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Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant

Titel: Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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ein Hirte seine Herde, Dinge, die funkelten und sich wie Sterne drehten, zuckende Nerven abzuklemmen, so daß kein Schmerz mehr von der Stelle, wo er entstand, weitergeleitet wurde. Ich beobachtete, schnüffelte, schmeckte und war eins mit Dealpas. Ich lernte. Ich hätte ein Schwachkopf sein müssen, um diese Möglichkeit zu lernen, nicht wahrzunehmen, aber ich wußte, daß trotz dieses Lernens ein Universum vor mir lag, das sie kannte, aber mir in seiner Fülle immer verschlossen bleiben würde.
    Nach langer, langer Zeit trennte sie sich von mir und wurde wieder, was sie vorher gewesen war, eine zurückgezogene Persönlichkeit, ein Geist, der alleingelassen zu werden verlangte, der schlafen, ausruhen und niemals mehr geweckt werden wollte.
    Die anderen ließen sie gehen. Ich ließ sie gehen. Izias Fleisch vor mir auf dem Lager schien nicht sehr verschieden davon, wie es vorher gewesen war, aber meine Hände sagten mir, daß der Heilungsprozeß begonnen hatte. Es reichte. Sie schlief nun. Ich wußte, sie würde lange schlafen. Ihr Gesicht war entspannt, und sie lag da, den Mund etwas offen, leise schnarchend, im Mundwinkel eine kleine Blase. Da wußte ich mit unerschütterlicher Sicherheit, wo ich dieses Gesicht zuvor schon einmal gesehen hatte und warum ich mich so zu ihr hingezogen gefühlt hatte.
    »Sie ähnelt Yarrel so sehr«, flüsterte ich. »So sehr, daß sie niemand anderes sein kann als seine Schwester, seine verlorengegangene Schwester, die man für tot hielt, aufgebraucht im Spiel, verloren an einen Wandler. Yarrel haßte mich deshalb. Aber sie ist nicht tot. Nein.«
    »Bist du sicher?« fragte Mavin. Ihre Worte waren unsinnig. Ich hatte doch gerade gesagt, daß ich mir sicher war.
    Ich legte meine Hand auf die heiße Stirn, strich das dunkle Haar aus ihrem Gesicht zurück. Yarrel hatte seines so getragen, so zurückgestrichen.
    »Sie muß zu ihm zurück«, sagte ich. »Zu ihrer Familie. So bald wie möglich.«
    »Nach der langen Zeit? Ob sie sich überhaupt an ihre Familie erinnert?«
    »Das ist gleichgültig. Was sie nicht mehr weiß, kann sie wieder neu lernen. Aber sie muß zurück, sofort.«
    »Du kannst sie hinbringen«, sagte Mavin. »Sobald sie wach ist.«
    »Nein. Swolwys soll das tun – oder Dolwys, oder beide. Sie müssen sogar, denn sie muß unbedingt beschützt werden, vor jedem Leid sicher sein. Ich kann sie nicht selbst bringen. Ich muß hinter Windlow her.«
    Denn wenn eines sicher war, dann daß ich Windlow und Himaggery nicht noch einmal im Stich lassen würde. Ich hatte beide damals in der Leuchtenden Domäne im Stich gelassen, dann noch einmal eben unten im FLECK. Ein drittes Mal würde es nicht geben.

 
8
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Die Zauberkünstler
     
    Ich war überrascht, als Mavin sagte, daß sie mit mir gehen wolle. Ich hatte sie mir, wenn ich an sie dachte, immer woanders vorgestellt, nie zusammen mit mir, und als ich sie auf dem Gipfel angetroffen hatte, dachte ich nicht im geringsten, daß sie mich irgendwohin begleiten würde. Falls ich überhaupt Erwartungen an dieses Treffen hatte, so bestanden sie darin, daß ich einige Zeit bei ihr verbringen wollte, dort, wo sie zuhause war, um von ihr zu lernen, wie ich besser mit meiner wandlerischen Seele zurechtkam. Als sie also ganz gelassen sagte, daß die Zwillinge Izia zu ihrer Familie bringen, sie aber mit mir gehen würde, verschlug es mir eine Zeitlang die Sprache. Reste kavalierhafter Erziehung flüsterten mir zu, daß ich Mavins Begleitung ablehnen sollte, um sie zu schützen. Gesunder Menschenverstand sagte mir, wie idiotisch dieser Gedanke war. Mavin war wahrscheinlich besser als ich imstande, auf sich aufzupassen. Auf jeden Fall besaß sie weitaus mehr Erfahrung als ich. Schließlich sagte ich gar nichts, nicht einmal Dankeschön.
    »Wahrscheinlich wäre ich ohnehin selbst gegangen«, sagte sie über Izias schlafende Gestalt hinweg. »Es ist Zeit, endlich herauszufinden, was dort unten jenseits des Fleckes vor sich geht. Viele von uns wissen seit langer Zeit, daß etwas Eigenartiges, Verstörendes von dort ausgeht. Wenn du Windlows Körper gesehen hast, ist sicher Himaggery auch dort. Glaubst du, sie sind am Leben?« Sie wartete nicht auf mein Nicken, wir hatten schon einmal darüber gesprochen. »Ja, Himaggery und wahrscheinlich auch Throsset von Dowes, jener große Magier, und Seelenheiler Talley, einer der wenigen Heiler, die imstande waren, kranke Seelen zu heilen, und wer weiß noch wer – Tausende und mehr, die verschwunden sind.

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