Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
zwischen den Tieren umherging, das fehlende Ochsenpaar suchte, ihr Rock weit sichtbar zwischen den Hosen der Männer, die alle mit der gleichen Verzögerung gingen, die ich inzwischen nur zu gut verstand.
    »Gibt es einen Weg, sie zu befreien?« fragte ich die Zwillinge. »Von Nicker oder den Stiefeln?«
    »Falls es nötig wird, müssen wir uns einen Weg ausdenken«, entgegnete Swolwys. »Diese Stiefel sind auf eine Art miteinander verknüpft, die wir nicht begriffen haben. Ich hörte Nicker sagen, daß ein Portierer nicht aus diesen Stiefeln herauskönnte. Ein Tragamor könnte sich nicht von ihnen wegbewegen, und ein Wandler könnte sich nicht verwandeln, wenn er sie trüge. Sie sind den Talenten überlegen, sagt Nicker. Nicker kontrolliert sie, aber er muß jedes Jahr zu dem FLECK zurückkehren, um seine Macht erneuern zu lassen. Sie wird bereits wieder schwächer, und ich glaube, das ist auch der einzige Grund, weshalb er hierherkommt. Ohne diese Macht schwindet ihm die Kontrolle über seine Diener. In den letzten Tagen waren bereits Anzeichen von Aufsässigkeit zu bemerken, besonders bei den neuen Dienern. Wir zogen ziemlich weit nach Süden, vermutlich, um dich zu suchen, Vetter, und hielten in der Nähe der Leuchtenden Domäne, wo du aber nicht mehr warst. Nicker kaufte dort einige Bauern bei einem Pfandleiher, junge, starke Burschen, in deren Auge bereits der Funke der Meuterei glimmt.«
    »Und Izia? Würde sie sich auch auflehnen?«
    »Nein. Sie ist bereits als Kind in Nickers Hände gefallen. Er ärgert sie immer mit dieser Tatsache. Er behauptet, ein Wandler hätte sie ihm verkauft, weil sie wertlos war – und daß nur Nickers Großzügigkeit und Freundlichkeit sie die ganzen Jahre über am Leben erhalten habe. Sie steckt in den Stiefeln, seit sie sieben oder acht Jahre alt ist, vielleicht seit zehn Jahren. Diese Jahre haben ihr das Rückgrat gebrochen. Sie wird sich nicht auflehnen. Sie lebt nicht, sie vegetiert.«
    »Warum tut er ihr das an? Warum?«
    Die Zwillinge blickten mich eigenartig an, und Mavin spießte mich wieder mit einem ihrer herrischen Blicke auf, aber Swolwys antwortete rasch: »Sie stammt aus einer Familie von Pferdezüchtern und Hufschmieden unten im Süden. Pferdeverstand wird bei diesen Leuten vererbt wie bei uns die Talente. Izia bringt bei Pferden alles zuwege, auch bei den meisten anderen Tieren, und sie ist für Nicker das Tausendfache ihres Preises wert. Außerdem ist sie hübsch …«
    Ich wollte nichts weiter hören. Der Gedanke an Izia in Nickers schmutziger Umarmung war unerträglich. »Was jetzt?« fragte ich.
    »Jetzt wirst du Swolwys Platz einnehmen«, erwiderte Mavin. »Und hinunter zu Nickers Lager gehen. Wir müssen erfahren, was in diesen Mauern morgen vor sich geht.« Mit einem drohenden Blick warnte sie mich, ihr zu widersprechen, doch ich hatte das gar nicht vor. Im Gegenteil. Ich hätte darum gebettelt, gehen zu dürfen. Ich mußte sehen, ob Izia noch lebte … ob sie noch dieselbe war wie in meiner Erinnerung.

 
7
----
Der Fleck
     
    Die Wasserochsen erkannten mich als ihresgleichen an, doch zuvor mußte ich erst eine ganze Weile meine Hände auf eines der Tiere legen, um zu begreifen, wie es gebaut war. Ich hatte bereits gemerkt, daß es einfacher war, sich in eine Phantasiegestalt zu verwandeln als in etwas, das allseits bekannte Formen und Bewegungen aufwies. Während der ersten Stunden meines Wasserochsenlebens mußte ich mich deshalb immer wieder zwingen, den Kopf gesenkt und den Schwanz gegen die Fliegen in Bewegung zu halten und nicht über meine flappigen Füße zu stolpern. Ein Fustigar zu sein, war mir leichter gefallen, aber ich hatte Fustigare davor auch täglich beobachten können. Wasserochsen waren eher ländliche Tiere, auf jeden Fall aber welche, die stärker rochen. Dolwys flüsterte mir zu, daß ich aufhören konnte, mein Verhalten zu beobachten, sobald mir der Geruch nicht mehr fremd vorkam. Es ging rascher, als ich gedacht hatte.
    Ich lernte bei dieser Verwandlung, Masse zu sammeln, etwas, das ich zuvor nicht gekannt hatte. Wenn man sich verwandelte, wurde die überschüssige Masse allmählich zu dem Fleisch des anderen Geschöpfes. Verwandelte man sich zurück, blieb eine gewisse Masse übrig. Einige Wandler, wie zum Beispiel der Hügel in Schlaizy Noithn, sammelten einfach immer mehr Masse, bis das Fasernetz, aus dem ein Wandler bestand, so weit gedehnt war, daß es nicht mehr zu seiner ursprünglichen Form schrumpfen konnte. Dieses Netz

Weitere Kostenlose Bücher