Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent
teilte. Dort war auch die Stadt. Reavebrücke.
»Also«, sagte ich, »wir können verkleidet losmarschieren, auf der Straße oder anderswie; wir können auch als wir selbst gehen, auf der Straße oder anderswie. Du bist der Vorsichtige von uns beiden. Ich überlasse es dir.«
»Dann laß uns weiterhin als Vater und Sohn Smith ziehen«, sagte er. Ich stimmte zu, und wir packten unsere Sachen zusammen, um in nordöstliche Richtung zu reiten, wo sich die Große Straße nach Norden erstreckte.
Der Fluß, den die Unveränderlichen ihre Grenze nannten, kam von dort, und wir folgten ihm durch die Felder und lichten Wälder, die nördlich von Xammer lagen. Vor uns konnten wir die gerunzelten Brauen des Zweikopfgebirges erblicken, zwei Tagesritte entfernt, die die Domäne des Phönix an ihrem Fuße umschlossen. Weiter nördlich ragten die kahlen steinernen Kuppen der Drei Buckel auf, vernebelt vom Rauch der dort ansässigen Gießereien. Ich erinnerte mich an diese beiden Landschaftsmerkmale von meinen Schuljahren her, obwohl ich keines von ihnen näher gesehen hatte als jetzt. Hinter den Drei Buckeln, zwischen ihnen und der aufsteigenden Bergkette der östlichen Gebirge vermutete man eine thandbarianische Domäne, wie Himaggery sie nannte, gebildet von Emphaten, Spiegelmännern, Wiederkehrern … Ich konnte mich an die anderen vier thandbarianischen Talente aus Himaggerys Index nicht mehr erinnern. Sein Schema gründete zunächst auf allen Talenten, die sich Portieren teilten, dann kamen alle, die Dinge BEWEGEN konnten, dann das LESEN, und so weiter. Ich war mir nicht sicher, ob dieser Index einfacher zu behalten war als derjenige, der jedes Talent einzeln, als einzigartiges, aufzählte. Keines von beiden schien sinnvoller. Immer noch gab es Tausende verschiedener Spieler. Wenn die Talente gleich verteilt wären, meinte Himaggery, dann würde die Hälfte aller Spieler eins von jedem besitzen. Er war auf jeden Fall überzeugt von seinem Schema, und danach gab es sieben thandbarianische Talente, und über tausend, die etwas mit Portieren zu tun hatten. Und keine nekromantischen außer den Nekromanten selbst. Was idiotisch war, denn es existierten nekromantische; Ghuls und Knochentänzer, sogar Ranzelmänner gehörten dazu.
Doch wenn schon … Weil ich aber gerade daran dachte, fragte ich Chance, ob er, im Gegensatz zu mir, jemals einen Spiegelmann gesehen habe, und er schaute mich an, als hätte er in etwas Verrottetes gebissen. »Ja, Junge, aber frag nicht danach. Ich konnte erst eine ganze Weile hinterher wieder ruhig schlafen, und ich lege keinen Wert auf diese Erinnerung.« Aha. Hörte sich interessant an.
Es dauerte keinen Tagesritt bis zu der Stelle, wo die Große Straße über eine lange gedrungene Brücke und den Grenzfluß führte, die an Xammer erinnerte, mit ihrem gebogenen, oben mit runden Metallknäufen versehenen Geländer, das dem der Balkone glich, die ich in der Stadt selbst gesehen hatte. Der Bau der Brücke war zweifellos von dem Magistrat der Stadt veranlaßt worden, um dadurch Durchreise und Handel zu erleichtern. Hinter der Brücke befand sich eine Lagerstelle, mit einer Quelle und Toiletten sowie einem Händler, bei dem man sich mit Proviant und Feuerholz versorgen konnte. Die Nacht war warm, und so kauften wir bereits gegartes Essen und suchten uns ein ruhiges Plätzchen zum Hinsetzen. Da wir absichtlich kein Feuer gemacht hatten, wurden unsere Augen nicht von seinem Schein geblendet, und wir konnten erkennen, wer eintraf. Was kam, war ein Knochentänzer, schwarz und weiß, behelmt mit dem Schädel eines vor langer Zeit ausgestorbenen Tieres. Entweder hatte er seinen Aufmarsch von Skeletten draußen vor dem Lager zurückgelassen oder er führte im Augenblick keine mit sich, wofür ich dankbar war. Knochentänzer besitzen genügend Talente, Nekromantie eingeschlossen, um fleischlose Knochen zu erwecken und sie tanzen zu lassen – oder auch andere Dinge, wenn sie zur Bösartigkeit neigen. Meistens sind die Bauern in abgelegenen Dörfern ihre Opfer, denen sie die Zukunft voraussagen und mit schrecklichen Dingen drohen. Ich fragte mich, wie sie so etwas tun konnten, ob sie jemals dabei zögerten, ob es vielleicht sogar viele Knochentänzer gab, die ihr Talent einfach nicht ausübten, wie es auch manche Ghuls ablehnten. Der Knochentänzer beunruhigte mich jedoch nicht sehr. Zunächst jedenfalls.
Dann kamen aber drei andere zusammen herein: ein Exorzist, ein Medium und ein Zeitgreifer. Chance holte tief
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