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Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug

Titel: Das Wahre Spiel 01 - Der Königszug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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erwiderte Yarrel. »Man konnte es sich nicht anders vorstellen. Es wäre schrecklich gewesen, wenn jemand die Gedanken der Menschen in die Öffentlichkeit gezerrt, vor ihnen ausgebreitet hätte …«
    »Ja, genau. Und die Religionsbücher sagen noch mehr. Sie erzählen, daß jemand mit Namen Tamor geboren wurde, ein Waffenträger. Die ältesten Bücher nennen ihn LUFTGETRAGENER. Warum wohl?«
    »Weil er fliegen konnte«, antwortete Seidenhand. »Waffenträger können fliegen.«
    »Und was hielte eine Welt von Bauern davon?«
    »Die würden staunen«, antwortete sie. »Und sich vor ihm fürchten, ihn vielleicht hassen. Ich überlege, ob sie ihn vielleicht sogar töten würden.«
    »Windlow meint nein«, fuhr Himaggery fort. Der alte Seher nickte zustimmend von der Stelle herüber, wo er saß. »Windlow meint, daß sie, die Bauern dieser Welt, Tamor und Didir irgendwo anders hinschafften, weit, weit von ihrer Welt entfernt.«
    »Wohin?« fragte Seidenhand.
    Himaggery schüttelte den Kopf. »Wer weiß? Aber Windlow glaubt, daß das der Sinn dessen ist, was er gelesen hat. Er meint, daß Didir und Tamor weggebracht wurden, daß sie sich danach vereinigten und daß ihre Nachkommen sich mit einigen der Bauern zusammentaten, die mit ihnen gegangen waren. Aus ihrer Verbindung entstand Hafnor, ein Portierer. Das Talent eines Portierers besteht daran, sich selbst von einem Ort zum anderen zu transportieren. Generationen später kam aus dieser Familie und Didirs Linie die erste Seherin, Sorah. Und so weiter. Und wenn ihr sie alle zusammenzählt, kommt ihr auf elf.«
    »Aber es gibt doch viel mehr! Herolde, Hexen, Ranzelmänner und …«
    »Die Hexe besitzt drei dieser elf Talente«, erklärte Himaggery geduldig. »Feuermachen, Betörung und die Macht, Kräfte zu speichern, wie Magier es auch können. Bei einer Hexe sind diese drei Talente aber nicht so stark ausgebildet wie bei einem Spieler, der nur ein einziges dieser Talente besitzt. Trotzdem besitzt sie diese Talente.«
    »Und Herolde?«
    »Herolde besitzen die Macht des Fliegens, doch nur in geringem Ausmaß, und die Macht des Sehens, doch ebenso gering, und eine geringe Fähigkeit, Dinge durch die Kraft ihres Geistes zu bewegen, wie Tragamore es tun.«
    »Und Ranzelmänner?«
    »SEHEN, die Gedanken anderer LESEN, doch auch nur gering, und eine natürliche Neugierde, die wenig mit Talent zu tun haben scheint.«
    »Lesen, Sehen, Fliegen, Transportieren, Bewegen, Speichern, Heilen, Feuermachen und – wie habt Ihr es genannt?«
    »Betörung, die Macht der Könige und Prinzen. Die Macht, andere für sich zu gewinnen, sie zu Gefolgsleuten zu machen. Manchmal heißt dieses Talent auch Folgemir. Und nun haben wir nur noch zwei übrig – Gestaltwandeln und Nekromantie. Diese sind die elf. Es gibt keine anderen, abgesehen von den Unveränderlichen.«
    »Von denen die Religionsbücher behaupten, daß sie absichtlich von zwei mächtigen Zauberern erschaffen wurden, Barish und Vulpas.« Yarrel war sehr nachdenklich geworden. »Ich kann mir vorstellen, warum sie es taten. Wahrscheinlich sahen sie voraus, daß irgendwann einmal alle Menschen ohne Talente im Spiel aufgebraucht wären, und sie spürten, daß das ungerecht war. Also schufen sie eine Macht, die die Bauern vor Schaden bewahren sollten, und verschenkten sie. Doch nur an einige«, schloß er bitter.
    »Vielleicht reichte die Zeit nicht aus, um sie allen zu geben«, meinte Seidenhand.
    »Oder man hinderte sie daran«, sagte Windlow. »Als ich zuerst diese Stelle las, fragte ich mich, warum zwei mächtige Zauberer so etwas tun sollten. Schließlich begriff ich es. Ein Zauberer täte so etwas, wenn er den Begriff GERECHTIGKEIT kennen würde. Das ist ein sehr altes Wort. Es bedeutet: zu wissen, was richtig ist, zu korrigieren, was falsch ist, den korrekten Weg zu finden.«
    »Korrekt?« fragte Seidenhand. »Was bedeutet das? Ich kenne das Wort nicht.«
    »Nein, wir kennen das Wort nicht«, stimmte Himaggery zu. »Im Spiel zählen nur die Regeln. Die Regeln werden zwar immer gebrochen, und es gibt auch einige Strafen dafür, trotzdem zählen sie als einziges. Niemand kümmert sich darum, was richtig oder gerecht ist. Alle kümmern sich nur um die Regeln. Windlow meint, die Regeln wurden erschaffen, um Ordnung in das Durcheinander zu bringen, aber im Lauf der Jahrhunderte wurden sie wichtiger als alles andere. Sie entwickelten sich vom Mittel zum Zweck. Ja, jetzt habe ich euch Ketzerisches gelehrt. Daß es auf der Welt Personen

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