Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
einen Pombi verwandelte und ein paar stupiden Hühnern den Garaus machte, die von ihrem Bauernhof weg in den Wald gelaufen waren, um hier zu brüten. Während sie über der Flamme brutzelten, besprachen wir die weiteren Möglichkeiten. Ich könnte nach Xammer zurückkehren, Pferde und Vorräte besorgen, eine Ersatzkutsche, sogar Wächter und Diener. Wir entschieden uns aber dagegen. Statt dessen nahm ich, nachdem wir gegessen hatten, eine halbwegs alltägliche menschliche Gestalt an und begab mich fort, um eine Niederlassung zu finden, wo man Tiere und Proviant kaufen konnte.
    Der Rest war eigentlich nur ermüdendes Feilschen, Handeln und dieses und jenes Besorgen, das natürlich nicht vorhanden war, weil es bis jetzt keiner verlangt hatte oder weil es zu nichts paßte, was vorhanden war. Der Abend wurde zur Nacht, die Nacht zum Morgen. Es war bereits Mittag des folgenden Tages, ehe ich Jinian und Seidenhand aus dem Wald herausführen konnte, um ihnen zu zeigen, was ich zustandegebracht hatte.
    »Bei den Schmerzen von Dealpas«, sagte Seidenhand zurückweichend. »Noch nie im Leben habe ich ein solches Klappergestell auf Rädern gesehen.«
    Ich nickte befriedigt. Das Fuhrwerk sah aus, als fiele es jeden Augenblick auseinander, was aber nicht passieren würde, denn ich hatte bestimmte Teile persönlich repariert. Die Zugtiere sahen aus wie Wasserochsen, obwohl man ihre reinrassige Abstammung gut und gern infrage stellen konnte. Sie waren groß, häßlich und wirkten zu zäh, um Jäger zu verlocken, aber auch zu kräftig, um Diebe in Versuchung zu führen. Die Innenausstattung des Fuhrwerks glich dem Rest und war langweilig und häßlich.
    »Den will bestimmt niemand«, meinte Jinian. Ich warf ihr einen raschen Blick zu und dachte, wie schade es war, daß sie derart unscheinbare Züge hatte, da sie doch so scharfsinnig war. »So ist es«, sagte ich. »Nun müssen wir noch dafür sorgen, daß uns auch niemand will.«
    Ich glaubte, daß wir erfolgreich waren. Die Zeit würde es zeigen, die Gelegenheit beweisen, aber wir hatten die Umstände unserer Reise mehr als nur ein bißchen verändert. Niemand würde sich für den alten Mann oder die beiden Vetteln an seiner Seite interessieren. Alle drei hatten schmutzige Gesichter und ein zahnlückenhaftes Grinsen. Die Zähne der Mädchen waren mit Teer geschwärzt; eine Armeslänge entfernt wirkte es, als fehlten sie ihnen. Als der Abend jenes Tages kam, nachdem ich Chance verlassen hatte, befanden wir uns erneut auf der Großen Straße nach Norden, allerdings nur ein bißchen weiter nördlich der Grenzbrücke. Mit einem Blick zurück seufzte ich. Wir hatten viel Zeit und Mühe aufgebracht, um ein winziges Stück Weg hinter uns zu bringen, und immer lagen zwanzig Meilen zwischen uns und Dreibuckel.
    Eine Genugtuung erlebte ich jedoch. Der Zwischenfall mit dem Ghul hatte mich fest und endgültig davon überzeugt, daß Huld dahintersteckte. Die frühere Episode mit der Hexe mochte vielleicht auf Rätsels Initiative erfolgt sein, aber Huld war es, der Knochentänzer und Ghul auf meine Fährte gesetzt hatte. Er hatte einmal, in den Eishöhlen, einen falschen Zug gegen mich gemacht. Dort hatte er Nekromant Neun ausgerufen, konnte seinen Zug aber nicht gewinnen. Diesmal war er entschlossen, ihn zu gewinnen, ihn auf eine Art und Weise zu gewinnen, die ich nicht mißverstehen konnte, indem er Ghul und Knochentänzer, Ranzelmann und Exorzist benutzte – allesamt nekromantische Talente. Ich hatte die Toten gegen Mandor ins Feld geführt; nun würde er die Toten gegen mich einsetzen, um mich selbst zu Tode zu bringen. Er hatte mich zuvor unterschätzt und jetzt schon wieder, wenn auch nicht mehr so sehr. Vielleicht wußte er aber immer noch nicht genau, was ich war und was ich konnte.
    Es war selten, daß Spieler viele Talente gut ausüben konnten. Manchmal werden Kinder geboren, die, sobald sie die Pubertät erreichen, Teile verschiedenster Talente zu haben scheinen. Oft entwickeln sie sich zu unfähigen Schwachsinnigen, die in der Sonne sitzen und allein spielen, unaufhörlich einen Stein auf den anderen BEWEGEN oder gerade eine Handbreit über dem Erdboden schweben oder sich über winzige Distanzen um einen Kreis herumportieren und dabei laut juchzen. Vier oder fünf verschiedene Talente zu besitzen, scheint offenbar zerstörerisch zu wirken. Minery Mindcaster wurde manchmal als Zwillingstalent bezeichnet. Was wir über Talente lernen, bringt es mit sich, daß wir jemanden wie sie

Weitere Kostenlose Bücher