Das Wagenrennen
keines.
Rallig ist etwa so alt wie ich, hat sich aber viel besser gehalten. Er ist groß, kräftig und hat breite Schultern. Sein Haar hängt in einem langen Zopf über seinen Rücken. Meines auch, aber meines ist braun, fast grau, und das des Hauptmanns ist immer noch blond. Er ist ein Frauentyp, jedenfalls war er das einmal, bevor ihn die steigende Verbrechensquote so erschöpft hat, dass er zu müde ist, um etwas anderes zu tun, als zu arbeiten und zu schlafen.
»Als die Garde das letzte Mal auf Lisox stieß, arbeitete er für Georgius Drachentöter. Den kennst du doch noch? Vielleicht steuerst du ja gerade volle Kraft den nächsten Fettnapf an, Thraxas. Na, willst du mir vielleicht jetzt etwas erzählen?«
»Da gibt es nichts zu erzählen.«
»Dann komm aber nicht angelaufen und schrei um Hilfe, wenn Georgius dir auf den Hacken sitzt. Und sollte ich feststellen, dass du in diesem Fall aus der Reihe tanzt, komme ich über dich wie ein böser Bann. Ich habe schon genug Probleme, auch ohne dein Zutun.« Er wirft sich seinen schweren, wasserdichten Umhang über die Schultern. »Ich hasse die Heiße Regenzeit. Es schüttet wie aus Eimern, und ich schwitze trotzdem wie ein Schwein. Sollte ich noch einmal durch den Quintessenzweg waten müssen, um dir einen Besuch abzustatten, werde ich alles andere als erfreut sein.«
Dieses Wetter sollte eigentlich verboten werden. Wir schreiben den dreizehnten Tag der Heißen Regenzeit. Siebzehn liegen noch vor uns. Makri hatte Recht. Was für ein unmöglicher Ort für die Gründung einer Stadt.
Ich überdenke die Neuigkeiten. Georgius Drachentöter. Er ist ein mächtiger Zauberer. Zwar nicht nach den Maßstäben der ganz Großen, aber er ist wesentlich mächtiger als ich. Es scheint sehr wahrscheinlich, dass er hinter den Morddrohungen steckt. Und nun schleicht sich einer seiner Schläger in mein Büro und schreckt die Bewohner auf. Es ist bekannt, dass Georgius mit dem kriminellen Freundeskreis unter einer Decke steckt. Allerdings konnte man ihn nie wegen irgendeiner Sache verurteilen. Dafür ist er viel zu klug und hat zu viele Verbindungen. Ich frühstücke und überlege, was das alles eigentlich soll.
In letzter Zeit hatte ich einige merkwürdige Erlebnisse. Zunächst einmal diese Orgks in Ferias. Dann hat mich Carilis zum Lagerhaus geführt, wo ich den toten Mursius gefunden habe. Ich habe die verschwundenen Kunstwerke gefunden und sofort wieder verloren. Natürlich war da Zauberei im Spiel, auch wenn die Garde keine Spur davon gefunden hat. Und jetzt erhalte ich Morddrohungen. Unwillkürlich betaste ich meinen Glücksbringer, ein Halsband. Es besteht aus Rotem Elfentuch, das eine Barriere gegen Magie bildet. Ich habe das sichere Gefühl, dass Georgius Drachentöter hinter all dem steckt. Wenn das stimmt, werde ich ihn festnageln.
Was wohl Marihana von Makri will? Aber ich kann nicht darüber nachdenken, solange ich mit dem Gebetsteppich beschäftigt bin. Nur, wo soll ich anfangen? Praktisch die ganze Stadt wäre bereit, die Orgks zu sabotieren. Aber eigentlich sollte niemand wissen, wo sie sich aufhalten. Das Sinnvollste scheint mir, herauszufinden, wer dennoch davon wusste.
Ich setze Kuriya ein, ohne Erfolg. Kuriya ist eine dunkle Flüssigkeit aus dem Weiten Westen. In dieser geheimnisvollen Substanz kann ein erfahrener Anwender manchmal Ereignisse sehen, die sich in der Vergangenheit ereignet haben. Es ist unglaublich teuer, und ich habe lange gezögert, bevor ich meinen Vorrat vor einiger Zeit aufgefüllt habe. Trotzdem scheint es eine Verschwendung gewesen zu sein, weil ich eine Niete gezogen habe. Vielleicht gibt es da ja auch nichts zu sehen. Oder aber ich kann mich nicht in die erforderliche Trance versetzen, weil mir so viel im Kopf herumgeht. Wie auch immer, als ich mich hinsetze, mich so gut konzentriere wie möglich und in dieses Becken mit Flüssigkeit starre, sehe ich nichts weiter als ein Becken mit Flüssigkeit.
Man kann dasselbe Kuriya nicht zweimal benutzen. Ich gieße es weg und verfluche die Verschwendung. Anschließend nutze ich meine zauberischen Fähigkeiten, um meinen magischen Regenmantel aufzufrischen, und gehe hinaus.
Es regnet in Strömen. Erst will ich Carilis ausfindig machen und herausfinden, woher sie wusste, dass Mursius’ Kunstwerke in dem Lagerhaus waren. Und danach statte ich Astral Trippelmond einen Besuch ab und zeige ihm die Bronzetasse.
Ein junger Kerl verkauft an der nächsten Straßenecke den Berühmten und
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