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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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stoße. Doch das tue ich nur sehr selten.
    Wie der Zufall es wollte, erfuhren unsere beiden Karrieren etwa zur selben Zeit einen drastischen Einbruch. Während ich von meinem Posten als Hoher Ermittler der Palastwache gefeuert wurde, verlor der Hauptmann seine beschauliche Stellung im Justizdomizil. Es hatte etwas mit den politischen Machenschaften von Rhizinius zu tun, der damals noch Vizekonsul war. Der Hauptmann landete wieder beim Streifendienst, was ihm überhaupt nicht gefällt. Die kleine Wachstation am Hafen ist außerdem alles andere als ein betulicher Ort und ganz gewiss keine angemessene Belohnung für einen Mann, der tapfer für seine Stadt gekämpft hat. Aber in diesem korrupten Moloch, zu dem Turai degeneriert ist, werden nur jene befördert, die gute Beziehungen haben, und nicht jene, die der Stadt gut gedient haben. Das versetzt den Hauptmann so gut wie immer in schlechte Laune, und die Woge von Verbrechen, die durch Boah ausgelöst wurde, tut ein Übriges.
    Meistens freue ich mich, meinen alten Kampfgefährten zu sehen, auch wenn sein Besuch größtenteils Kummer verheißt.
    »Du steckst in der Gülle«, begrüßt mich Hauptmann Rallig denn auch prompt.
    »Gülle ist meine zweite Natur«, erwidere ich verbindlich.
    Aber das bringt mir nicht mal ein Lächeln ein. »Sagt dir der Name Lisox etwas?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Ein kleiner Schläger. Wir haben ihn eben erst tot in einer Gasse gefunden, nicht weit von hier. Er hatte eine Messerwunde in der Brust. Laut unseres medizinischen Experten war es eine Wunde von einem Wurfmesser, keine Stichwunde. Es gibt nicht viele, die ein Messer so genau werfen können, Thraxas. Es ist eine hohe Kunst.« Er schaut mich scharf an.
    »Viele Männer haben das in der Armee gelernt«, erinnere ich ihn.
    »Aber nicht viele können es so gut wie du.«
    »Ich glaube, es war die Bruderschaft. Sie haben hier in der Gegend ein Monopol auf Verbrechen. Ihr wisst doch, wie sehr sie es hassen, wenn sich irgendwelche unabhängigen Kerle hier hereinzudrängen versuchen.«
    »Würdest du dein Messer herausgeben, damit ein Zauberer es untersuchen kann?«
    »Aber natürlich. Leider habe ich mein Messer seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Ich habe es verloren und bin noch nicht dazu gekommen, es zu ersetzen.«
    »Vielleicht sollten wir dann lieber einen Zauberer der Garde vom Justizdomizil kommen lassen, damit er die Aura des Leichnams untersucht. Vielleicht findet er ja eine Verbindung zu deinem Büro.«
    »Nun kommt schon, Hauptmann. Das Justizdomizil schickt doch keinen Erste-Klasse-Zauberer los, damit er die Aura von irgendeinem toten Vagabunden untersucht, der in Zwölf Seen gefunden wurde.«
    »Wahrscheinlich nicht«, pflichtet mir Hauptmann Rallig bei. Er ist eben Realist. »Warum erzählst du mir nicht einfach, was los war?«
    Ich schweige still.
    »Was sollte das eigentlich, irgendwelche Orgks in Ferias zu melden?«
    Damit überrascht er mich. »Ich habe welche getroffen. Ihr erwartet doch nicht, dass ich sie ignoriere?«
    »Jedenfalls hat kein anderer sie gesehen. Ich habe gehört, dass Kemlath Orgk-Schlächter selbst dort war. Wenn er sagt, dass dort keine Orgks gewesen sind, sind dort keine Orgks gewesen.«
    Der Hauptmann wirkt nachdenklich. Ich weiß, dass er im Moment ähnliche Erinnerungen durchlebt wie ich. Erinnerungen an den jungen Kemlath und wie er mit uns an der Mauerbresche gekämpft hat.
    »Ihr wisst ja, Hauptmann, dass ich mir so eine Geschichte nicht ausdenken würde. Ich weiß nicht, warum Kemlath keine Spur gefunden hat. Jemand muss die Gegend mit Zauberei gesäubert haben. Es tat gut, den alten Kemlath wieder zu sehen. Erinnert Ihr Euch noch an den Tag, als er einen Kriegsdrachen heruntergeholt hat und Ghurd wütend war, weil er sein Zelt platt gemacht hat?«
    »Vergiss diese Kriegsgeschichten. Was wolltest du überhaupt da draußen in Ferias?«
    »Ich habe für Senator Mursius gearbeitet. Abgesehen davon fällt Ferias nicht in Eure Zuständigkeit.«
    »Der Senator ist im Hafen ermordet worden. Das gehört zu meinem Gebiet. Und Präfekt Drinius glaubt, dass du ihn getötet hast.«
    »Was wissen Präfekten schon von irgendwas?«
    »Drinius ist wesentlich klüger als Calvinius. Wieso hast du eigentlich plötzlich den Vizekonsul auf deiner Seite?«
    »Zitzerius ist immer bereit, einem ehrlichen Bürger zu helfen.«
    »Eben. Und warum hilft er dir dann?«
    Darauf erübrigt sich eine Antwort. Ich biete dem Hauptmann ein Bier an, aber er möchte

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