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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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leichter als eine Kombination aus Unterherold und Afrit betrachten denn als eine Person, die einfach sieben verschiedene Talente besitzt. Jemand wie ich, der zwischen allen elf Talenten auswählen konnte, würde von jemandem wie Huld nicht als Möglichkeit einkalkuliert werden. Noch nicht. Zuerst hatte er mich als Nekromant kennengelernt, und bei dieser Erkenntnis war es einige Zeit geblieben. Vielleicht wußte er, daß ich ein Wandler war, aber ich glaube es eigentlich nicht. Er hatte gesehen, wie ich durch die Eishöhlen flog. Hatte er geglaubt, daß es sich dabei um meine eigene Fähigkeit handelte oder einfach, daß ein irgendwo lauernder Tragamor mich BEWEGT hatte? Als ich die Barriere vernichtete, die Huld vor den Ausgang gebaut hatte, ahnte er, daß ich es selbst getan hatte – oder vermutete er, daß ein Magier daran beteiligt gewesen war? Falls er annahm, ich sei es gewesen, würde er mich für ein Afrit halten, denn dieses waren die Talente des Afrits.
    Er war jedenfalls kein Narr. Man konnte ihn vielleicht eine gewisse Zeit lang in die Irre führen. Sein Knochentänzer und sein Ranzelmann hatten mich auf der Straße nicht gefunden. Sein Ghul war tot. Trotzdem war Huld ein unerbittlicher Feind, der von Mal zu Mal schlauer und stärker wurde. Konnte ich wirklich meine gesamten Talente dort oben im Norden lassen und ihm mit nichts in den Händen gegenübertreten … mit nichts als mir selbst? Ich wimmerte tief in mir und duckte mich, bis ich mir schließlich selbst zuwider war. In Bannerwell war ich mutiger gewesen als jetzt, und ich stellte fest, wie leicht ein kleiner Geschmack von Macht einen einigermaßen vernünftigen Menschen packen und eine winselnde, kriechende Kreatur aus ihm machen konnte.

 
5
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Dreibuckel
     
    Ich habe gesagt, daß das Land östlich des Stürmischen Meeres flach sei. Es war immer noch genauso flach und unbelebt, als ich es das zweitemal innerhalb weniger Tage durchquerte. Die Geschwindigkeit der Wasserochsen wäre ungefähr eine Meile pro Stunde gewesen, wenn sie sich beeilt hätten, was sie aber nur gegen Abend taten, wenn es kühl wurde und sie Wasser rochen. Ich hatte sowohl Jinian als auch Seidenhand beigebracht, wie man sich durch bestimmte Reime oder Lieder schützen konnte, falls irgendein Dämon oder ein anderer Spieler, der LESEN konnte, vorbeikäme. Ich selbst reiste, gleichfalls aus Vorsicht vor einem solchen Ereignis, als der alte Globber. Und tatsächlich, kurz vor der Abenddämmerung des zweiten Tages ritt ein Dämon vorbei. Soweit ich erkennen konnte, warf er uns nicht einmal einen Seitenblick zu. Wir waren wirklich völlig unansehnlich.
    Bald begann uns die Langeweile zu quälen. Am Nachmittag des zweiten Tages begannen Seidenhand und Jinian, sich gegenseitig ihre Meinungen und Gefühle über die Angehörigen meines Geschlechts anzuvertrauen, und ich fühlte mich abwechselnd gebauchpinselt und durch ihre Offenheit peinlich berührt. Schließlich wurde mir das Ganze so unangenehm, daß ich eine Möglichkeit suchte, das Thema zu wechseln. In meinem Hinterkopf schwirrte seit Tagen bereits eine Idee herum, und ich dachte, das kleine Buch, in das Windlow soviel Hoffnung gesetzt hatte, würde sie vielleicht einfangen helfen.
    »Jinian«, sagte ich, als die beiden einmal kurz Luft holten, »ich habe hier etwas, was ich gerade studiere, ein kleines Büchlein. Würdest du mir daraus vorlesen?« Sie stimmte zu, aber ich merkte, daß die Frage sie überrascht hatte. Ich wühlte das Omnasticon hervor und gab es ihr. Ich hoffte, seinen Sinn begreifen zu lernen, wenn ich eine andere Stimme daraus vorlesen hörte, Jinian also, und wenn sie müde wurde, Seidenhand.
    »Von Anfang an?« Sie zögerte, nach kurzem Überfliegen der Seiten, ohne dabei einen Sinn entdeckt zu haben.
    »Egal wo«, erwiderte ich. »Vom Anfang, oder aus der Mitte. Ein alter Freund von Seidenhand und mir meint, es läge ein tiefer Sinn in diesem Buch. Ich habe bis jetzt keinen Schlüssel zu seinem Verständnis gefunden. Vielleicht schaffst du es für mich.«
    Sie begann zu lesen. »Wenn der Zauberer das neunte oder zehnte Mal wiederkommt, wird es viel zu tun geben.« Sie starrte auf die Seite und wandte sich dann zu mir. »Welcher Zauberer?«
    »Barish vermutlich«, sagte ich. »Du kennst doch diesen Spruch, genau wie ich. Die Leute sagen: ›Wenn Barish wiederkommt.‹ Ein komischer Kauz auf dem Markt sagte einmal, er würde seine Preise erst bei der zwölften Wiederkehr von Barish senken.«
    Jinian

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