Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
Grund zu sein, die nördlichen Gebiete erforschen zu wollen, und ich hoffte, Chance, der keine Gelegenheit ausließ, seine unverblümte Meinung über Unvernunft im allgemeinen loszulassen, würde das auch so sehen. Das würde mir einen Grund liefern, nicht zu gehen, doch ich fragte mich damals nicht, warum ich einen solchen Grund wünschte. Statt dessen schob ich Ausflüchte vor. Himaggery und Mavin bräuchten mich, sagte ich zu mir selbst, während ich darauf wartete, daß Chance etwas sagte, das meine Meinung untermauerte.
    Doch er sagte bloß: »Wie kommst du darauf, daß der Sänger für dich sang?«
    »Weil er vom hohen Norden sang«, sagte ich ohne nachzudenken. »Und in der Leuchtenden Domäne sagte mir ein Seher, meine Zukunft läge dort … mit Seidenhand.« Ich sagte nicht, daß der Seher Windlow gewesen war.
    »Also, das macht dann zwei«, sagte Chance. »Und Rätsels Opa macht drei. Erinnere dich, was ich immer sage – einmal ist die Sache selbst, zweimal ist etwas Außergewöhnliches, aber dreimal bedeutet Spiel.«
    Ich erinnerte mich. Es war stets einer von Chances Lieblingssprüchen gewesen, besonders wenn ich als Kind eine Unart mehr als zweimal verbrochen hatte. »Wessen Spiel? Wer will mich nach Norden ziehen?«
    »Tja, Bursche, es gibt ziehen, und es gibt schieben. Der Geist beklagte den Verlust dieser Dinge, die du bei dir trägst. Und vielleicht beklagen diese Dinge, die du bei dir trägst, den Verlust ihrer Körper. Ich würde das tun, wenn ich sie wäre. Vielleicht möchten sie, daß du dorthin gehst, woher sie kommen.«
    Chance war also keine Hilfe, nicht im geringsten. Das Messer meines Gewissens drehte sich, und die Schlange der Schuld wand sich unter ihm. War es möglich? Konnten sie mich, ohne daß ich es bemerkte, schieben? Ich versuchte, es zu verneinen. »Sie müßten dazu mein Gehirn benutzen, Chance. Sie sind nur – wie sagte der alte Manacle? – Muster von Persönlichkeiten. Sie sind das, was sie waren, als sie geschaffen wurden. Didir ist immer dieselbe. Sie benutzt meinen Verstand, meine Erinnerungen, um damit zu denken, aber sie nimmt diese Erinnerungen nicht mit zurück in den Blauen. Sie verbleiben in meinem Geist, nicht in ihrem. Was ich vergesse, daran kann auch sie sich nicht mehr erinnern. Sie könnten nicht ziehen oder schieben, ohne daß ich es wüßte!« Obwohl ich das sehr überzeugt sagte, war ich mir nicht sicher. »Und ich weiß nicht, ob Seidenhand und ich wirklich aus diesem Grund nach Norden gehen sollten. Es könnte ausgesprochen gefährlich werden.«
    Er schaute mich erstaunt an. »Was höre ich da? Peter redet von Gefahren? Ja, und das Tageslicht ist demnächst lila, und die Seen wimmeln voll gekochter Fische! Ich dachte nicht, daß ich nach Bannerwell noch einmal so etwas zu hören bekäme! Wenn wir nicht hier sind, um Geheimnisse aufzudecken und Antworten auf tiefgründige Fragen zu finden, warum dann?«
    »Meine Güte, Chance«, lachte ich unbehaglich. »Du bist ja ein Philosoph.«
    »Nein.« Er rieb sich geniert die Nase. »Eigentlich habe ich Mertyn zitiert.«
    Ich hätte es mir denken können. O Götter des Spiels, ich konnte dieser Angelegenheit nicht den Rücken kehren, ohne mich entzweigerissen zu fühlen. Ich konnte aber wenigstens so tun, als bliebe ich ganz. Warum nicht der Spur folgen, die vor mir ausgelegt war wie die eines Bunwits für einen Fustigar? »Kopf hoch und laut geheult«, wie Spielmeister Gervaise zu sagen pflegte. Diese marternden Gedanken wurden unterbrochen.
    »Wo willst du dich mit Seidenhand treffen?«
    »Sie wird Xammer umgehend verlassen, morgen oder übermorgen. Ich hielt es für besser, nicht so nahe der Leuchtenden Domäne zusammen gesehen zu werden. Wenn uns jemand beobachtet und Schritte gegen uns in die Wege leiten will, wird er eine Weile darüber stutzen. Ich sagte ihr, daß wir sie unterhalb der Teufelsgabel des Flusses Reave treffen würden, bei der Stadt dort. Hier, schau!«
    Ich nestelte die Karte heraus, die zu kaufen uns soviel Mühe bereitet hatte, breitete sie auf der Erde aus und beschwerte ihre Ecken mit Steinen, damit sie ausgerollt blieb. Sie war hervorragend gearbeitet, auf feinstem Leder, die Beschriftung so klein und doch so deutlich, wie Behutsamkeit und Übung es nur fertigbringen konnten. Ich fand die Stelle, wo wir uns befanden, zwischen den Ruinen und der Großen Straße, verfolgte dann diese Straße nördlich mit dem Finger bis zu der Stelle, wo sie sich unterhalb der Gabelung des Flusses Reave

Weitere Kostenlose Bücher