Das Wagenrennen
meine Wette wortlos entgegen.
Sobald wir draußen sind, sehe ich zu, so schnell wie möglich von der Wettbude wegzukommen. Makri folgt mir auf dem Fuß.
»Das ist wirklich schlimm. Zitzerius soll verdammt sein!« Makri ist sauer darüber, wie man sie behandelt hat. Wenn dieser Wagen nicht gewinnt, sagt sie, dann will sie zurückgehen und alle umbringen, die sich zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort befinden, weil sie es gewagt haben, sie eine Orgk zu nennen.
»Und wenn der Wagen gewinnt?«
»Dann lass ich vielleicht einige am Leben.« Da wir schon einmal hier sind, können wir auch einen Blick auf den Orgk-Wagen werfen, der so viel Aufregung verursacht. Der Regen prasselt noch immer vom Himmel, und auf dem Meer braut sich ein weiterer Sturm zusammen, der uns bald um die Ohren blasen wird. Als wir den Hafen erreichen, hat sich der Himmel schon verdunkelt, und die Menschen jammern mal wieder, dass wir verflucht seien.
»Gott wird uns zerstören, weil wir sie in der Stadt willkommen heißen«, schreit ein junger Pontifex, der die Menge auffordert, zu bereuen, solange sie noch die Chance dazu haben.
Man kann durch die Regenschleier so wenig sehen, dass das Schiff der Orgks erst bemerkt wird, als seine monströsen schwarzen Segel unmittelbar an der Hafenmündung aus der grauen Dunkelheit auftauchen. Die Menge schreit vor Wut auf, und Zivilgarde und Soldaten bemühen sich, die Ruhe zu bewahren. Ein gewaltiger Donnerschlag lässt die Pier erzittern, und der Regen prasselt wie Hagel herab. Während das Schiff langsam neben die Pier gleitet, tauchen plötzlich Lord Rezaz Caseg und seine Bediensteten auf, um ihre Orgk-Gefährten zu begrüßen. Sein schwarzer Umhang bläht sich im Wind. Sein Gesicht verbirgt sich unter seinem schwarz-goldenen Helm. Nur mit Stockschlägen können die Soldaten die wütende Menge im Zaum halten.
Plötzlich schießen von dem Podium, das für das Empfangskomitee errichtet worden ist, grüne und blaue Lichtstrahlen in die Luft hinauf. Ihr Leuchten wird intensiver, bevor sie zu Sternen explodieren, die über den Köpfen der Menge schweben. Einen Augenblick scheinen sie in der regennassen Luft auf der Stelle zu verweilen, bevor sie sich in riesige gelbe Blumen verwandeln, die langsam in den Wolken verschwinden. Die Menge beruhigt sich, als ihre Aufmerksamkeit von dem schönen Feuerwerk abgelenkt wird.
Melis, die Reine, tritt auf dem Podium vor, ihren Zauberstab in der Hand. Ich habe meinen eigenen Leuchtstab dabei. Er hängt an meinem Gürtel und ist im Vergleich zu dem von Melis eher kümmerlich. Die Menge applaudiert. Melis, die Reine, ist sehr beliebt beim Volk. Als sie die Hände hebt, wird die Menge beinah friedlich, und die Orgks können ohne Schwierigkeiten das Schiff verlassen.
»Netter Trick«, sage ich leise zu Makri. »Hoffen wir, dass sie beim Turas-Gedächtnis-Rennen genauso gut in Form ist.«
Wir sehen, wie Lord Rezaz seinen Helm absetzt und vortritt, um Melis zu begrüßen. Er wird von acht Orgk-Kriegern flankiert. Mittlerweile ist Zitzerius an Melis’ Seite aufgetaucht. Er hebt die Hände mit den Handflächen nach außen, der formale Gruß. Mir fällt auf, dass Melis ihren Umhang offensichtlich auch mit einem Trockenheitszauber präpariert hat, was wirklich schlau ist. Der arme alte Zitzerius dagegen wird ziemlich nass. Seine Toga klebt förmlich an seinem knochigen Körper.
Die Menschenmenge sieht immer noch verärgert, aber gleichzeitig auch fasziniert zu. Viele unserer jüngeren Mitbürger haben noch nie einen Orgk gesehen. Der Orgk-Lord tritt mit mehr Würde, als ich ihm zugetraut hätte, vor und begrüßt seine Landsleute und Melis. Die Reden sind ausgesprochen kurz. Alle wissen, dass es keine gute Idee wäre, diese Zeremonie hier auszudehnen.
Lord Rezaz murmelt einen Befehl, der von seinen Dienern an die Mannschaft des Schiffes überbracht wird. Eine riesige geschlossene Kiste wird vom Schiff auf die Pier gesenkt. Der orgkische Rennwagen. Helfer binden die Hengste der Orgks in die speziellen Halterungen, die am Hafen für das Entladen von Vieh benutzt werden.
Zur Enttäuschung der Menge wird der Wagen in das Lagerhaus gebracht, ohne dass jemand einen Blick darauf hätte werfen können. Da die Orgks nun mal da sind und es keinen unterhaltsamen Aufstand gegeben hat, wollen nicht wenige Zuschauer wenigstens einen Blick auf den Wagen erhaschen. Und sei es auch nur, damit sie besser beurteilen können, wie sie wetten sollen. Die Pferde jedenfalls sind ziemlich
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