Das Wagenrennen
fünfunddreißig Gurans. Bärenköder steht eins zu eins, also wird sie fünfzehn Gurans gewinnen. Damit ist sie fast am Ziel. Ich setze eine ähnlich bescheidene Summe.
Als wir das Wettbüro verlassen, geraten wir in eine große Menschentraube. Die Leute wirken ziemlich fröhlich, jedenfalls so fröhlich, wie man sein kann, wenn die Blitze die Dächer zu versengen drohen und peitschende Regenböen einen an die Hauswände drücken.
»Was ist denn los?«, rufe ich dem nächsten Passanten zu.
»Die Elfen kommen an!«, schreit er durch den Lärm zurück.
Natürlich! Heute sollte das Schiff mit dem Elfenwagen am Hafen anlegen. Alles ist unterwegs zu den Docks. Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Wie jeder echte Wetter möchte ich den Elfenwagen und die Pferde sehen, um mir eine Meinung über ihre Chancen bei dem Rennen bilden zu können. Und es ist nicht nur die Spielleidenschaft, die die Leute aus den trockenen Häusern lockt. Alle mögen die Elfen, und Lord Fidel-al-Ambra wird in Turai immer noch als Held verehrt.
Am Hafen drängeln sich die Menschen und starren sich die Augen aus dem Kopf, um als Erste das Elfenschiff zu entdecken. Man hat sogar ein Podium errichtet, auf dem die Willkommensreden gehalten werden. Keiner scheint sich Sorgen zu machen, dass die Elfen vielleicht nicht rechtzeitig ankommen könnten. Ihre Geschicklichkeit beim Segeln ist berühmt, und vermutlich haben sie Zauberei eingesetzt, um unterwegs die Wogen zu glätten. Auf jeden Fall wird kurz darauf der Schrei laut, dass ein Segel am Horizont zu sehen ist. Die Vorfreude breitet sich wie eine Seuche in der Menge aus. Alle vergessen ihr regendurchnässtes Elend, als die grünen Segel am Horizont größer werden, während sich das Elfenschiff dem Hafen nähert.
Als die Elfen die Segel reffen und in den Hafen steuern, ertönen die ersten Hochrufe, die zu einem lauten Gebrüll anschwellen, als Lord Fidel-al-Ambra selbst an Deck gesichtet wird. Seine Stirn schmückt ein silbernes Band, und sein grüner Umhang weht im Wind. Neben ihm stehen mehrere Diener, alle groß und hübsch anzusehen. Als das Schiff an der Pier anlegt, winken die elfischen Seeleute der Menge zu.
Elfen sind hoch gewachsen, schön, und sie haben goldfarbene Augen. Für gewöhnlich tragen sie Grün. Ihre Ohren laufen am oberen Ende etwas spitz zu. Einen Elf erkennt man sofort. Und es freut mich, sie zu sehen. Noch mehr freut es mich, wenn ich darüber nachdenke, dass die Wetten auf den Elfenwagen möglicherweise so weit steigen, dass es sich lohnt, darauf zu setzen, wenn die Buchmacher dem Orgk-Wagen ebenfalls eine Chance geben.
Konsul Kahlius. Turais wichtigster Beamter, heißt die Elfen im Namen des Königs willkommen. Er steht auf dem Podium, während ein Diener einen Schirm über ihn hält. Aber da der Sturm immer noch heult, kürzt er seine Rede drastisch ab und begrüßt einfach die Elfen in der Stadt. Er dankt ihnen noch einmal für ihre Hilfe in der Vergangenheit, wünscht ihnen viel Glück beim Rennen und verschwindet dann mit Lord Fidel in einem Konvoi offizieller Kutschen. Die Menge applaudiert, und die Leute verrenken sich fast ihre Hälse, um zu verfolgen, wie der Rennwagen ausgeladen wird. Die Pferde schnauben verängstigt, als sie in speziellen Halterungen vom Schiff auf die Pier heruntergelassen werden. Aber die Pferdeknechte der Elfen sprechen mit ihnen und beruhigen sie, bevor sie in einem nahe gelegenen Lagerhaus in Sicherheit gebracht werden. Mir fällt auf, dass es dasselbe Lagerhaus ist, in dem Senator Mursius ermordet worden ist.
Ob unsere frisch angekommenen Elfen wissen, dass sie gegen einen Orgk-Wagen antreten müssen? Ich folge ihnen, als einige junge Elfen den Wagen in das Lagerhaus rollen. Sie sind geschmeidig und kräftig und zeigen keinerlei Nachwirkungen von ihrer langen Reise von den Südlichen Inseln über das raue Meer nach Turai.
Makri hat all das schweigend verfolgt. Sie hat gemischte Gefühle, was Elfen angeht. Einerseits fühlt sie sich zu Elfen hingezogen. Das liegt nicht nur daran, dass sie selbst ein Viertel-Elf ist, sondern auch daran, dass sie alle Männer in Turai für Abschaum hält. Andererseits können Elfen sie mächtig in Rage bringen, weil sie immer sehr abweisend auf ihren Anteil Orgk-Blut reagieren.
Der Wagen ist sicher im Lagerhaus verstaut. Ich stehe an der Tür und spähe an den Dienern vorbei ins Innere. Es gelingt mir, mich an einem Elf vorbeizuschieben, der von Makri abgelenkt wird, und ich sehe mich kurz in der
Weitere Kostenlose Bücher