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Das Wahre Kreuz

Das Wahre Kreuz

Titel: Das Wahre Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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der Strafe des Herrn?«
    »Ja, Vater.«
    »Bist du festen Willens, in Zukunft kein Menschenleben mehr zu nehmen?«
    »Ja, Vater.«
    Er legte die rechte Hand auf meine Stirn und sagte feierlich: »Gott, der barmherzige Vater, hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Ver-gebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.«
    Bei den letzten Worten löste er die rechte Hand von meiner Stirn, um vor mir das Kreuz zu schlagen.
    »Amen«, wiederholte ich und fühlte mich erleichtert wie früher im Kloster St. Jacques, wenn mein Onkel mir meine Sünden vergeben hatte.

6. KAPITEL
    Wüstengeister
    er stets beflissene Malik bediente meinen Onkel D und mich am Frühstückstisch. Während ich trotz der empfangenen Absolution kaum Appetit verspürte, ließ Onkel Jean es sich ordentlich schmecken und fand nebenbei noch Zeit, mir aus einem Buch über orientalische Gebräuche vorzulesen, damit wir bei unserem Gastgeber keinen unliebsamen Eindruck hinterließen.
    Beiläufig erkundigte ich mich nach unserem eigenen Gast, »Haben Sie Ourida nicht zum Frühstück eingeladen, Onkel?«
    Er blickte mich über den Rand der Brille, die er zum Lesen aufgesetzt hatte, an. »Ich halte es für besser, wenn sie sich tüchtig ausschläft. Vielleicht verspürt sie mehr Lust zu einer Unterhaltung, wenn sie ausgeruht ist. Ich habe Zeineb angewiesen, ihr später ein Früh-stück zu bereiten.«
    Bevor wir zu unserem Besuch aufbrachen, bat mein Onkel mich, ein großes, schweres Päckchen zu tragen, während er selbst zwei kleinere Päckchen an sich nahm.
    Gleich drei Gastgeschenke fand ich etwas übertrieben, aber schon bald sollte ich meinen Irrtum erkennen: Nur das kleinste Päckchen enthielt ein Geschenk.
    Maruf ibn Saads Haus war größer als unseres, und wir konnten es noch nicht einmal ganz sehen. Der rückwärtige Teil verlor sich in dem weitläufigen, mit Palmen und Obstbäumen reichlich bestückten Garten.
    Ein betagter Diener öffnete uns, und mein Onkel machte mich auf die spitz zulaufenden Pantoffeln aufmerksam, die sorgsam aufgereiht neben der Tür standen. Ich erinnerte mich an eine diesbezügliche Passage des Buches, aus dem Onkel Jean mir vorgelesen hatte, zog meine Schuhe aus und schlüpfte in ein Paar der kunst-voll bestickten Pantoffeln. Mein Onkel tat es mir nach.
    Da erschien auch schon der Herr des Hauses in einem weißen, schmucklosen Gewand, das ihn besonders würdevoll erscheinen ließ, und begrüßte uns mit dem landestypischen » Es-salâm ’aleikum – Friede sei mit euch!«
    Onkel Jean gab, ohne zu zögern, die entsprechende Antwort: » We ’aleikum es salâm !«
    Lächelnd breitete Maruf ibn Saad die Arme aus und sagte auf französisch: »Willkommen in meinem Haus, meine Freunde. Mögen dieser Tag und alle anderen euch wohlgesinnt sein!«
    Mein Onkel dankte für die Einladung und erkundigte sich nach dem verletzten Diener. »Konnte der Arzt ihm helfen?«
    »Ja, Hassan wird überleben, auch wenn es lange dauern wird, bis er wieder ganz gesund ist. Aber ohne Ihren Hakim, Ihren Arzt, wäre er wohl gestorben. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfsbereitschaft, Herr Professor.«
    »Wir haben zu danken, daß Sie uns so freundlich empfangen. Das haben wir Ihnen als kleines Geschenk mitgebracht, Maruf ibn Saad.«
    Der Ägypter nahm das kleine Päckchen an sich, das mein Onkel ihm reichte. »Bei uns werden Gastgeschenke häufig erst dann ausgepackt, wenn der Gast sich wieder verabschiedet hat. Der Gast soll nicht beschämt werden, falls dem Beschenkten die Gabe nicht gefällt.
    Aber ich bin sicher, daß dies hier nicht der Fall sein wird. Deshalb erlaube ich mir, das Päckchen hier und jetzt zu öffnen.« In seinen braunen Augen blitzte es schalkhaft. »Außerdem bin ich sehr neugierig.«
    Er schlug das Tuch auseinander, und ein kleiner, länglicher Holzkasten kam zum Vorschein. Vorsichtig nahm er den Deckel ab. In dem mit dunklem Samt aus-geschlagenen Kasten lag eine metallisch blitzende Feder, die er vorsichtig zur Hand nahm.
    »Eine Schreibfeder, sehr schön!«
    »Die kann ein Gelehrter immer gut gebrauchen, dachte ich«, sagte mein Onkel. »Es ist eine Arbeit des Hauses Harrison in Birmingham, dem es erstmals gelungen ist, eine stählerne Schreibfeder von hoher Quali-tät herzustellen.«
    »Sie haben eine gute Wahl

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