Das Wahre Spiel 02 - Der Nekromant
zu unseren Verteidigern zu bekommen. Ich glaube nicht, daß sie zustimmen werden, Huld. Sie glauben, daß das Komitee und der Rat wirksame Gegengewichte zueinander sind. Sie glauben, daß wir so die Welt im Gleichgewicht halten.«
»Bis der Rat dieses Gleichgewichts vielleicht müde ist.« Die Worte wurden sehr ruhig gesprochen, aber mit ungeheurer Drohung. Es wurde still im Raum. Eines der Mädchen begann zu wimmern, der Ton fiel in die Stille wie ein Kieselstein in einen Teich, die Wellen breiteten sich weiter und weiter aus, um gegen die Wände zu stoßen, ein befremdender Laut. Manacle starrte Huld an. Seine Augen waren plötzlich wachsam.
»Warum sollten sie das historische Gleichgewicht zerstören wollen?« fragte er mit brüchiger Stimme.
»Warum nicht? Sie sind stolz geworden, mächtig. Der Sinn steht ihnen nach neuen Dingen. Warum sonst hätten sie jemanden wie diesen ›Peter‹ erschaffen, dieses neue Talent? Aus welchem anderen Grund, wenn nicht um das Gleichgewicht zu zerstören?«
Einer der Zauberkünstler, größer als die meisten anderen, der während dieses Wortwechsels ruhig dagestanden hatte, das Gesicht aschfarben, sagte: »Wißt Ihr das mit Sicherheit?«
»Professor Quench, ich bin mir nahezu sicher. Die Wahrscheinlichkeit beunruhigt mich zutiefst. Und Euch sollte sie auch beunruhigen.«
»Wir müssen es genau wissen«, sagte Quench mit einer Stimme wie Lava, erst flüssig, dann sich verhärtend, den Raum mit ihrem Fluß und Spritzern aufrauhend. »Wir müssen es genau wissen, Manacle, Riß … Wahrscheinlich reicht nicht. Wir müssen es genau wissen.«
Manacle zauderte, schabte mit den Füßen, suchte mit den Fingern nach unsichtbarem Flaum auf seinem Gewand. »Das Komitee«, schlug er vor. »Die Angelegenheit wird vor das Komitee gebracht, wenn es sich heute abend trifft.«
Quench blickte ihm lange ins Gesicht, dann nickte er. »Seht zu«, sagte er und verließ den Raum, seine Stimme spritzte hinter ihm her. »Seht zu, daß das geschieht. Ich werde anwesend sein.«
Manacle, mit dem Rest seiner Würde, von dem aschigen Quench und dem brennenden Huld eingeschüchtert, wandte sich fahrig an Riß. »Bringt die geweihten Ungeheuer fort, Riß. Der Tag ist mir verdorben. Wenn wir solche Fragen besprechen müssen, außerhalb der Reihe, bevor das Komitee eine Möglichkeit hat, sie sich durch den Kopf gehen zu lassen, muß ich noch eine Menge Vorbereitungen treffen.« Er eilte in die Richtung, in die Quench verschwunden war. Riß führte die Mädchen fort, und mein letzter Blick auf Huld zeigte mir den glühenden Blick, mit dem er Manacle verfolgte, bis dieser aus seiner Sichtweite entschwunden war. Wir folgten Riß, Mavin und ich still wie Bunwits, den mit Teppich ausgelegten Gang entlang zu dem Raum, der für uns vorbereitet war, und wo es Strohsäcke zum Schlafen, Zapfhähne für eine Art Getreidebrei und ein in den Boden eingelassenes Badebassin gab. Nichts Besonderes war zu sehen außer der großen kahlen Tür, die zu Manacles Räumen führte. Es würde ein Leichtes sein, einen Finger in den Schlüssel zu verwandeln, hinauszugehen und die Tür wieder hinter uns zuzuschließen, sobald nur Riß verschwunden war.
Und das taten wir dann auch. »Was wird er denken, wenn er feststellt, daß zwei von uns fehlen?« flüsterte ich Mavin zu.
»Er wird denken, daß die zwei fehlenden von den anderen beiden gegessen worden sind«, knurrte sie. »Stell dich nicht so dumm an, Junge. Laß die Tür einfach auf, als ob Riß vergessen hätte, sie zuzuschließen. Dann kann er sich darüber wundern, wo seine Zuchtstuten geblieben sind, aber er wird nicht annehmen, daß ein Spion bei ihm eingedrungen ist.«
Beschämt ging ich zurück, um die Tür wieder aufzuschließen. Drinnen hatten sich die beiden Mädchen auf einem der Strohsäcke niedergelassen und beschäftigten sich auf irgendeine seltsame Weise miteinander. Ich lief rot an und schaute weg. Offenbar waren sie doch nicht ganz geistlos. Wenigstens für eine Sache hatte man sie trainiert. »Was jetzt?« fragte ich Mavin.
»Jetzt muß ich erst einmal überlegen«, krächzte sie. Ich verstand nicht, warum sie so wütend war, bis sie wieder zu sprechen anfing. »Was will er damit sagen, dieser Auswurf eines Fustigars? Was meint er damit, du seist von dem Rat geschaffen worden? Ich weiß besser als er, wie du entstanden bist – es war auf die übliche Art und Weise. Kein Rat oder irgendeine Zusammenkunft hatte damit etwas zu tun außer der Zusammenkunft
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