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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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einen Zauberer zu Hilfe zu nehmen. Anscheinend fürchtet er, dass jeder Zauberer ihn in die Wüste schicken würde, wenn er ihn bitten würde, einen Gebetsteppich zu suchen. Die Wahre Kirche in Turai verfolgt jede Zauberei mit äußerstem Misstrauen, infolgedessen hütet sich die Zaubererinnung vor jeder Aktion, die möglicherweise als blasphemisch interpretiert werden könnte. Trotzdem verspricht er mir, zu versuchen, die Hilfe eines Zauberers zu bekommen. Allerdings rät er mir, mittlerweile ruhig schon mal mit den Nachforschungen anzufangen.
    »Wer wusste, dass Lord Rezaz in Turai ist?«
    »Der König und seine Familie. Der Konsul und ich. Das sind alle, abgesehen einmal von dem Bataillon, das ihn in die Stadt begleitet hat. Doch das sind die loyalsten Truppen, über die der König verfügt.«
    In Turai sind nur wenige Menschen so loyal, dass man sie nicht kaufen kann. Natürlich sage ich das nicht laut, weil ich uns nicht vor einem Orgk schlecht machen will. Ich wende mich an Rezaz.
    »Gut. Ihr weiht mich besser in die Einzelheiten ein.«
    Er sieht mich unbewegt an.
    »So was tun Detektive. Sie lassen sich Einzelheiten schildern. Habt Ihr in Eurem Land keine Detektive?«
    »Nein«, antwortet der Orgk-Lord. »Bei uns gibt es nichts zu ermitteln. Und in meinem Land wäre auch keiner so dumm, den Gebetsteppich meines Wagenlenkers zu stehlen.«
    Ich lasse mir noch mehr Informationen geben. Und ich trinke noch mehr Wein. Es ist ein ausgezeichneter Jahrgang. Bald kommt es mir auch nicht mehr so schlimm vor, mit drei Orgks in einem Raum zu sein. Schließlich verabschiede ich mich. Während Zitzerius mich zur Tür begleitet, hält er mir einen Vortrag über die Bedeutung dieser Angelegenheit. Allmählich gewinne ich den Eindruck, dass Zitzerius es geradezu genießt, wenn er mir einen Vortrag über die Bedeutung von irgendeiner Angelegenheit halten kann.
    Zu Hause wartet Kerk vor meiner Tür auf mich. Er wirkt wie ein Mann, der dringend Boah braucht. Selbst der Regen kann den Gestank nicht ganz aus seinen Kleidern waschen.
    Er hat mir eine kleine Bronzetasse mitgebracht, die gerade erst bei einem der zahllosen Hehler von ZwölfSeen aufgetaucht ist. Er glaubt, dass sie aus Mursius’ Sammlung stammen könnte. In Wirklichkeit hat er nicht den blassesten Schimmer, woher sie stammt. Er hat mir einfach das erste einigermaßen passende Ding mitgebracht, das ihm in die Finger gefallen ist. Um sich ein bisschen Geld zu beschaffen. Ihm wäre es sogar völlig gleichgültig, wenn die Tasse erst gestern hergestellt worden wäre.
    Ich mache ihm deutlich, dass ich nicht beeindruckt bin, zahle ihm jedoch eine kleine Summe für seine Mühe. Als er weg ist, lächle ich zufrieden. Ich erinnere mich an diese Tasse. Sie war bei den Gemälden und den Skulpturen in dem Lagerhaus.
    »Sie stammt aus dem letzten Jahrhundert, aus dem fernen Samserika, wenn ich mich nicht irre«, erkläre ich Makri. »Sie gehörte Mursius. Ich glaube sogar, dass er mir damit einmal auf den Kopf geschlagen hat, als ich während des Wachdienstes eingeschlafen bin.«
    »Sicher, Thraxas, du weißt ja, dass ich immer an deinen Kriegsgeschichten interessiert bin. Hast du das Wettformular schon angesehen?«
    »Makri, deine Verwandlung von einer strengen Moralistin zu einer Zockerin der Rennbahn geschieht etwas plötzlich. Gib mir eine Chance, mich langsam daran zu gewöhnen.«
    »Dazu haben wir keine Zeit«, erwidert Makri. »Ich muss bald diese sechzig Gurans übergeben. Die Frauen fangen schon an zu reden.«
    Ich hole das neueste Wettformular von Mox hervor. Es ist feucht, wie im Augenblick alles in der Stadt. Makri und ich müssen mehr bezahlen, wenn wir die Formulare mitnehmen. Papyrus ist nicht gerade billig in Turai. Und Wettformulare werden, wie zum Beispiel auch die Exemplare von Der Berühmte und Wahrheitsgetreue Chronist, von einem Schreiber verfasst und dann von einem Zauberer kopiert. In Mox’ Fall von Lehrlingen, was man an den Schreibfehlern unschwer erkennen kann.
    »Mal sehen. Im ersten Rennen gefällt mir gar nichts. Im zweiten auch nicht. Vielleicht im dritten: Schwert der Vergeltung sechs zu vier. Das ist ein guter Wagen.«
    »Was ist mit Burg des Untergangs?«, erkundigt sich Makri misstrauisch. Burg des Untergangs ist der Eins-zu-eins Favorit, und sie scheut vor allem zurück, was riskant erscheint.
    Ich schüttle den Kopf. Eines der Pferde hat sich in der letzten Saison ein Bein verletzt, und ich glaube nicht, dass es sich schon gänzlich erholt

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