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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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dir auftrug?«
    Tipp, tipp, tapp, tapp! machten die Finger an den Hosennähten. Füße scharrten auf dem Pflaster. Laggy Nicker, bleich wie Papier: »Ich habe das meiste dabei, was ich holen sollte, Langmann. Der Junge, Peter – der Nekromant, ähem, er kam bei der Reise ums Leben …«
    Eine lange Pause, während der sich der schmale Kopf unter der Kapuze über Laggy Nicker beugte, wie sich eine große Schlange über ihr Opfer beugen mochte.
    »Ums Leben? Wie das? Durch dich?«
    »Nein, Langmann! Was denkst du? Es gab einen Steinschlag unten im Süden, in einer der Schluchten. Er wollte diesen Weg nehmen, und wir gingen mit ihm, um deinen Auftrag zu erfüllen, um sicher zu sein, ihn ohne Verletzungen zu fangen. Er ging den Felshang hoch, um Wasser zu lassen, und der Berg brach über ihm zusammen, Langmann. Mehr Fels kam herab, als mein Zug in einem Jahr hatte befördern können. Sein Körper, unter all den Steinen …« Nickers Stimme wurde unsicher, und der Kopf über ihm bewegte sich zwar nicht, beäugte ihn aber noch immer mit dem gleichen unerbittlichen Willen.
    »Wie lange ist das her?«
    »Wie lange? Puh, laßt mich nachdenken … Wir waren fünfunddreißig Tage auf der Nordroute, stimmt’s, Izia? Waren es nicht fünfunddreißig Tage? Dann brauchten wir ungefähr drei Tage, um nach Betand zurückzukehren. Weniger als vierzig Tage, Langmann. Achtunddreißig, würde ich sagen.«
    »Also nicht so lang, daß du nicht einen Nekromanten dorthin bringen und ihn erwecken könntest. Erwecke diesen Peter. Finde heraus, was sein Geist alles weiß. Das müßte doch möglich sein, oder?«
    »O ja, das könnte ich. Natürlich.« Nicker tat einen kleinen Hüpfer, als könne er es nicht abwarten, sich auf den Weg zu machen. »Ich brauche nur neue Macht, Langmann. Und die Fracht muß zuvor entladen werden.«
    Stille trat ein, ein Schweigen, das zu einem Sumpf der Stille wurde, in dem sich keiner mehr bewegte. Laggy Nicker schien nicht mehr zu atmen. Er schien überhaupt vergessen zu haben, wie man Luft holte, so still war er, und als Langmann endlich sprach, entwich die Luft aus Nicker wie aus einem Ballon. »Nein, Laggy Nicker. Diesmal keine Machterneuerung. Wir geben dir Macht, wenn du zurückkommst.«
    »Aber, aber …« Zähneklappernd, mit einem Gesicht wie schmelzendes Eis. »Wie soll ich dann die Bauern in Schach halten? Und die Tiere, die ganze Arbeit, wie … Wie soll ich Izia dazu bringen, ihre Arbeit zu tun …?«
    Die unfaßbar lange Gestalt richtete sich auf. »Die Bauern bleiben hier. Sie brauchen ein paar Bauern. Um Blaue zu machen. Für eine Zeremonie. Die Frau wirst du auch hierlassen. Ich brauche eine Frau für … etwas Bestimmtes. Du wirst den kleinen Waggon nehmen und dich auf den Weg machen. Und du wirst die Stiefel tragen, damit ich sicher bin, daß du auch zurückkommst.«
    Der Fettmann blubberte, gluckste. »Stiefel, Langmann. Welche Stiefel für Laggy Nicker? Hat Langmann besondere Stiefel, die er für Laggy Nicker benutzen möchte?«
    Und die Dupies: »Geduld, Geduld, Laggy Nicker. Wir werden Stiefel für ihn finden …«
    Der Langmann knurrte irgend etwas und winkte Izia, die aschfahl an einem Pfeiler kauerte. Sie kroch ängstlich zu ihm, und er beugte sich über sie. »Zieh die Stiefel aus.«
    »Man kann sie nicht ausziehen«, flüsterte sie, heftig atmend, fast hysterisch.
    »Närrin! Man konnte sie bis jetzt nicht ausziehen. Probier es. Jetzt geht es.«
    Izia zog sie von den Beinen, fast vor meinen Augen, und ich sah, was während der ganzen Jahre, in denen sie die Stiefel getragen hatte, mit ihren Beinen geschehen war, alte Narben, eiternde rote Wunden, verschorfte, grindige Haut, wo mädchenhafte Glätte hätte sein müssen. Izia erblickte ihre Beine und kroch beiseite, nach Luft schnappend, würgend. Dolwys stellte wieder seinen Fuß auf meinen, und noch einmal hörte ich das gleiche geraunte Wort: »Warte.«
    Es oblag den Dupies, Laggy Nicker die Stiefel anzuziehen, und einer von ihnen hielt ihn fest, während der andere sie ihm über die Beine stülpte. Als sie fertig waren, schlug sich der Langmann auf die Hüften, und Laggy Nicker schrie laut auf.
    »Auf diese Weise«, sagte der Langmann, »wirst du meine Ungeduld bis ans Ende der Welt spüren, Laggy Nicker. Entlade jetzt deine Fracht und erledige dann, was ich dir befohlen habe. Geh nach Befand. Suche einen Nekromanten. Versprich ihm, was du willst, damit er dich zu der Stelle begleitet, wo Peter umkam. Erwecke Peter und finde heraus,

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