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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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zu sehen und zu hören ist. An diesem Morgen hatte Himaggery alle Seher, Dämonen und Unterherolde seiner Domäne und Schutzgebiete um sich versammelt und mit ihnen sämtliche Ranzelmänner und andere, deren Talent es ist, verlorene Dinge zu suchen und zu finden. Alle trafen sich in dem großen Saal, wo sie einen weiten Kreis mit einem kleineren darin und einem dritten ganz innen bildeten; jeder Spieler saß auf einem Kissen, die Hände mit denen seines Nachbarn oder seiner Nachbarin verschränkt, denn es waren viele Frauen darunter. Ganz in der Mitte saß eine Gruppe weiblicher Portierer. Seidenhand stand mit Chance und Yarrel etwas hinter Himaggery, so daß die drei niemandem im Wege waren. Neben dem Sitz hing in einem geschnitzten Rahmen ein bronzener Gong, und Himaggery nahm den Klöppel zwischen die Hände, als er ansetzte, zu den versammelten Spielern zu sprechen.
    »Diese beiden hier, Yarrel und Seidenhand, kennen Peter gut. Chance kennt ihn, seitdem er ein Säugling war. Bitte, lest Peters Muster aus ihnen und sucht überall nach ihm. Der Junge wurde zuletzt vor drei Tagen gesehen, in Gesellschaft eines Pfandleihers, eines Dämons und einer Gruppe anderer Spieler. Sie ritten westwärts in das Lange Tal. Sucht sorgsam, denn die Ehre dieser Domäne steht auf dem Spiel …«
    Er schlug den Gong. Der Boden unter der Versammlung erzitterte, als Arbeiter darunter befindliche Schleusentore öffneten, um kochendheißes Wasser aus den Quellen unter die Steine zu leiten. Es wurde heiß, immer heißer. In diesem Moment begannen die miteinander verbundenen Spieler ihre Suche, jeder mit der ganzen Macht, die er aus der Hitze der Quellen unter ihm ziehen konnte, schickten ihren Geist zu den unermeßlichen Wäldern des Hidamangebirges, nach Westen und Norden, nach Westen und Süden, suchend, suchend … Zuerst jedoch …
    Für Seidenhand war es, als würde sie von einer gigantischen Schwinge getroffen, ungeheuer mächtig, doch sanft. Es hatte nichts mit dem Prickeln im Kopf gemein, das Dämonen üblicherweise verursachten. Statt dessen fühlte es sich an, als würde ihr Geist aus ihr herausgenommen und auseinandergefaltet, wie ein Tuch zum Bügeln, gespreizt, geglättet, beinahe so, als ob Hunderte von Händen jede Falte glattstrichen. Dann wurde er wieder in die Form gelegt, wie er vorher gewesen war, und zurückgebracht.
    Yarrel und Chance beschrieben es anders. Ihnen erschien die Suche wie Wasser, das in sie hinein- und wieder herausfloß und jede Art von Gedanken und Erinnerung mit sich trug, so daß sie schweigend und wie vor den Kopf geschlagen dastanden, viele Sekunden lang unfähig, sich zu erinnern, wer sie waren oder warum sie sich in diesem Saal befanden. Auf diese Weise wurde das ›Muster genommen‹, von dem Himaggery gesprochen hatte, und es führte die Suchenden auf die Spur, wie Fustigare dem Geruch nachspüren. Sie gingen mit meinem Geruch in den Nüstern hinaus in die Welt, um mich zu finden.
    Später wußte niemand mehr, wer den ersten Hinweis entdeckt hatte. Möglicherweise war es ein Ranzelmann gewesen, der daran gewöhnt war, Verlorenes wiederzufinden, wahrscheinlich aber ein Unterherold, der in Yarrels Erinnerung gesehen hatte, wo der Eingang der Schlucht lag. In der Mitte der Audienzhalle saßen die Portiererinnen. Sobald man eine Gegend genau genug bestimmen konnte, um sie hinzuführen, verschwand eine von ihnen urplötzlich, von den gebündelten Talenten und ihrem eigenen Talent zu dem fernen Ort geleitet. Dort suchte sie, fand die Spuren, die der Unterherold angegeben hatte, entdeckte, in welche Richtung sie führten, suchte nach einer Markierung und kehrte zurück. Die Markierung wurde von einem Dämon zu einer anderen Portiererin weitergeleitet, und diese verschwand, sobald die erste zurückgekehrt war, und suchte an diesem ferneren Punkt weiter.
    An einer Stelle wurde das langsamer werdende Springen der Portierer von dem plötzlichen Aufschrei eines Sehers unterbrochen, der eine Vision hatte. »Weiter nördlich!« rief er. »In Richtung der Weißen Gipfel.« Also setzte sich die Suche dort fort, bis schließlich eine Portiererin die Straße wiederfand. Es gab falsche und richtige Markierungen. Manchmal verfehlten die Portiererinnen das Ziel und landeten weitab von der Straße, manchmal gabelte sich die Straße, und sie wählten die falsche Abzweigung. Dann wieder übermittelten ihnen die anderen nur ein verschwommenes, verwirrendes Bild. Die Geschwindigkeit verringerte sich. Der Raum wurde

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