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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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herüber und erinnerte mich an den Zweck meines Vorhabens. Also fragte ich, oder besser, Dorn fragte nach diesen seltsamen kristallenen Vorrichtungen, über die Rätsel so besorgt war. Der Geist schien nichts darüber zu wissen.
    »Diese Dinge kennt Mandor nicht. Diese Dinge sind von Huld. Spielsachen von Huld. Zauberkünstler machten sie. Huld verstand sie, nicht Mandor. O Mandor, unversehrt, wieder unversehrt …«
    Ich hörte Rätsel fluchen, dann rief er: »Es tut mir leid, Peter. Laß das armselige Geschöpf wieder zurück in sein Grab gehen.«
    Aber ich war noch nicht fertig, denn Mertyns Auftrag, nach den Verschwundenen zu forschen, war mir eingefallen.
    »Mandor, sprichst du mit anderen … dort, wo du jetzt bist? Unterhalten sich die Verstorbenen miteinander?«
    Der Geist starrte mich aus toten Augen an, Augen, in denen kurz ein schreckliches Feuer flackerte, eine winzige Erkenntnis, eine letzte Flamme.
    »Im Höllenschlund«, schrie er. »Sie sprechen, die Toten, die dahinsiechen, bevor sie endgültig zu Staub zerfallen, in ihren Gruben. Wenn alles Staub ist, gehen wir, gehen wir …«
    »Hast du mit Himaggery gesprochen?« fragte ich. »Oder Windlow, dem Seher?« Mir fielen noch mehr Namen ein, die Rätsel mir gesagt hatte, und ich fragte nach ihnen, aber die Erscheinung seufzte: nein, nein, mit keinem von diesen.
    Dann streckte sie sich in die Höhe, und die kleine Flamme leuchtete noch einmal kurz in den leeren Augen auf. »Man sagt … wo Mandor ist … Schwierigkeiten … alle … suchen die, die du suchst … nicht hier, nicht an dieser Stelle … Peter, laß mich unversehrt sein, unversehrt …«
    »Tu es, Dorn«, schluchzte ich. »Tu es, Dorn, damit er in Frieden ruhen kann.« Und so kam es, daß der Geist in der gleichen Form in die Erde zurücksank, die er einst im Leben besessen hatte, mit der königlichen Krone zum Schluß, in der unversehrten Gestalt, die er in der Schulstadt besessen hatte, bevor sein eigener Verrat ihn verstümmelt hatte.
    Und ich blieb allein zurück. Dorn war verschwunden, Mandor ebenso, nur Rätsel stand hoch oben auf dem Hang, während der Wind durch die dunklen Tannen strich und sich das Gras in immerwährendem Abschiedsgruß über Mandors Grab wiegte. Ein kleiner Damm schien in mir zu brechen und einen Sumpf Angst freizugeben, der hinwegschwamm, so daß ich mich mit beinahe gelassenem Gesichtsausdruck zu Rätsel umdrehen konnte, um mit ihm zum Mühlhaus zurückzugehen. Er hatte genauso wenig Lust zu reden wie ich, und so frühstückten wir schweigend, jeder in seine eigenen Gedanken über alten Schmerz und, wie ich glaube, neues Verstehen versunken.
    Nachdem wir gegessen hatten, sagte er: »Peter, ich möchte dich nach Norden begleiten. Ich habe dort etwas zu erledigen, und es ist besser, nicht allein zu reisen. Natürlich nur, wenn es dir recht ist und meine Eigenschaften deinem … Vorhaben nicht hinderlich sind.«
    Ich lachte leise. »Mein Vorhaben ist recht einfach, Rätsel. Ich bin dabei, meine Mutter zu suchen, die mir eine … Nachricht hinterlassen hat, daß sie sich an einem Ort aufhält, der ›die Stadt, die den Ungeborenen fürchtet‹ heißt. Ich weiß nur, daß dieser Ort nördlich von hier liegt.«
    »Aber, mein Junge, diesen Ort kenne ich«, rief er. »Oder besser gesagt, ich hörte von ihm. Es ist die Stadt Befand, zwischen den oberen Ausläufern des Banner und … wie heißt dieser andere Fluß? Gleichgültig … nun, einem anderen Fluß im Westen. Ich begleite dich beinahe bis dorthin. Meine Geschäfte führen mich dann über den Bergpaß nach Osten.«
    »Warum heißt es ›die Stadt, die den Ungeborenen fürchtet‹?«
    »Ich glaube, ich hörte die Geschichte einmal, aber ich habe die Einzelheiten vergessen. Irgend etwas mit einem Geist, das Versehen eines herumreisenden Nekromanten. Dein Talent ist nicht allseits beliebt, Peter, obwohl ich einsehe, daß es nützlich sein kann.«
    Er wollte freundlich sein, und ich kam ihm entgegen, indem ich das Thema wechselte. Ich war froh genug über seine Gesellschaft, froher noch, als er sich als besserer Koch als Chance erwies und als beinahe noch geeigneterer Begleiter, als mein Freund Yarrel es früher gewesen war. Wir unterhielten uns über tausenderlei, darunter viele Dinge, über die ich mich schon seit Jahren gewundert hatte.
    Mir wurde dabei klar, wie wenig die Unveränderlichen von den Spielern hielten. Rätsels Toleranz mir und einigen anderen Spielern wie Himaggery gegenüber war nicht üblich. Ich

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