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Das Wagenrennen

Das Wagenrennen

Titel: Das Wagenrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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religiösen Praxis zwischen Turai und seinen Nachbarn. In Turai beten wir dreimal am Tag, in Nioj wird sechsmal gebetet und in Mattesh viermal. Faszinierendes Zeug.
    Plötzlich habe ich eine Idee. Ich beuge mich vor und flüstere Makri ins Ohr. »Ob es in dieser Bibliothek etwas über orgkische Religion gibt?«
    Das weiß Makri nicht. »Aber wenn jemals etwas darüber geschrieben worden ist, dann ist es hier. Warum?«
    »Nenn es die plötzliche Eingebung des Detektivs«, fabuliere ich.
    Es gibt einen großen, umfassenden Katalog, den Makri durchblättert. Schließlich kennt sie sich besser darin aus. Nach einer Weile findet sie schließlich einen Eintrag, der uns weiterhilft.
    »Es gibt eine Schriftrolle über orgkische Religion, eine einzige. Sie wurde im letzten Jahrhundert von einem Gelehrten verfasst, von dem ich noch nie etwas gehört habe.«
    Makri führt mich zu einem großen Tresen, hinter dem die Bibliothekare sitzen. Er ist mit den Gemälden von Heiligen verziert; die meisten von ihnen lesen in Manuskripten. Makri nähert sich einem jungen Mann und bittet ihn um die entsprechende Schriftrolle. Er errötet und geht los, um sie zu suchen.
    »Er ist in mich verliebt«, flüstert Makri.
    Der Angestellte braucht ziemlich lange. Als er schließlich zurückkommt, hält er eine kleine Rolle in der Hand. Es ist die Summe des Wissens über die orgkische Religion in ganz Turai. Ich nehme sie mit an einen Tisch und rolle sie langsam auf. Sie ist staubig und alt, aber mir fällt auf, dass es frische Fingerabdrücke in dem Staub gibt.
    »Hier. Kapitel drei. Gebetsteppiche.«
    Es beinhaltet eine ausführliche Beschreibung über die Rolle von Gebetsteppichen in den orgkischen Ländern. Ich lese sie durch.
    »›Ihre Bedeutung erstreckt sich selbst noch auf die Klasse der Wagenlenker, die ihren Wagen nur dann fahren, wenn sie mit beiden Füßen fest auf ihrer Matte stehen. Dies nicht zu tun, würde bedeuten, dass sie es riskieren, an einen Ort der Verdammnis geschickt zu werden, wenn sie während der Fahrt bei einem Unfall sterben‹ – Also, wie klingt das?«
    Ich bitte Makri, den jungen Bibliothekar zu fragen, ob irgendjemand die Schriftrolle in letzter Zeit ausgeliehen hat. Ich sehe, wie er erneut errötet und anschließend einige Unterlagen durchsieht. Makri kommt kurz darauf an unseren Tisch zurück.
    »Pontifex Litanex«, sagt sie. »Er hat sie in der letzten Woche ausgeliehen. Soweit der Bibliothekar weiß, war der Pontifex der Erste, der sich die Rolle in den letzten fünfzig Jahren angeschaut hat.«
    Ich stehe auf. »Ein plötzlicher Durchbruch.«
    »Sieht ganz so aus«, stimmt Makri mir zu. »Wie bist du darauf gekommen?«
    »Eine Eingebung. Manchmal ist meine Intuition so scharf wie ein Elfenohr. Gehen wir.«
    Makri begleitet mich aus der Bibliothek. Sie kann sich nicht auf ihre Studien konzentrieren, weil sie sich wegen des Geldes Sorgen macht.
    »Vergiss das Geld. Zitzerius wird mir eine hübsche Summe zahlen, wenn ich den Gebetsteppich zurückbringe. Dann gebe ich dir deinen Anteil.«
    Wir halten einen Miet-Landauer an und lassen uns nach ZwölfSeen zurückfahren. Ich frage Makri, warum sie mit Marihana über Wagenrennen geredet hat, aber sie antwortet nur ausweichend, und ich dränge nicht weiter. Ich bin viel zu erleichtert, dass ich endlich Fortschritte mache. Pontifex Litanex. Derselbe Mann, der noch vor kurzem behauptet hat, dass die Orgks nicht einmal eine Religion hätten. Und dann sitzt er hier und liest alles darüber. Zweifellos hat er danach den Gebetsteppich gestohlen. Jedenfalls würde das Sinn ergeben. Der Wahren Kirche war es immer schon zuzutrauen, die Orgks zu sabotieren. Und der Pontifex ist ein ehrgeiziger junger Mann. Sollte Bischof Gabrielius sich nach Freiwilligen umgesehen haben, war er sicher in der vordersten Reihe zu finden.
    Litanex lebt in einem kleinen Haus auf einem Grundstück der Kirche in der Sankt-Völlinius-Straße. Wir marschieren einfach hin und klopfen an die Tür. Sie schwingt auf. Ich ziehe mein Schwert und taste mich vorsichtig weiter. Mir fällt auf, wie nüchtern das Haus möbliert ist. Ganz im Gegensatz zu dem prächtigen Anwesen, in dem Bischof Gabrielius haust. Trotz des dämmrigen Lichts brennen keine Lampen, also ziehe ich meinen Leuchtzauberstab und spreche den Befehl, uns mehr Licht zu geben.
    Wir hören ein Stöhnen aus einem der Räume, die vom Flur abgehen. Als wir das Wohnzimmer erreichen, bemüht sich Litanex gerade, vom Boden aufzustehen. Neben ihm liegt

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