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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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schnell zu fliegen, aber ich erreichte den Straßenrand nur wenige Schritte hinter den beiden. Ich zog mein Messer, schleuderte es und warf mich im selben Augenblick hinterher, mich mitten in der Luft wandelnd. Der Unterherold ging zu Boden, aufgespießt, gerade als ich mit meinen Pombi- Krallen den Examinierer aus dem Sattel riß. Ich ließ ihn zappeln, während ich bedrohlich in sein Gesicht sabberte. Er schrie noch ein bißchen, dann wurde er ohnmächtig. Wenigstens sagte Didir mir, daß er wirklich ohnmächtig geworden sei, in der Annahme, ich würde ihn verschlingen. Shattnir zog sämtliche Kraft aus ihm heraus, die er noch hatte, und dann fesselten wir ihn, nachdem wir seine Taschen durchsucht hatten. Ich fand den Gegenstand beinahe sofort. Es war eines jener Gefüge aus glitzernden Kugeln und Drähten, wie Nitch sie in der Schulstadt in meine Jacke eingenäht hatte und wie Rätsel mir vor Bannerwell gezeigt hatte. Es sah dem Gegenstand ähnlich, den Huld in der Höhle, wo die Körper lagerten, gegen mich verwendet hatte, oben im Norden. Geformt war es wie eine Kappe oder eine Kapuze, mit einem Riemen, mit dem man es unter dem Kinn festzurren konnte.
    »Was bewirkt das?« fragte Chance.
    Didir forschte in dem Bewußtsein des Examinierers, gerade als ich sagen wollte, ich wüßte es nicht. Der Mann bewegte sich unruhig. Sie ging nicht sanft mit ihm um. Ich wiederholte Chance, was Didir mir sagte.
    »Es bewirkt Gehorsam«, sagte ich. »Wenn sie es mir auf den Kopf gesetzt und den Riemen befestigt hätten, würde ich alles befolgt haben, was sie befohlen hätten.« Ich stand eine Weile nachdenklich da und bat Didir dann, weiter zu forschen. Wußte der Mann, wer ihn geschickt hatte? Wohin hätten sie mich gebracht, wenn ich erst einmal ›gehorsam‹ gewesen wäre?
    Flüsternd sagte sie mir: »Es gibt ein paar Ruinen nahe dem Fluß, der das Land der Unveränderlichen begrenzt. Alte Ruinen. Nördlich von hier. Dorthin hätte er dich gebracht.«
    Oh, diese Gegend kannte ich. Dort hatte ich die Spielfiguren von Barish gefunden. Dazzle, Borold und Seidenhand hatten sich dort aufgehalten. Ja, ich würde dorthin gehen. Das wirkte auf jeden Fall originell und überraschend.
    »Setz ihm die Kappe auf«, bat ich Chance. »Ich zieh mir die Kleider des Unterherold an.« Ade, du schöner Fellmantel und Tierkopfhelm! Beides hatte ich bei dem wilden Flug durch den Wald verloren. Ich zog den Unterherold aus und legte seine Kleidung an, voller Mitleid mit ihm. Ich hatte ihn nicht töten wollen. Das Messer hatte sich im Flug gedreht. Als ich fertig angezogen war, trug ich ihn in den Wald und legte ihn in eine Vertiefung, über die ich Laub breitete, ehe wir wegritten.
    In kürzester Zeit waren drei Männer unterwegs: ein Oberexaminierer, sehr still, die seltsame Kappe unter seiner Lederkleidung verborgen, ein Unterherold, dem die Kleidung nicht richtig paßte, und ein bäurischer Diener, der hinter ihm herritt und zwei Pferde am Zügel führte.
    »Bleibt es dabei, daß wir nach Xammer gehen?« fragte der Diener, leise vor sich hin summend.
    Der Unterherold, also ich, nickte schweigend. Wir würden tatsächlich nach Xammer gehen, um Seidenhand dort zu treffen, und von dort aus würden wir weiterreiten zu jenen Ruinen, die ich schon einmal besucht hatte. Hinter uns im Wald lag der echte Unterherold als Nahrung für die Ameisen, und vor uns lag Nahrung zum Nachdenken. Ich hoffte nur, daß ich keine Verstopfung davon bekäme.

 
2
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Xammer
     
    Als wir in die Stadt Xammer hineinritten, spielte jeder von uns eine kleine Rolle. Chance mimte den trauernden Diener, mit allem Können, das ihm zur Verfügung stand. Der Oberexaminierer, die seltsame Kappe auf dem Kopf, spielte sich selbst, aber nur mit soviel Einsatz, wie wir ihm befahlen. Ich, Peter, spielte die Rolle des Unterherolds und bemühte mich nach besten Kräften, wirklich untröstlich darüber zu erscheinen, daß ich Peter, den jungen Spieler, unvorhergesehenerweise bei einem unglücklichen Zusammentreffen auf der Landstraße getötet hatte. Falls wir beobachtet wurden, mochte dieses kleine Theaterstück die Beobachter noch weiter verwirren. Am Stadtrand nahmen wir uns ein Zimmer in einem Gasthof. Ich wechselte Aussehen und Kleidung und schlich mich fort. Beim besten Willen war mir nichts eingefallen, womit ich den Besuch bei Seidenhand in Gestalt eines Unterherolds hätte rechtfertigen können. Chance blieb glücklich und zufrieden, mit genügend Wein und einem bereitwillig

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