Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
es gleich selbst von ihm hören.« Und der Fettwaggon rollte zwischen die hohen Pfeiler und zu den murmelnden Türgesichtern, sprach laut mit sich selbst, während er kielholend hin- und herkippte und das Licht wieder und wieder auf die Glatze des Fettmanns leuchtete, als er sich rollend seinen Weg in die Schatten zurück suchte.
    Ich hörte, wie Izia zu Laggy Nicker sagte: »Warum erlaubt Ihr uns nicht, draußen zu warten? Hier drinnen könnt Ihr doch gar nichts mit uns anfangen. Laßt uns die Tiere nach draußen bringen. Wir warten dort auf Euch.« Ihre Stimme klang hoffnungslos, selbst als sie bat.
    »Ich will, daß ihr hierbleibt!« fuhr er sie an. Seine Finger trommelten gegen die Naht seiner Hose, tapp, tapp, voll Energie und eigenem Rhythmus. »Hier.«
    »Wir werden krank«, murmelte sie. »Alle, auch die Tiere. Hier drinnen. Wir können nichts dafür. Der düstere Ort hier macht uns krank.«
    »Krank! Aha! Es ist mir gleich, ob du krank wirst. Hauptsache, du hältst den Mund dabei. Ich schwöre dir, ich werde diesen Wandler finden, der dich an mich verkauft hat, und ich werde dich an ihn zurückverkaufen oder mich an ihm rächen, weil er mich so betrogen hat.«
    »Ihr seid nicht betrogen worden, Laggy Nicker! Ich habe Eure Tiere in den zehn Jahren, seit ich bei Euch bin ein dutzendmal über diese Welt getrieben! Wer kümmert sich um Eure Gespanne, wenn sie krank oder verletzt sind? Wer treibt sie über Fjorde, die sie nicht überqueren wollen oder Pfade hoch, die sie nicht erklimmen möchten? Wer außer mir, Laggy Nicker? Ihr seid nicht betrogen worden.«
    »Doch, weil du mich nämlich keine Minute in Ruhe läßt. Sei jetzt still, oder du brennst ein bißchen.« Seine Finger wechselten den Rhythmus, und Izia keuchte kurz auf, wie in jähem Schmerz.
    Ich bewegte mich, und Dolwys trat sofort mit einem seiner plumpen Hufe auf meine, was mich fast umwarf. »Warte«, hörte ich ihn seufzen, oder etwas ähnliches, was durch seine Wasserochsenkehle raunte. Ich fügte mich niedergeschlagen, unfähig, mehr zu tun, als Izias Schmerz mitzuerleiden. Nicker jedenfalls beließ es bei einer Warnung, vielleicht, weil seine Macht am Schwinden war, vielleicht aber auch, weil der schaukelnde Fettwaggon wieder aus der Dämmerung heraus in unsere Mitte donnerte.
    »Langmann kommt«, krakeelte sein Insasse. »Ich habe den Ruf abgeschickt, Laggy Nicker, wie du’s von mir erwartest hast, wie ich weiß, und er kommt umgehend. Beobachte den großen Mund. Jetzt, Laggy Nicker, jetzt er ist auf dem Weg. Herbei, Dupies, herbei! Schaut! Langmann kommt.«
    Die Dupies tauchten aus dem Zwielicht auf, schnatterten miteinander wie Spatzen, betatschten sich mit ihren kleinen flinken Händen, die Augenbrauen gezückt und die Münder in Bewegung, während sie sich die ganze Zeit über streichelten und damit nur innehielten, um sich zu umarmen und mit der gleichen gierigen Leidenschaft zu küssen, die sie auch den Tieren gegenüber an den Tag gelegt hatten. Vor einer der murmelnden Turmmünder stoppten sie in gedämpfter Erwartung. Zögernd stellte sich Laggy Nicker neben sie, und der Fettwaggon rollte auf die andere Seite. Eine Zeitlang war es still, dann hörte man das Geräusch laufender Maschinen, ein Rumpeln, das den Boden unter unseren Füßen vibrieren ließ und die ganzen Turmgesichter in zuckende Grimassen versetzte.
    Der Mund vor uns zog sich nach unten, runzelte sich einwärts, bekam dann einen Ausdruck von Wachsamkeit. Schließlich öffnete er sich und spuckte seine eigene metallene Zunge aus, die schier endlos war und sich in eine Plattform verwandelte, die sich knapp über dem Boden erhob, auf dem wir standen. Auf diese Plattform rollte ein kleiner Wagen. Ich hatte solche Wagen in Bergwerken gesehen, wo Bauern damit Erz transportierten, allerdings war dieser hier flach. Aus seinem Bug ragte ein langer, dünner Balken empor. Der Balken knickte sich und entstieg dem Wagen. Die obere Hälfte beugte sich zu uns herunter.
    »Langmann!« schrien die Dupies.
    »Langmann«, trillerte der Fettmann im gleichen Ton.
    »Langmann«, sagte Laggy Nicker, und seine Finger zuckten die Nähte seiner Hose entlang. Was den Rest von uns betraf, wir Tiere, wir Bauern und Tiere, so standen wir einfach da und starrten und starrten. Die Stimme, als sie endlich erklang, hörte sich an wie ein Waldwindgeräusch, ein Schilfton, tief, durch eine enge Röhre dringend.
    »Aha, Laggy Nicker. Du bist also zurückgekehrt. Hast du die Aufträge ausgeführt, die ich

Weitere Kostenlose Bücher