Das Wagenrennen
des Mordes angeklagt?«, will Makri wissen.
»Nicht wirklich. Zitzerius hat es geschafft, die Sache hinauszuzögern. Ich komme erst vor den Untersuchungsrichter, der sich die Beweise ansehen wird.«
»Und was passiert dann?«
»Der wird mich dann wegen Mordes anklagen.«
Später erfahre ich, dass Bärenköder einen klaren Sieg nach Hause gefahren hat. Das bringt mir genug Geld ein, um mir ein paar Bier leisten zu können, und Makri addiert weitere fünfzehn Gurans zu ihrer Summe. Sie hat jetzt fünfzig Gurans zusammen und braucht nur noch zehn.
»Hör auf, hier rumzusitzen und Bier in dich hineinzuschütten«, unterbricht Makri mich bei meiner nächtlichen Entspannungsübung. »Wirf lieber einen Blick auf die Wettformulare.«
Ich seufze. Das Leben war einfacher, als Makri Wetten noch missbilligte. Zitzerius’ Adlatus, oder vielmehr sein Gehilfe, reitet draußen vor und will die letzten Neuigkeiten wissen. Der Vize-Konsul ist mächtig aufgeregt, weil ich keinerlei Fortschritte bei der Wiederbeschaffung des Gebetsteppichs mache. Lord Rezaz Caseg wird mit jeder Sekunde unglücklicher über den Verlust seines Wagenlenkers und könnte jeden Tag die Stadt verlassen. Ich sage dem Mann, dass ich alles unternehme, was in meiner Macht steht. Allerdings habe ich gerade ein Bier in der einen und ein Wettformular in der anderen Hand, was ihm möglicherweise einen falschen Eindruck vermittelt. Jedenfalls wirkt er nicht sonderlich beeindruckt, als er wieder fortreitet.
13. KAPITEL
Auch während der nächsten paar Tage komme ich nicht weiter. Ich sitze gerade missmutig an meinem Schreibtisch und halte eine Flasche Bier in der Hand, als ich draußen im Flur Stimmen höre: Makris Stimme und eine andere, leisere. Ich schleiche an die Türe und lege mein Ohr daran. Die andere Stimme gehört Marihana. Macht die Meuchelmörderin etwa schon wieder einen Freundschaftsbesuch?
»Ich habe fünfzehn Gurans mit Bärenköder gewonnen«, erzählt Makri ihr gerade. »Er war Favorit in Simnia. Nach einem langsamen Start hat er noch mit drei Längen Vorsprung gewonnen. Bärenköder startet immer langsam. Ich habe mir nie Sorgen gemacht.«
»Ich wusste gar nicht, dass du dich so gut beim Wagenrennen auskennst«, erwidert Marihana. Sie klingt beeindruckt.
»Ich habe hier und da etwas aufgeschnappt«, gibt Makri zurück. »Wenn du zum Turas-Gedächtnis-Rennen mitkommst, zeige ich dir, wie es funktioniert.«
Ich reiße die Tür auf. »Hörst du endlich auf, mit dieser Meuchelmörderin vor meiner Türe über Wagenrennen zu diskutieren? Ich versuche zu arbeiten.«
»Was ist dir denn über die Leber gelaufen?«, will Makri wissen.
»Das da!«, fauche ich und deute auf Marihana. »Ihr mögt ja Busenfreundinnen sein, aber mir läuft bei ihrem Anblick jedes Mal eine Gänsehaut über den Rücken. Seit wann wetten Meuchelmörder beim Wagenrennen? Solltest du nicht eigentlich unterwegs sein und Leute ermorden?«
Marihana mustert mich ruhig und geht dann ohne ein weiteres Wort davon. Makri folgt ihr. Wieso ist Marihana in letzter Zeit eigentlich so freundlich zu ihr?
»Und außerdem habe ich Bärenköder ausgesucht!«, schreie ich den beiden hinterher.
Ich hole meinen magischen Regenmantel heraus. Es wird Zeit, der Bruderschaft einen Besuch abzustatten. Sie hat sehr viel Macht in Turai. Vor etwa zweihundert Jahren war sie nichts weiter als ein Haufen kleiner Ganoven, die in der Hafengegend ihr Unwesen getrieben haben. Jetzt sind sie eine der mächtigsten Interessengruppen im ganzen Stadtstaat. Seit Boah die Stadt überflutet und damit gewaltige Gewinne erbracht werden, hat sich eine ganz neue Klasse von Menschen etabliert, die vom Verbrechen lebt, und der Einfluss der Bruderschaft ist alarmierend gestiegen. Sie steckt hinter den meisten kriminellen Aktionen im Süden der Stadt, hat ihre Finger aber auch in vielen legalen Geschäften. Viele unserer Bankhäuser werden zum Beispiel verdächtigt, mit Boah-Geldern ihre Unternehmen zu finanzieren. Und wenn ein Senator in seiner Rede ein besonderes Unternehmen begünstigt, kann man nie ganz ausschließen, dass er von der Bruderschaft beeinflusst wird.
Ich bin zwar zu unbedeutend, um die Bruderschaft wirklich zu ärgern, aber deshalb mag sie mich noch lange nicht. Donax, ihr Unterhäuptling in ZwölfSeen, war besonders unzufrieden mit mir, als ich ihn daran gehindert habe, sich mit dem Gold des Königs aus dem Staub zu machen. Ursprünglich war es von Calvinius, unserem ehemaligen Präsidenten,
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