Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
ich der Sohn einer Gestaltwandlerein sei, aber ich wüßte nicht, wie Euch das weiterhelfen könnte.«
    »Hol sie her!« Die drei Worte waren vollkommen deutlich, nicht im geringsten verstümmelt.
    Ich lachte. »Herholen? Mavin? Meinetwegen? Ich habe sie nie gesehen. Ich kenne sie überhaupt nicht. Wenn sie hier wäre, was dann?«
    »Geh hinaus, Junge«, sagte Huld und öffnete mir die Tür. »Nachdem Mandor dich nun gesehen hat und du ihn, müssen wir beide uns unterhalten, thalan zu thalan. Ich treffe mich später mit dir.«
    Ich lachte wieder, dieses sinnlose wiehernde Lachen, das Lachen eines Bauern über die Dummheit und Narretei der Welt, und ging hinaus in die Gärten von Bannerwell, um mich neben einen Springbrunnen zu legen und an Tossa zu denken. Ich rief sie aus dem Nichts herbei, ihre fohlenhafte Grazie, die großen Garben ihres goldenen Haares, ihre warmen braunen Arme, die sich weit gegen den Himmel streckten. In meinem Traum wurde sie Wirklichkeit, und dann ging ich mit ihr in eine andere Welt und baute dort einen Wohnsitz für uns beide – baute ihn, richtete ihn ein, pflügte das Feld und pflanzte einen Obstgarten. Ich rief Yarrel herbei, damit er bei uns lebte, mit Pferden und einer Braut für ihn, und Seidenhand kam auch …
    Bloß daß diese Welt verschwand, als Huld auftauchte und sich neben mir niederließ. »Ich will dir erzählen, was Mandor vorhat«, sagte er rauh. Ich antwortete nicht, sondern bat ihn nur eindringlich, fortzugehen, mich alleinzulassen. Er blieb, seufzte nur tief und begann zu sprechen.
    »Du hast ihn ja gesehen. Es gab keine Heiler in der Schulstadt während des Festivals. Eigentlich unvorstellbar, aber so war es eben. Wir brachten ihn in dem Zustand fort, in dem er sich befand. Ich schickte Männer in alle Himmelsrichtungen, um einen Heiler zu finden, und schließlich trieben sie einen auf. Er war betrunken, unfähig. Er verschlimmerte alles nur noch. Wir konnten keinen fähigen Heiler finden. Tage vergingen. Das Gewebe starb ab. Als wir endlich einen guten Heiler auftrieben, war es zu spät. Mandor war bereits in dem Zustand, wie du ihn gesehen hast …
    Er will es jedoch nicht hinnehmen. Wir haben Heiler von überall her geholt, sogar aus Morgenberg unten neben dem Südlichen Meer, gerufen durch Portierer und von Waffenträgern hierhertransportiert. Keiner konnte bewirken, daß Mandor wieder so aussieht wie früher, ohne sein Talent dazu einsetzen zu müssen, seine Betörung. Diese hat nichts von ihrer Macht verloren. Für seine Gefolgsleute sieht er aus wie früher, nur wenige sehen die Wahrheit – und er selbst natürlich …
    Nach einer Weile verfiel er auf den Gedanken, sich einen neuen Körper zu beschaffen, ein neues Gesicht …«
    »Einen neuen Körper?«
    »Er redete sich ein, daß ein Heiler vielleicht einen anderen, einen unversehrten, gesunden Körper nehmen und mit Mandors Geist füllen könnte.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Das gleiche haben ihm alle gesagt. Daraufhin drehte er den Gedanken ein bißchen herum. Er entwickelte die Vorstellung, daß sein eigener Körper verändert werden, eine andere Form erhalten könnte …«
    »Durch einen Gestaltwandler? Welch lächerlicher Einfall! Ein Gestaltwandler kann nur sich selbst verwandeln, in einen Fustigar vielleicht, ein Nachtpferd oder irgendeine andere tierische Form. Gestaltwandler können keine andere menschliche Form annehmen als die, die sie besitzen.«
    »Von Mavin behauptet man, sie könne es.«
    »Behauptet man. Und was macht es für einen Unterschied, ob diese Behauptung stimmt oder nicht? Meint er, daß Mavin sich in Mandor verwandeln soll? Oder so tun, als sei sie Mandor? In seiner Gestalt herumwandeln, während Mandor in seinem Turmzimmer steht und die Fäden zieht?«
    »Es war Mandors Vorstellung, daß ich ihn LESEN und den Gestaltwandler gleichzeitig zur Wandlung bewegen sollte, und zwar so, daß er nicht nur die Form, sondern auch das Wesen des anderen annimmt …«
    »Ihr sollt was? Mandor und den Gestaltwandler gleichzeitig LESEN? Einen auf den anderen übertragen? Das ist teuflischer Unsinn. Woher hat er diese Idee?«
    »Sie ist aus Verzweiflung geboren«, erwiderte Huld. »Aus Wut und Schmerz und der Weigerung, in diesem Zustand zu leben oder zu sterben.«
    »Und was geschähe mit Mavin, wenn sie käme? Wäre sie nur eine weitere Spielfigur, die im Spiel verbraucht, geopfert würde? So wie ich geopfert werden sollte?«
    Huld wurde rot, aber nur ein bißchen. »Früher oder später werden

Weitere Kostenlose Bücher