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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Das Monster hüpfte herum, tätschelte sich die Wangen, küßte sich selbst und machte sich mit seinen vier Händen an seinem Unterkörper zu schaffen. Peter, der Wasserochse, mußte den Blick abwenden. Dolwys’ Fuß preßte sich hart auf meinen.
    »Her damit!« schrie Dupie zweistimmig. »Gib sie mir.«
    »Er kennt verschiedene Arten, die obere Hälfte zu entfernen«, sagte Langmann versonnen. »Dupie ist ausgesprochen erfinderisch. Es erheitert mich immer sehr, Dupie zu beobachten.«
    »Dupie wurde gerettet«, rief das Monster. »Vor den schrecklichen Hebammen gerettet. Gerettet, um Langmann und ihnen zu dienen. Ist es nicht so, Langmann? Oh, gib sie mir …«
    »Geduld, Geduld, Dupies. Zuerst müßt ihr den Eiswaggon noch entladen. Sonst habt ihr nichts, wo ihr die hübschen Beine aufbewahren könnt …« Ein neues Geräusch entrang sich seiner Kehle, eine Art humoriges Glucksen. Verglichen damit war Lachen der Gesang der Engel. Einen solchen Ton könnte ein Teufel erzeugt haben.
    Aber bei diesem Ton wurde das Verdeck von dem Eiswaggon zurückgezogen, man zog lange Bündel heraus und legte sie in einem hohen Stoß übereinander auf den flachen Karren. Irgend etwas an der Größe und der Form dieser Bündel pochte an ein Gehirn, das aber zu erschreckt von Langmann und zu abgelenkt von Ungeheuern war, pochte an dieses Gehirn, jedoch ohne Ergebnis. Plötzlich machte Dupie eine zu rasche Wendung, und die Plane, die eines der Bündel bedeckte, verfing sich in seiner Gürtelschnalle. Er drehte sich rasch um, um das Bündel wieder zu bedecken, aber der Wasserochse, der Peter war, hatte es gesehen, gesehen, gesehen. Windlow, der alte Windlow lag dort, aschgrau vor Kälte, starr. Es ging zu schnell. Noch ehe Peter oder Dolwys reagieren konnten, stieg Langmann wieder auf das Gefährt, den Bauern wurde befohlen, sich auf den Rand zu setzen, und es geriet in Bewegung, um wieder in dem Turmmund zu verschwinden, der sich rumpelnd öffnete. Fettmann beobachtete Dupie. Dupie näherte sich Izia. Peter focht einen Kampf an zwei Fronten, doch es war zu spät. Die Turmtür schloß sich murmelnd.
    Wasserochsen haben Hörner, die meist aber stumpf gemacht werden. Sie haben mächtige, langsame Füße. Es sind bedächtige, ruhige Tiere, die selten etwas in Wut versetzt. Deshalb konnte man das, was aus Dolwys und mir wurde, eigentlich nicht als Wasserochsen bezeichnen, sondern es war etwas anderes, aber nicht ganz Unähnliches. Unsere Hörner waren nadelscharf, unsere Füße hart behuft. Dupie erreichte nie den Platz, wo Izia lag. Fettmann wurde aus seinem Wagen geschleudert, lange bevor er die Turmtür erreichte, auf die er zurollte. Unter den trampelnden Hufen wurden sie zu bloßen Klumpen, die dunkel auf dem harten Pflaster in der Dämmerung der Spinnenbögen lagen. Als wir fertig waren, pochte mein Herz, als hätten wir eine große Schlacht geschlagen, und ich war fast überrascht, als ich Izia sah, die mit vor Erstaunen offenstehendem Mund immer noch auf dem Boden kauerte.
    Fellpeter und Dolwys mit den langen Beinen brachten sie die steile Böschung zu dem Gipfel hoch, wo Mavin wartete. Vielleicht hatte sie uns als Vogel beobachtet, denn wir brauchten nicht zu erklären, was geschehen war. Izia fiel aus unseren stützenden Armen und rollte sich auf dem Boden zusammen, eng wie eine Schlange, von der Welt abgewandt. Die versengte Haut ihrer Beine lag bloß, ein obszöner Beweis ihres Lebens mit Laggy Nicker. Dolwys und ich keuchten. Es dauerte lange, bis ich genug Atem schöpfen konnte.
    »Windlows Körper, Mavin. Nicker brachte ihn in seinem Waggon hierher. Langmann hat ihn mitgenommen. Hinter diesen Türen … Wir hatten keine Zeit mehr … Ich muß zurück.«
    »Wir brauchen einen Heiler für sie«, sagte Dolwys. »Wir müssen etwas für das Mädchen tun!«
    »Wir haben einen Heiler«, entgegnete Mavin, den Blick ihrer Raubvogelaugen auf mich gerichtet. »Das heißt natürlich nur, wenn Peter sich entscheidet …«
    Ich war so atemlos, so ohne Besinnung, daß ich erst nach einer Weile begriff, was sie meinte. Dealpas. Erste Heilerin. Die Spielfiguren von Barish in meinem Beutel.
    »Natürlich«, stotterte ich. »Gleich. Ich …«
    »Scht«, machte Mavin. »Beruhige dich erst einmal. Was sie zehn Jahre überlebt hat, wird sie nicht in den nächsten zehn Minuten umbringen.« Sie ging zu Izia und kniete sich neben sie, zog sie hoch und schob sie in die Höhle und auf das Lager dort, wo sie ihr eine heiße Brühe gab, alles trotz Izias

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