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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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völlig verändert hatte, eine andere geworden war. Natürlich lag das weniger an ihr, doch das merkte ich erst später.
    Sie wollte wissen, ob ich allein unterwegs war, und ich erzählte ihr, daß Chance und ein anderer Reisegefährte im Gasthof warteten, ohne aber weitere Erklärungen dazu abzugeben. Dann fragte sie, ob ich im Gästehaus der Schule übernachten wollte, und wir beratschlagten uns darüber. Ich murmelte etwas von der Sicherheit dieses Ortes, und Seidenhand warf mir einen schrägen Blick zu, einen Blick, den ich nur zu gut von früher kannte.
    »Ich merke schon, daß du etwas auf dem Herzen hast, Peter. Hör zu, einen geschützteren Ort wie das Gästehaus dieser Schule wirst du weit und breit in keiner Domäne oder Umgebung finden. Du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, wie hervorragend wir hier gegen Spione geschützt sind. Gut? Willst du dein Gepäck selbst holen oder soll ich jemanden schicken?«
    Meines Erachtens war es das beste, sich hin- und herzuschleichen und Chance alles selbst zu erzählen. Es war gut, daß ich mich so entschied, denn der Oberexaminierer war in eine Art Trance verfallen, und Chance konnte ihn nicht mehr dazu bringen, sich zu bewegen oder zu sprechen. Wir nahmen die vermaledeite Kappe von seinem Kopf und legten ihn ins Bett, zusammengekrümmt, in seiner sitzenden Haltung verblieben. Ich wies Chance an, ihn zu fesseln und ihm einen lockeren Knebel zu verpassen, wenn er das Zimmer verließ, nur für den Fall, daß der Bursche wieder zu sich kam, ansonsten aber die nächsten zwei, drei Tage, bis ich aus Vorboldhaus zurückkehrte, nach eigenem Gutdünken zu verbringen. »Sag jedem, der fragt, daß dein Unterherold Durchfall hat«, schlug ich vor, »und wenn sich dieser Bursche hier die nächsten Tage nicht rührt, bitte ich Seidenhand, ein Auge auf ihn zu werfen.« Ich hätte natürlich auch Dealpas herbeiholen können. Niemand konnte so gut heilen wie sie, aber sie war eine derartig tragische und leidende Persönlichkeit, daß ich sie aus Mitleid schlafen ließ. Der Mann atmete normal, und sein Herz schlug regelmäßig. Ich ging davon aus, daß ein Tag mehr oder weniger ihm keinen weiteren Schaden zufügen würde, wenn er nur genug Wärme und Ruhe bekam.
    Dann kehrte ich zum Schulhaus zurück, wo ich ein Zimmer im Gästehaus vorfand und wo ein Diener bereitstand, mir beim Auspacken, Waschen, Bügeln oder was immer ich wünschte, zu helfen. Ich war froh, Kleidung mitgebracht zu haben und dankte Mavin nachträglich dafür, daß sie mich dazu gedrängt hatte. Ich hatte vorgehabt, überhaupt keine mitzunehmen. Der Diener wies mich darauf hin, daß das Essen in der Halle beim Abendläuten beginnen würde und zog sich dann zurück. Ich genoß mein Bad, lauschte dabei auf die Musik, die vom Hof heraufklang, und versuchte, die verstörenden Gefühle zu vergessen, die Seidenhand erweckt hatte. Nach dem Bad lehnte ich mich aus dem Fenster und schaute den Musikern zu. In Vorboldhaus waren Künstler, Musiker und Dichter aus allen Domänen und Gegenden des Landes versammelt. Eine repräsentative Gruppe von ihnen hatte sich unten im Hof zusammengefunden, alle schienen damit beschäftigt, ihre Künste vorzuführen. Die Dichter trugen ihre traditionellen Bänderumhänge, was sie ein bißchen wie Schuljungen während der Festivalzeit aussehen ließ, wenn auch verzierter und großartiger. Über Musiker und Künstler streiten sich die Geister. Manche sagen, daß sie TALENTE besitzen, andere behaupten, es handle sich um bloße Fähigkeiten. Auf jeden Fall standen sie in der Schulstadt unter keinem Bann wie die alltäglicheren Talente. Sie durften einsetzen, was immer sie in einer Schulstadt oder anderswo für nötig hielten, und es war nicht üblich, ein Spiel gegen sie auszurufen.
    Genau unter mir wiederholte ein Musiker immer wieder kurze Phrasen einer Melodie, während ein Dichter dazu sprach, und auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes deklamierte ein anderer Dichter ein langes Poem, Vers um Vers, während ein Musiker es mit Musik untermalte. Offenbar war für den Abend ein Liederwettbewerb angekündigt – mit einem Thema, das Spielmeisterin Vorbold selbst am Abend zuvor bestimmt hatte. In Mertynhaus, wo ich aufgewachsen war, hatten wir solche Dinge als Kinkerlitzchen betrachtet, und ich beabsichtigte schon, Seidenhand damit aufzuziehen, hatte da allerdings die große Halle noch nicht gesehen.
    Sie lag in dem Bereich, den Gäste betreten durften, und es gab einen offiziellen,

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