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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Mauer. Die Tiere waren ausgeschirrt und zu einem Flecken mit hohem Gras geführt worden, der am Beginn der Steigung lag. Mavin schaute neugierig hin. Bis zu diesem Augenblick hatte ich keinen Gedanken darauf verschwendet, welche Gestalt meine Vettern in Nickers Gefolge eingenommen haben könnten. Mavins angestrengter Blick zeigte mir, wo sie waren und in welcher Gestalt. Zwei Ochsen bewegten sich grasend von den übrigen hinweg, zu einem Felsen, der lange, breite Schatten warf, grasten um ihn herum und waren verschwunden. Ein Rascheln zwischen den niedrigen Bäumen zeigte, wohin sie gegangen waren.
    »Sie werden gleich hier sein«, sagte Mavin befriedigt. »Vielleicht erfahren wir etwas Neues …« Man hörte Schritte auf dem Pfad näher kommen, und dann tauchten die beiden hinter dem hohen Felsen auf, genau wie ich sie in Erinnerung hatte, mit breiten Gesichtern, roten Haaren, ihre gleichgeformten Münder zu einem gleichaussehenden Grinsen verzogen. Einer der beiden hatte eine auffällige Narbe über dem Auge. Ansonsten sahen beide völlig gleich aus. Der mit der Narbe zeigte auf sein Merkmal.
    »Swolwys«, sagte er. »Ich habe die Narbe behalten, damit es für die anderen einfacher ist, mich zu erkennen. Es ist leichter, als sich in etwas Unverwechselbares zu verwandeln.«
    »Unsere Einzigartigkeit ist unverwechselbar genug«, sagte der andere. »Warum soll man uns daran nicht erkennen? Ich bin Dolwys. Diese Zwergenhirne im Wagen bemerkten nicht einmal, daß sie zwei völlig gleiche Wasserochsen besaßen. Wir probierten es absichtlich aus, um zu sehen, ob sie wachsam seien. Sie waren es nicht, oder zumindest nicht sehr. Sie nahmen an, du seist tot, Vetter Peter.«
    Ich schluckte. Sie wirkten sehr jung, viel jünger als ich. »Ich nehme an, ihr wart nicht so überzeugt davon.«
    Swolwys überlegte. »Nun, wenn wir nicht gewußt hätten, wer und was du bist, hätten wir es vielleicht auch geglaubt. Es war sehr gut gespielt. Allerdings haben wir nicht ganz begriffen, warum du dich nicht einfach verwandelt und aus dem Staub gemacht hast.«
    »Im Zug war eine Frau«, sagte ich.
    »Aha« erwiderte Dolwys. »Izia.«
    »Izia, die Schöne«, kommentierte sein Bruder. »Nicht gerade mein Fall, aber trotzdem hübsch. Sehr hübsch.«
    Mavins Kopf fuhr hoch wie der eines witternden Fustigars. »Eine Frau? Bedeutet sie dir etwas?«
    »Nichts«, sagte ich lachend, doch seltsam bitter. »Warum diese Aufregung? Sie ist eine Dienerin, ein Bauer. In Gefangenschaft, gegen ihren Willen festgehalten durch irgendeine Vorrichtung, von der ich zuvor noch nie etwas gehört habe. Stiefel. Stiefel aus Metall, die bis zu den Schenkeln reichen, und die heiß werden, wenn Nicker es will. Wäre ich einfach verschwunden, hätte Nicker denken können, die Frau sei in meine Flucht verwickelt, denn ich hatte ihn leider merken lassen, daß ich sie beobachtete. Wie du sagst, sie ist sehr hübsch.«
    »Aber sie bedeutet dir nichts?«
    Ich mußte mich zügeln, als ich diese Frage noch einmal hörte. »Nichts! Überhaupt nichts! Sie ist eine Gefangene. Wie diejenigen in Schloß Jammer. Du weißt, wie ich über solche Dinge denke.«
    »Ja. Gut. Vielleicht können wir etwas für sie tun.«
    In diesem Augenblick war ich heilfroh, daß kein Dämon in der Nähe war. Mit ehrlichem Herzen hätte ich ihm gegenüber nicht sagen können, daß Izia mir nichts bedeutete. Sie bedeutete mir eine ganze Menge, und die Tatsache, daß sie sich fast in Reichweite meiner Stimme befand, ließ mich zittern. Izia. Ich konnte sie Nickers Bösartigkeit nicht überlassen. Ich mußte einen Weg finden, sie zu befreien. Ich verstand das Gefühl nicht ganz, denn es war nicht einfach Mitleid. Doch ich begrüßte es, wie ich – wie ich inzwischen begriff – Sylbie und Schloß Jammer begrüßt hatte. Es waren Probleme, Probleme, die gelöst werden mußten, Dinge, die verkehrt waren und die gerade gerückt werden mußten. Ich dachte wieder an das seltsame Wort von Windlow: Gerechtigkeit. Es war eigenartig, welch befriedigende Sachen man unter der Flagge dieses Wortes tun konnte. So sann ich vor mich hin, während meine Vettern und meine Mutter über den Vorsprung lehnten, um die Fuhrwerke unten zu betrachten.
    »Seht ihr!« flüsterte Mavin. »Nicker hat sich entschieden, bis morgen früh zu warten.« Es stimmte. Das Lager war fertig errichtet. Nicker saß neben dem Feuer, während die anderen mit ihren immer wiederkehrenden Arbeiten beschäftigt waren. Ich erblickte Izia kurz, wie sie

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