Das Wagenrennen
Simnia. Trotzdem werden diese sechzig Gurans die Vereinigung der Frauenzimmer nicht sehr viel weiter bringen. Sie stehen nämlich vor einem gewaltigen Problem, was ihren Versuch angeht, sich vom Konzil des Verehrten Verbunds anerkennen zu lassen. Sie brauchen dringend Geld, um einen Prätor zu bestechen, der für die Innungsangelegenheiten zuständig ist. Und sie brauchen es schnell, weil sich sonst die ganze Angelegenheit um ein weiteres Jahr verzögert. Die Ortsgruppe ist mit ihren Sammelbüchsen in ZwölfSeen herumgelaufen, aber für ihre Mühe nur sehr spärlich belohnt worden. Vielleicht spenden die reichen Frauen in Thamlin ja mehr. Wenn ich mich recht erinnere, ist sogar Lisutaris, die Herrin des Himmels, ein eingeschriebenes Frauenzimmer. Sie ist eine sehr mächtige Zauberin.
»Lasst euch doch von Lisutaris Geld heranzaubern«, schlage ich Makri vor.
»Könnte sie das denn tun?« Makri ist Feuer und Flamme bei der Vorstellung.
»Natürlich nicht«, gebe ich zurück und amüsiere mich königlich über Makris Naivität.
Makri stürmt beleidigt davon. Wie meine Ex-Frau schon ganz richtig sagte, lasse ich nur ungern einen Tag verstreichen, ohne jemandem gehörig auf die Zehen zu treten. Ich hole mir noch ein Bier und lasse mich auf meinen Stuhl zurückfallen.
Parax, der Schuhmacher, stolpert herein. »Verdammt, bin ich nass«, sagt er. »Daran sind bestimmt die Orgks schuld.«
Parax ist ein Vollidiot. Wir haben den zweiundzwanzigsten Tag der Heißen Regenzeit. Und er weiß so gut wie jeder andere hier, dass sie noch acht Tage dauern wird, Orgks hin oder her. Ghurd sagt ihm das auch.
»Diesmal regnet es aber heftiger als üblich«, widerspricht Parax halsstarrig und behauptet, dass wir verflucht seien. Was er wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass Rezaz, der Schlächter, schon in der Stadt ist.
Ich studiere die Wettformulare für die Wagen in dem bevorstehenden Rennen in Simnia. Es liegt südlich von Turai, und es ist dort ebenfalls heiß. Eigentlich ein bisschen zu heiß für Rennen, aber wenigstens haben sie keine Heiße Regenzeit. Ich wünschte, ich wäre jetzt da und weit weg von dieser feuchten, stinkenden, korrupten und von Verbrechen geschüttelten Stadt.
Ich drehe das Blatt Papier um, auf dem die Rennwagen aufgeführt sind, um die andere Seite zu lesen. Aber da stehen keine Wagennamen, sondern nur eine Nachricht in roter Tinte: Pass auf, Thraxas, deine Zeit läuft rasch ab!
Ich werfe das Blatt wütend auf den Tisch. Das geht zu weit! Jetzt kann ich nicht einmal Wettformulare lesen, ohne dass eine magische Warnung sie versaut.
Später taucht Kemlath Orgk-Schlächter auf, und ich zeige ihm die Nachricht.
»Könnt Ihr daraus etwas ersehen?«
Bis jetzt hat Kemlath nicht sicher sagen können, von wem die magischen Warnungen gekommen sind. Jetzt starrt er angestrengt auf das Dokument. »Ich glaube, er wird leichtsinnig«, erklärt er schließlich. »Ich würde zwar vor Gericht nicht meinen Ruf dafür aufs Spiel setzen, aber ich glaube, diese Nachricht weist schwache Spuren von Georgius Drachentöter auf.«
Ich schlage mit der Faust auf den Tisch. »Aha! Georgius also! Er versucht, mich von den Ermittlungen abzubringen.«
Kemlath trägt wie immer jede Menge Schmuck. Goldketten, silberne Anhänger und einen auffälligen antiken Ring mit einem wundervollen blauen Stein. Er spendiert mir ein Bier und fragt, wie der Fall läuft. Ich gestehe, dass ich nur sehr geringe Fortschritte mache.
»Irgendwie bekomme ich die Sache nicht so richtig in den Griff. Aber ich hoffe trotzdem, dass noch mehr von Mursius’ Kunstwerken auftauchen. Wenn die Tasse aufgetaucht ist, gibt es keinen Grund, warum nicht auch noch ein paar andere Stücke ihren Weg auf den Markt finden sollten. Und sobald sie das tun, bekomme ich vielleicht einen roten Faden in die Hand.«
»Also glaubt Ihr, dass dieselbe Person, die diese Kunstwerke gestohlen hat, auch Mursius ermordete?«
»Das ist sehr wahrscheinlich. Entweder das, oder sie weiß, wer es getan hat.«
»Und Ihr haltet Georgius für den Täter?«
Ich nicke. »Man hat ihn noch nie wegen irgendetwas verurteilen können. Er wiegt sich wegen seiner Zauberkräfte und seiner aristokratischen Verbindungen in Sicherheit. Nun, da irrt er sich. Wenn er Mursius getötet hat, werde ich ihn festnageln.«
»Ihr wart immer schon ein sehr hartnäckiger Soldat«, erklärt Kemlath. Das nehme ich als Kompliment dankend an, zusammen mit dem Bier.
Drei Tage später frage ich mich allmählich,
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