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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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hinwegwehte und Wasser zwischen den Bäumen glitzerte. Die kleinen Leute hüpften voran, ich mühte mich hinter ihnen her und wünschte, ich hätte sorgfältiger gepackt, damit mir die Decken nicht ständig um die Beine baumelten. So kam ich aufgelöst an, stolperte fast über das nachschleifende Bettzeug, knallrot durch die Hitze und Eile, und fiel unmittelbar vor der Frau, die auf uns wartete, aufs Gesicht. Sie war so unhöflich, laut zu lachen.
    »Erhebt Euch, werter Spieler«, sagte sie, den Blick spöttisch auf das verstreute Zeug um mich herum gerichtet. Dann wandte sie sich ab, um sich in ein vielsilbiges Gespräch mit den quadrumanna zu vertiefen, das ihnen gut zu gefallen schien, denn sie kicherten unaufhörlich und kugelten sich den Bauch haltend über den Boden.
    »Ich wollte von ihnen wissen«, sagte sie zu mir gewandt, »ob Ihr einer von den sagenhaften Kugelmäusen seid, die sich endlos durch die Welt rollen und nicht wissen, wo ihr Kopf und wo ihr Hinterteil ist. Die Kleinen hier sind fast geneigt, es anzunehmen, obwohl sie sagen, daß Ihr ein guter Versorger gewesen seid und wahrscheinlich derjenige, dessen Reise bis hierhin von Mavin Vielgestalt vorbereitet wurde. Seid Ihr es?«
    »Sie ist meine Mutter«, erwiderte ich erschöpft.
    »Soso. Dann seid Ihr es wohl. Mavin hat nicht so viele Söhne, daß man den einen mit dem anderen verwechseln könnte. Demnach ist Euer Name Peter?«
    »Ja. Und Eurer?«
    »Ihr könnt mich Thynbel nennen oder Sambeline. Oder wie immer Ihr mich nennen wollt.«
    Ich entschied mich für den zweiten Namen. »Sambeline. Hat meine Mutter dieses Treffen mit Euch vereinbart?«
    »Nein, keineswegs. Sie bat mich, auf Prooms Volk zu warten, damit ich sie für die Mühsal bezahle, Euch hierzubringen. Obwohl sie sagen, sie seien schon mit einem Pferd gut belohnt.«
    »Mein Pferd? Was wollen sie mit meinem Pferd?«
    »Vielleicht wollen sie es verkaufen, aber wahrscheinlicher ist, daß sie es essen.«
    Mir fiel keine passende Antwort ein. Es war kein Pferd, an dem ich besonders hing, aber es war ein gutes, gehorsames Tier. Ein Pferd, das mir treue Dienste geleistet hatte. »Wenn Ihr sie bezahlt, würden sie dann einwilligen, das Pferd nicht zu essen?«
    »Möglicherweise. Vielleicht bezahle ich sie aber auch, und sie verspeisen das Pferd trotzdem. Doch ich will es für Euch versuchen.«
    Und das tat sie auch. Sie führte eine langwierige, schwierige Unterhaltung, mit endlos wiederholten Worten. Schließlich kicherten die kleinen Leute zum letzten Mal, hielten ihre Hände auf, um den Lohn in Empfang zu nehmen, und bekamen eine Fülle silberner Glöckchen und metallener Flöten hineingelegt, die wie die Sonne funkelten. Sie schlugen mir auf die Beine, gaben mir Klapse auf die Hüften, riefen zum letzten Mal »Peter, reter, eter« und verschwanden mit Luftsprüngen über den Weg des falschen Feuers in der beginnenden Morgendämmerung.
    Sambeline winkte ihnen nach, wandte sich dann zu mir um und sagte: »Sie sagten, sie würden das Pferd im Grünen freilassen, bis Ihr zurückkehrt, Peter. Vielleicht tun sie das auch. Vielleicht vergessen sie es. Sie tun es vielleicht und vergessen es und essen das Pferd später. Sie sind sehr vergeßlich, diese kleinen Kerle. Sie vergessen, wo sie ihre Glöckchen und Flöten hingelegt haben. Sie verlieren sie dutzendweise. Also sind sie stets erpicht, mehr davon zu bekommen und damit bezahlt zu werden. Wenn sie nicht so viele Dinge verlören, würden sie überhaupt nicht für uns arbeiten. Jetzt haben sie für eine Zeitlang Musik und werden viele lange Lieder über ihre Reise zu den Feuerländern singen, die sie mit dem Sohn von Mavin Vielgestalt unternommen haben.«
    Ich war damit fertig geworden, meine Habseligkeiten sorgfältiger zusammenzupacken, und schnürte sie zu einem Bündel, das ich bequem tragen konnte. Sambeline bot mir keine Hilfe an, sondern beobachtete spöttisch meine Bemühungen. »Ich muß weiter, aber Ihr seid nicht meine Führerin, wie Ihr sagtet?«
    »Nein. Ich werde nur ein kurzes Stück mit Euch gehen. Ihr befindet Euch in dem Land Schlaizy Noithn, dem Land der Gestaltwandler. Dorthin kann Euch niemand begleiten. Das hier ist Schlaizy Noithn, und die Straßen bleiben nicht, wie sie sind. Jedenfalls nicht für lange. Wohin wollt Ihr gehen?«
    Ich setzte mich auf das Bündel. Die Dämmerung hatte ein grünes, bewaldetes Land freigegeben, von Flüssen durchzogen und mit Teichen und Seen bedeckt. Es lag unterhalb der Anhöhe, auf der wir

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