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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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was er weiß.«
    »Was er über was weiß, Langmann? Sei nicht ärgerlich! Sag mir alles Nötige, damit ich dich nicht noch einmal enttäusche. Bitte, Langmann, sage deinem treuen Diener, was er …«
    Die pfostenartige Gestalt bewegte sich ungeduldig. »Was wußte der Junge über ›Zauberkünstler‹? Was wußte er von dem ›Rat‹? War er mit den Zauberern im Bunde? Finde es heraus, Laggy Nicker. Komm so schnell wie möglich zurück oder brenne, Laggy Nicker. Ich habe nicht viel Geduld.«
    Ich beobachtete, wie Nicker durch das schiefhängende Tor verschwand, wie er das kleine Gefährt bestieg, das die Dupies bereits für ihn angespannt hatten, wie er die Zügel zögernd in die Hand nahm, als hätte er etwas wie sie noch nie zuvor zu Gesicht bekommen. In einem Anflug von Widerspenstigkeit drehte er sich um und rief: »Langmann, gib mir Izia wenigstens mit! Sie kennt sich so gut mit den Pferden aus, mit ihr zusammen kann ich Betand schneller erreichen …«
    »Geh, Laggy Nicker. Für Izia habe ich eine andere Verwendung.«
    Der kleine Wagen rollte aus dem Tor hinaus und verschwand in Richtung der breiten Hügelkette im Norden. Immer noch stand Dolwys’ Fuß auf meinem, sein Kiefer käute unaufhörlich dicht neben meinem auf Luft herum. Es war hart für mich, sehr hart, Izia dort kaum fünf Schritte entfernt liegen zu sehen, die Hände vors Gesicht geschlagen, weinend, während die Dupies um sie herumhüpften und beschwörende Gesten mit ihren kleinen plumpen Händen machten.
    »Oh, wie schön, wie schön, alles für Dupie, all das … O wie werden wir sie zu Tode lieben, diese niedlichen, hübschen Beine …«
    Mich überlief ein Frösteln, und eine Ahnung keimte in mir auf, was Langmann plante, etwas so monströs Scheußliches, das mir aber trotzdem immer klarer wurde, als ob Didir es aus Langmanns Kopf herausgepflückt hätte. Ich würde es verhindern, ihm Einhalt gebieten, aber der Zeitpunkt war noch nicht gekommen, denn Langmann wies die Dupies an, die Waggons zu entladen, die Nicker zurückgelassen hatte. Dazu riefen sie eine metallene Kreatur mit Armen und einer rasselnden Raupenkette als Füße auf den Plan, die ihnen half, und Fettmann beförderte ebenfalls Sachen hin und her. Es war eine Art Erz dabei, das so kostbar war, daß sie sogar winzige Stücke davon vom Boden auflasen, die aus den Säcken rieselten; Flaschen und Krüge mit Dingen, die ich nicht kannte; lange Bündel getrockneter Kräuter, deren Duft mich an den Garten von Windlow in jenem Land weit unten im Süden erinnerte. Bald hatten sie alle Fuhrwerke bis auf den kleinen Eiswaggon entladen, der nach Nickers Worten verderbliche Früchte enthielt. Säcke und Bündel wurden auf das seltsam flache Gefährt gehäuft, mit dem Langmann gekommen war.
    Dann kam ein sonderbares Zwischenspiel.
    Langmann trat zu dem Eiswaggon, umkreiste ihn, hob seine Plane hoch, berührte ihn an verschiedenen Stellen. Hinter ihm rollten und sprangen die Ungeheuer hin und her, lautlos wie Schatten. Die Kapuze verdeckte, was immer auch Langmanns Gesicht sein mochte, aber die Haltung seines Kopfes verriet Konzentration.
    »Ihr seid ein gutes Gespann«, sagte er schließlich, »ihr Dupies, und du, Fettmann. Ich habe eine gute Wahl getroffen, als ich euch aus der Monstergrube holte. Du hast gut daran getan, mich zu warnen, daß der Händler nicht alles mitgebracht hat, Fettmann. So hatte ich Zeit, zu überlegen, was ich tun sollte … welche Fragen ich stellen mußte.«
    »Langmann?« fragte der Dupie mit dem Tenor. »Werden sie ärgerlich sein? Sie werden ärgerlich sein, nicht wahr?«
    Der Kopf nickte in luftiger Höhe, einmal, zweimal.
    »Aber Dupie bekommt trotzdem die Beine, oder?
    Dupie darf die Beine haben, ja? Wir werden sie in den Eiswaggon legen, Langmann. Im Eiswaggon werden sie lange, lange Zeit halten.«
    Der Kopf wandte sich in Izias Richtung und sagte leise: »Ich sagte, du würdest belohnt, Dupie. Und so soll es auch sein.« Dann, mit erhobener Stimme: »Weißt du, was dich erwartet, Frau? Dupie ist es gleich, ob du es weißt oder nicht, aber mir gefällt es besser, wenn dem Opfer das Schicksal bekannt ist.« Die pfostenartige Gestalt wankte hin und her, wie von einem unfühlbaren Wind bewegt. »Dupie hat zwei Köpfe, wie du gewiß siehst. Zwei Arme auch, und zwei Oberkörper. Aber er besitzt leider nur ein Paar Hüften und Beine. Er braucht ein zweites Paar, soviel ist klar. Er bevorzugt ein weibliches Paar. Er hat sicher seine Gründe dafür, was, Dupie?«

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