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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Fragen, die er auf den Lippen hatte, ahnte die langatmige Rede, die er gleich halten würde. Ja, etwas in mir erkannte ihn, erkannte ihn als denjenigen, den Windlow Buinel, der Flatterer, genannt hatte.
    Der Ast unter meinem Fuß schwankte. Ich schaute hinab und direkt in das Antlitz einer der Leichen, die gerade eine nur halb mit Fleisch bedeckte Hand auf meinen Stiefel legte. Ich stieß heftig mit dem Fuß nach ihr, und das Ding stürzte hinab, während Jinian neben mir durchdringend schrie.
    »Buinel«, rief ich stumm. »Feuer. Oder wir sterben, Ihr sterbt, wir alle sterben. Für immer.«
    »Wer?« wollte er aufgeregt wissen. »Wer spricht? Mit welcher Befugnis? Was ist das für ein Ort? Wer ist dieser Ghul? Welches Spiel?«
    »Buinel!« schrie ich aus Leibeskräften, worauf sich Schwärme von Vögeln aus den Bäumen ringsum erhoben. »Wenn Ihr kein Feuer auf den Ghul loslaßt und auf alle Leichen in diesem Baum, sind wir tot – und Ihr mit uns.«
    Irgend etwas geschah. Vermutlich war es Tamor, das Muster von Tamor, obwohl es auch Hafnor gewesen sein könnte. Eines der Muster in meinem Kopf formte einen Befehl, sagte irgend etwas Schroffes und Bestimmtes zu dem Muster Buinels, und der Baum hinter dem Ghul ging in Flammen auf, von oben bis unten, wie eine Fackel. Der Ghul drehte sich um. Er war überrascht, aber nicht so überrascht, daß er nicht damit begonnen hätte, Kraft aus der Hitze der Flamme zu ziehen. Im selben Augenblick lag Shattnir in meiner Hand und speicherte aus derselben Quelle. »Mehr«, forderte ich. »Beim Eis und Wind und den sieben Teufeln, Buinel, mehr Feuer! Verbrenn diese Leichen zu meinen Füßen.« Inzwischen hatte sich nämlich ein weiterer Leichnam zu mir hochgearbeitet und faßte mich an. Die Fleischfetzen, die an der Kreatur hingen, fingen zu rauchen an, die Knochen selbst zu glühen, und sie fiel schweigend hinab, während mehr Bäume explosionsartig im Feuer barsten. In der Zwischenzeit kämpften Shattnir und der Ghul um die verfügbare Kraft. Es war alles andere als gemütlich.
    Der Ghul suchte mit dem Ruf: »Verbündete! Verbündete!« das Prasseln und Röhren der Flammen zu durchdringen. Ich glaubte, die Trompete eines Herolds von irgendwoher zu hören, und als ich mich umwandte, erhaschte ich einen plötzlichen Lichtreflex, aber ich wußte nicht genau, wo, und ich konnte auch nicht warten. Ich hatte inzwischen genügend Kraft gesammelt, um die beiden Frauen hochzuheben und mit ihnen wie eine verkrüppelte Fledermaus durch den dichtstehenden Wald hinwegzuflattern, wobei ich gegen Äste stieß und über Zweige rutschte, immer auf der Suche nach Wasser. Hinter mir hörte ich den Ghul schreien, und ich murmelte: »Ghuls Schrecken Zehn« in mich hinein. »Spiel und Zug.« Ich hatte niemals vorgehabt, als Waffenträgers Flug Zehn in einem unbekannten Wald zu sterben, von Leichen aufgefressen. Aber es hatte nicht mehr viel dazu gefehlt.
    Wir fanden ein Inselchen in einem Teich, und Seidenhand heilte dort unsere Verbrennungen. Ich sammelte noch mehr Kraft und begann zu SUCHEN, während sich das Feuer immer heißer und großflächiger in alle Richtungen ausdehnte. Der Fluß im Süden würde es stoppen, und im Osten lagen nur ebene Felder, aber es würde sich weit nördlich und westlich vorfressen, falls nicht ein paar vernünftige Tragamore Wolken herbeischafften und über ihm auswrangen. Ich allein konnte dabei nichts ausrichten und hätte es auch ohnehin nicht getan, denn ich wollte gern sehen, wer vor den Flammen wegrannte. Zweimal erblickte ich den Lichtschein, aber ich entdeckte keinen Menschen. Wer immer es gewesen sein mochte, er war fortgeflogen. Schließlich gab ich es auf und kehrte zu den beiden Frauen zurück.
    Sie hatten hinter einem umgestürzten Baum ein Lager aus Gras hergerichtet. Wir lagen alle drei im Schein der späten Nachmittagssonne darauf und ließen uns von ihr beruhigen. Später dachte ich, wie seltsam es gewesen war, daß ich überhaupt nicht gefragt hatte, welches Talent das Mädchen, Jinian, besaß. Seidenhand hatte es in meiner Hörweite nie erwähnt. Falls Jinian irgendeine Art Kopfschmuck besessen hatte, war dieser während des Angriffs verlorengegangen. Auf jeden Fall fragte ich nicht danach, und sie erzählte es nicht von selbst. Sie bat mich um mein Messer, weil sie eine Falle aufstellen wollte, aber ich sagte ihr, daß ich für eine Mahlzeit sorgen würde, bevor ich sie verließe und unsere weitere Reise arrangierte. Das tat ich, indem ich mich in

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