz, der Schlächter, kann doch nicht wirklich einen Wagen im Turas-Gedächtnis-Rennen melden! Und wenn doch, könnt Ihr unmöglich von mir erwarten, Kindermädchen für einen Orgk zu spielen! Schon gar nicht für diesen Orgk. Er hat die Angriffe angeführt, bei denen die Bresche in die Mauer geschlagen wurde. Ich war dabei. Und ich habe fast alle meine Bekannten an die Soldaten dieses Schlächters verloren.«
»Die Zeiten ändern sich«, gibt der Vizekonsul zurück.
»Ich weiß, ich weiß. Aber so sehr nun auch wieder nicht. Gut, wir haben gerade Frieden, aber für wie lange? Der Botschafter der Orgks zeigt sich nie in der Öffentlichkeit, weil er fürchtet, einen Aufstand zu verursachen. Und dieser Orgk-Lord will mitten ins Stadion Superbius hineinmarschieren und einen Wagen melden? Warum? Und was hält der König davon?«
»Der König befürwortet diese Idee nachdrücklich. Versteht Ihr, Thraxas, eine Stadt zu regieren zwingt uns zu vielen merkwürdigen Allianzen. Und zufällig ist es in diesem Moment wichtig für Turais Interessen, dass wir gute Beziehungen mit Lord Rezaz Caseg aufrechterhalten. Wusstet Ihr, dass die Erkundung und Erforschung verschiedener Erzvorkommen im äußersten Nordosten unseres Landes ein derartiges Ausmaß angenommen haben, dass wir demnächst einige neue Kupferminen eröffnen werden?«
»Nein.«
»Die Erschließung wurde seit einigen Jahren kontinuierlich betrieben und zahlt sich jetzt endlich aus. Ihr werdet zugeben, dass dies für unseren Stadtstaat immens wichtig ist. Da wir so klein sind, hängt unsere Sicherheit von unserem Wohlstand ab. Natürlich seid Ihr darüber im Bilde, dass es seit einigen Jahren Grenzstreitigkeiten mit Nioj gibt?«
Nioj ist unser nördlicher Nachbar und findet immer irgendeinen Grund, um einen Grenzstreit vom Zaun zu brechen. Beide Nationen haben Goldminen an unseren gemeinsamen Grenzen, und sie würden sie nur allzu gern in ihre Hände bekommen. Vor dem letzten Orgk-Krieg hat Nioj sogar Turai überfallen. Nur die Kriegserklärung der Orgks hat diesen Waffengang beendet, weil wir Menschen gezwungen waren, unsere Fehden zu vergessen und uns gegen den gemeinsamen gefährlichen Feind zu vereinen.
»Es ist jedenfalls wieder ein neuer Streit über dieses Gebiet aufgeflammt. Obwohl die Kupfervorkommen sich ganz eindeutig auf einem Gebiet befinden, das historisch zu Turai gehört, ist Nioj dort eingedrungen und hat vielleicht sogar vor, das Land für sich selbst zu beanspruchen.«
Zitzerius zieht eine Landkarte aus seiner Toga und breitet sie auf meinem Schreibtisch aus. Er deutet auf das
Weitere Kostenlose Bücher