Das Wagenrennen
Samilius die Ermittlungen fortgesetzt, um vielleicht noch mehr Beweise auszugraben, mit denen sie mich festnageln können. Aber bis jetzt haben sie nichts Neues gefunden. Der Fall liefert dem Berühmten und Wahrheitsgetreuen Chronisten genug Material, um sich darüber auszulassen, obwohl der Papyrus seine Spalten hauptsächlich damit vergeudet, über die unmittelbar bevorstehende Ankunft des orgkischen Rennwagens zu lamentieren. Die Stadt kommt darüber nicht zur Ruhe. Die Wahre Kirche regt sich besonders auf, und ihre Pontifexe halten von ihren Kanzeln dröhnende Schmähreden. Selbst Erzbischof’ Xaverius gesteht im kleinen Kreis, dass ihn das nicht besonders glücklich macht, obwohl er ein überzeugter Anhänger des Königs ist.
Auf eine sehr interessante Tatsache bin ich schließlich doch noch gestoßen. Drasius, der Bankier, ist offenbar nicht der Einzige, der die Gerüchte gehört hatte, dass der Freundeskreis während des Turas-Gedächtnis-Rennens einen Wettbetrug plant. Jedenfalls hat sich die Geschichte in der Wettgemeinde der Stadt schnell herumgesprochen. Das beweist zwar nichts, weil solche Gerüchte unter Turais paranoiden Wettern an der Tagesordnung sind, aber es ist schon allein deshalb interessant, weil Georgius Drachentöter bekanntermaßen mit dem Freundeskreis unter einer Decke steckt. Und ein Mann mit seinen magischen Kräften dürfte zweifellos bei diesem Coup beteiligt sein. Ich habe zwischenzeitlich zwei weitere zauberhafte Warnungen erhalten, vermutlich von Georgius, also bin ich im Augenblick an allem interessiert, was ihn betrifft.
Ich denke über das Turas-Gedächtnis-Rennen nach. Obwohl Senator Mursius wusste, dass die Elfen einen Wagen bei den Rennen melden würden, hat er mir geraten, alles, was ich zusammenkratzen kann, auf Sturm auf die Zitadelle zu setzen. Warum war er so überzeugt von dem Sieg seines Wagens? War er möglicherweise an diesem Plan beteiligt? Hat der Freundeskreis vielleicht geplant, Sturm auf die Zitadelle zum Sieg zu verhelfen? Das bezweifle ich zwar, aber ich kann diesen Gedanken nicht ganz außer Acht lassen. Genauso wenig wie die andere Möglichkeit, dass Mursius einfach nur irgendwie in die Sache hineingeraten ist und vom Freundeskreis ermordet wurde, um ihn zum Schweigen zu bringen. Trotzdem, nichts deutet konkret in diese Richtung.
Ich verziehe mich mit einem Krug Bier in den Schankraum.
Makri bringt mir noch einen, nachdem sie ihre Schicht beendet hat. Ihr fällt auf, dass meine Laune sich nicht bessert, als das Bier kommt.
»Keine Fortschritte?«
»Nichts.«
»Kann ich mir den magischen Regenmantel für die Vorlesungen heute Abend ausleihen?«
»Von mir aus.«
»Wirklich?«
»Ich habe keine Verwendung dafür. Ich habe alles abgeklappert und nichts gefunden. Ich werde einfach hier sitzen bleiben und mich besauten, bis Prätor Samilius kommt und mich wegen Mordes verhaftet.«
»Und wann wird das passieren?«
»Wahrscheinlich unmittelbar bevor mich Georgius mit einem Zauberspruch umbringt.«
»Komm schon, Thraxas«, sagt Makri. »Es bringt doch nichts, sich hier zu verkriechen und wie eine niojanische Hure herumzujammern.«
»Schön«, sage ich. »Du hast mich enorm aufgeheitert. Jetzt bin ich so glücklich wie ein betrunkener Söldner.«
»Werd nur nicht gleich böse auf mich«, beschwert sich Makri.
Im Augenblick ist Makri schnell gereizt. Der ständige Regen, ihre anstrengenden Studien und die vielen Schichten, die sie arbeiten muss, setzen ihr zu. Und sie hat die sechzig Gurans immer noch nicht zusammen, die sie Marzipixa versprochen hat. Die Rennserie in Juval ist zu Ende gegangen, ohne dass wir noch einen Wagen gefunden hätten, auf den zu setzen sich gelohnt hätte. Makri hat Ghurd gebeten, ihr etwas zu leihen. Aber Ghurds Geschäfte sind in letzter Zeit auch nicht besonders gut gelaufen. Außerdem muss er noch die Kosten für das Dach aufbringen, das von den Stürmen der letzten Woche einige Schäden davongetragen hat. Jedenfalls behauptet er das. Ich dagegen vermute eher, dass Ghurd einfach keine Lust hat, sein Geld indirekt an die Vereinigung der Frauenzimmer zu verleihen. In den nördlichen barbarischen Ländern, aus denen Ghurd stammt, rangieren Frauen in der kurzen sozialen Hackordnung noch unter den Pferden. Und ihm fällt es schwer, sich an unsere doch etwas zivilisiertere Kultur zu gewöhnen.
Makris einzige Hoffnung, die sechzig Gurans noch rechtzeitig zusammenzukratzen, ruht jetzt auf einer weiteren Rennserie im südlichen
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