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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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werden sie uns.« Die beiden (oder war es bloß einer?) führten uns hinweg, ihr (oder sein?) Vergnügen hinaustirillierend. Wieder schauderte Dolwys neben mir. Ich fragte mich, was er wohl dachte. Bei all den Menschen ringsum war es unmöglich, sich zu unterhalten. Wir mußten damit warten. Man führte uns zu einer sonnigen Stelle neben einem Wassertrog. Neben uns wurde ein Karren Heu geschoben. Wir schlugen mit den Schwänzen und wanden unsere Nüstern unter den streichelnden Händen und unaufhörlich schwatzenden Stimmen der Dupies, während wir versuchten, um sie herum oder zwischen ihnen hindurch Nicker und den Rest zu beobachten.
    »Wo ist Fettmann, Dupies? Wo bleibt er?« Nickers Frage war eindringlich, als wollte er die Aufmerksamkeit dieses Monstrums von uns ablenken.
    »Fettmann? Oh, Fettmann ist hier. Dauert eine Weile, Laggy Nicker. Vor einer Weile war er hier. Geduld, Geduld. Er wird gleich kommen.«
    »Langmann? Ist Langmann da?«
    »O ja. Langman ist immer hier. Immer manchmal. Er geht und kommt. Laggy Nicker. Geduld, Geduld.« Die zwei Köpfe kehrten sich einander zu und küßten sich leidenschaftlich, umklammerten sich fest, bevor sie mit dem Streicheln und Striegeln der Pferde fortfuhren. Uns hatte man noch nicht gestriegelt, und ich begann inständig zu hoffen, daß es uns erspart bleiben möge. Aber es sollte nicht sein. Statt dessen wurde ich und auch Dolwys mit einer solch hungrigen Zärtlichkeit beglückt, daß wir beide, als die Dupies von uns abließen, am ganzen Leib zitterten. Wenigstens konnten wir die anderen im Zug sehen, die aber ebensogut aus Stein hätten sein können, so zusammengesunken kauerten sie auf dem schattigen Pflaster nahe den großen, mundartigen Türen. Keiner bewegte sich außer Nicker, der zwischen ihnen hindurchmarschierte, seine Hände gegen die Hüften schlug und mit den Hacken seiner Schuhe ein unregelmäßiges tock, tock, tock auf das Pflaster hämmerte. Aus irgendeiner verborgenen Öffnung heraus konnten wir die Dupies »Geduld, Geduld, Laggy Nicker«, rufen hören.
    Der erste Beweis für weitere Bewohner war ein schrilles, warnendes Kreischen, gleich einer verrosteten, in der Stille des Hofes gequält aufschreienden Türangel. Es kam aus einem der Türme, hinter den murmelnden Lippen der Türen hervor. Das Kreischen wurde zum Rumpeln, das Rumpeln zum Geklapper, und einer der Münder begann sich zögernd zu öffnen, immer weiter, bis die Augen in Falten verschwanden und die Zähne weit über einer metallenen Zunge aufklafften, die sich nach außen streckte, hin zu uns. Über diese Rampe rollte ein Geschöpf, das auf seine Weise genauso seltsam war wie die Dupies, rund und so fett, daß seine Schultern aufwärts und seine Wangen nach außen quollen, wodurch eine konvexe Linie entstand, die in eine kugelartige Form überging, einen Ballon, einen Ball, ein Ei von Mann. Er fuhr in einer Art Tasse, wie in einem Eierbecher auf Rädern, und von diesem Gefährt rührte der unfaßbar quietschende Lärm her.
    »Öl, Dupies«, schrie das Wesen. »Öl für den Fettwaggon. Oh, er schreit, nicht wahr? Macht fürchterlichen Krach. Laggy Nicker, halli-hallo, hallo-halli! Hörst du, wie ich ich dich ankreische! Öl, Öl! Dupies!«
    »Geduld, Geduld«, ertönte es, offenbar die übliche Antwort der Dupies auf alles, was an diesem Ort geschah. Der Fettmann rollte seinen Eierbecher rückwärts und vorwärts, wobei er mit dem hohen Quietschen sämtliche Tiere in Panik versetzte, bis die Dupies – von wo aus immer sie sich versteckt gehalten hatten – herbeigerannt kamen, ein Kanne Öl in den Händen. Eine Art Nachlaufspiel entspann sich, bis das Quietschen langsam abnahm und schließlich beinahe Ruhe eintrat. Nun erst trat Laggy Nicker wieder vor.
    »Ich grüße dich, Fettmann.«
    »Oh, ich grüße dich ebenso, Laggy Nicker. Bringst du gute Fracht für uns? Etwas, was sie erfreut? Etwas, das die großen, langen Dinger glücklich macht? Ich hoffe doch. Sie werden langsam schwierig, Laggy Nicker. Empfindlich. Haben Wutanfälle und werfen mit Sachen nach uns. Ganz ohne Grund. Ojeh, ojeh! Sie brauchen Abwechslung, Laggy Nicker. Ja, eine Abwechslung.«
    »Ja, ich habe das meiste von dem dabei, was ich bringen sollte.«
    »Das meiste? Hast du ›das meiste‹ gesagt, Laggy Nicker? Oh, oh! Nur das meiste dabeizuhaben, könnte vielleicht zu wenig sein. Viel, viel besser wäre es, mehr zu haben, nicht das meiste. Langmann wird in Rage geraten, Laggy Nicker. Alle Langmänner. Alle. Du wirst

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