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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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gibt, die das Spiel am liebsten so weiterspielen möchten, wie es seit Generationen gespielt wurde. Daß es Personen gibt, denen der Gedanke der Gerechtigkeit völlig gleichgültig ist. Wir haben bis jetzt Glück gehabt, die Leuchtende Domäne hat Glück gehabt. Bis jetzt wurden wir noch zu keinem großen Spiel herausgefordert. Wir haben einen unsicheren Frieden mit den Unveränderlichen geschlossen und treffen uns von Zeit zu Zeit mit ihnen auf neutralem Boden. Ihr Mißtrauen uns gegenüber ist trotzdem immer noch sehr groß. Die Ruhe ist trügerisch. Sie wird nicht ewig halten, und es kann sein, daß Peters Entführung genau der Stein ist, der die Lawine ins Rollen bringt.
    Windlow SIEHT, und er hat mir gesagt, ich solle zuversichtlich sein. Ich vertraue ihm von ganzem Herzen und ganzer Seele, als wären wir thalani. Aber ich bringe manchmal nicht genug Mut auf«, gestand Himaggery. »Dieses Talent nenne ich nicht mein eigen.«
    »Meister, welches Talent besitzt Ihr denn?« fragte Seidenhand. »Welches ist das Talent der Zauberer?«
    Er lachte, zauste ihr das Haar, antwortete aber nicht. »Falls ich überhaupt eines habe, ist es, Spieler im Namen dieses Wortes zusammenbringen, im Namen dieser GERECHTIGKEIT. Wenn ich überhaupt eines besitze, so ist es das.«

 
9
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Gestaltwandler
     
    Die vereinten Talente der Leuchtenden Domäne versammelten sich in der Abenddämmerung erneut und dann noch einmal am darauffolgenden Morgen. Am Mittag des zweiten Tages hatten sie meine Spur bis nach Bannerwell verfolgt, und ein Seher teilte ihnen mit, daß ich lebendig innerhalb der Burgmauern weilte. Sie benötigten einen oder zwei Tage, um einen Unterherold in die Nähe der Burg zu schicken, denn Unterherolde besitzen zwar das Talent des Portierens, es ist aber nicht sonderlich ausgeprägt. Genausogut besitzen sie, wie die Dämone, das Talent des Gedankenlesens, aber auch nur mäßig. Deshalb waren meine Freunde nicht sehr überrascht, als der Unterherold zurückkehrte und berichtete, er habe zwar Gedanken aufgefangen, die er für die meinen hielt, sei sich aber nicht ganz sicher. Nichtsdestoweniger hatte er aus verschiedenen Quellen in und um Bannerwell Hinweise auf Mertyn gefunden, und das reichte, damit einige aus der Versammlung ihre Aufmerksamkeit auf Mertynhaus in der Schulstadt richteten.
    Ab diesem Zeitpunkt dauerte es nicht mehr lange, bis die Versammlung das Geheimnis meiner Herkunft gelüftet hatte oder – besser gesagt – herausgefunden hatte, wer meine Mutter war. Seltsamerweise hatte ich über meinen Vater gar nicht nachgedacht. Ich wußte, daß Talente erblich waren, daß man sie auf beide Elternteile zurückverfolgen konnte, aber sogar als ich hörte, daß ich Mavins Sohn war, verspürte ich keine Neugierde darüber, wer wohl mein Vater sei. Wenn ich überhaupt daran gedacht hatte, dann nur sehr flüchtig und erst viel später. Sobald Himaggery genug wußte, sandte er einen Portierer zu Mertyn und bat ihn, zur Leuchtenden Domäne zu kommen. Dabei verletzte er die Regeln, die besagen, daß Portierer keine Nachrichten von einer Domäne zur anderen übermitteln dürfen. Diese Aufgabe bleibt Herolden vorbehalten, manchmal auch Botschaftern. Niemand von uns ahnte, daß Himaggery gut daran tat, nicht zu gesetzestreu zu handeln. Mandors eigene Herolde befanden sich nämlich bereits auf dem Weg zur Schulstadt.
    Als sie eintrafen, stellten sie fest, daß Mertyn abgereist war. Er hatte ein flinkes Schiff bestiegen, um über das Stürmische Meer und den Mittelfluß hinunter zum See Yost zu segeln. Niemand in Mertynhaus wußte, wohin er aufgebrochen war. Himaggerys Portierer, der Auslöser für Mertyns Verschwinden, dachte nicht daran, Mandors Unterherolden behilflich zu sein, so daß ihnen nichts anderes übrigblieb, als sich in der Schulstadt einzuquartieren, um Mertyns Rückkehr abzuwarten. Schließlich gaben sie das Warten auf und kehrten unverrichteter Dinge nach Bannerwell zurück, um sich Mandors Grimm zu stellen. Der Tag ihrer Rückkehr war ein Tag, an den ich mich nur sehr ungern erinnere.
    In der Zwischenzeit suchte Himaggery jeden Tag Windlow auf, der in seinen behaglichen Räumen saß, von denen aus er in den Garten blicken konnte, und in meinem Buch las. Die beiden besprachen die nächsten Schritte. Der alte Mann schloß dann meist die von Runzeln umgebenen Augen, lehnte sich mit dem Rücken gegen das Fensterbrett, während die Sonne warm und ruhig auf sein Gesicht schien, die Nebel auf- und niederwogten,

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