Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
mich in Gedanken darin, und lief dann peinlich berührt rot an, als ich Jinians Augen auf mir ruhen sah. Sie wußte nur zu gut, worüber ich nachdachte.
    »Kein Grund, sich zu entschuldigen«, sagte ich. »Es ist eine reizvolle Vorstellung.« War es auch. Ich beabsichtigte nicht, jemals so etwas zu tun, aber reizvoll war es.
    Die Minen und viele kleine Schmelzereien lagen verstreut in Schluchten und auf Anhöhen um die drei Berge herum, aber Dreibuckel, die Stadt selbst, lag zwischen ihnen wie Kinderspielzeug, das auf einen Teller ausgeschüttet worden war. Ich entschied, nicht so wie wir aussahen in die Stadt hineinzureiten. Statt dessen würden wir ein weiteres Täuschungsmanöver inszenieren. Wir fanden eine Stelle, an der die Straße eine Kurve hinter eine hohe, halbzerfallene Mauer machte, schirrten dort die Wasserochsen aus und jagten sie den Wiesenhang hinab auf eine Reihe Bäume zu, die an einem Flüßchen standen. Dann packte ich den Hammer, den ich genau zu dem Zweck mitgenommen hatte, und schlug das Fuhrwerk in Stücke, von denen ich die Räder abmontierte. An die Mauer gestapelt, sah das Holz genau nach dem aus, was es war, nämlich Feuerholz. Vielleicht würde ein anderer Fuhrmann in seiner Not noch für den einen oder anderen Reifen Verwertung finden. Unsere Lumpen wurden unter dem Wagen vergraben, und wir säuberten unsere Gesichter und befreiten unsere Zähne von dem Teer, ehe wir Dreibuckel betraten, ein Händler mittleren Alters mit seinen beiden Töchtern. Ich hoffte, nicht zu lange nach Chance suchen zu müssen.
    Und das mußte ich tatsächlich nicht, wie sich bald herausstellte. Das gelbe Pferd, das ich ihm geraten hatte loszuwerden, sprang in einer Pferdekoppel neben einem Gasthof herum, mit höckrigen Hufeisen und allem Drum und Dran. Chance selbst war am Zechen, die Nase rot und weinselig, in bester Laune und völlig unempfänglich für meinen Ärger.
    »Aber, aber, mein Junge, die Knochentänzer sind doch schon lange vor uns verschwunden. Es ist ein gutes Pferd. Kein Grund, es jetzt sofort zu verscherbeln.«
    »Sie sind hinter uns, Chance. Hinter uns. Wir sind ihnen begegnet. Karl Schweinsgesicht hat seine garstige kleine Spürnase auf meine Spur gesetzt und sie wieder bis zu dem Wäldchen zurückverfolgt, wo du und ich ihn beobachtet haben. Außerdem kennt er dich!«
    Ich konnte es ihm nicht klarmachen, bis Seidenhand mit entschlossener Miene nach seiner Hand griff und etwas Kniffliges, Geheimes in seinem Körper anstellte. Ich sah, wie er rot anlief und in seine Augen langsam Klarheit einkehrte. »Oh. O ja, Bursche. Es tut mir leid. Ehrlich gesagt, glaubte ich nicht, daß sie zurückkämen. Und vielleicht haben sie keinen bei sich, der Spuren verfolgen kann.«
    »Ranzelmänner können das«, sagte Jinian. »Sie haben diese Fähigkeit. Wir müssen uns rasch etwas überlegen, denn sie können bereits bei dem Wäldchen gewesen sein und heute abend hier erscheinen.«
    Seidenhand nickte zustimmend und niedergeschlagen. Ihre Miene wirkte recht angespannt, und kurz überkam mich Mitleid. Der Weg war beschwerlich für sie gewesen. Trotzdem konnte ich ihr nicht helfen, und Chance unterbrach den Gedanken.
    »Es ist meine Schuld, also ist es nur gerecht, wenn ich die Sache ausbügle. Ich werde mit dem Tier unter viel Hurrah und Geschrei auf die Straße zurückkehren. Wenn ich weit genug entfernt bin, werde ich es verkaufen und mich nach Reavebrücke durchschlagen. Ihr bleibt alle hier, bis ihr euch erholt habt – Seidenhand braucht einen Nachtschlaf im Bett –, und folgt mir dann nach Norden. Hast du genug Geld, um neue Pferde zu kaufen, Junge?«
    Ich verneinte wahrheitsgemäß. Das letzte Geld hatte ich für das Fuhrwerk und die Wasserochsen ausgegeben. So griff er unter sich und gab mir einen Beutel, der wohlgefüllt schien, zweifellos ein Teil seines Gewinns aus Xammer, was er auch nicht abstritt. Er war außerordentlich großzügig in seinem Angebot, und ich wußte, daß er sich schuldig fühlte. In jenem Augenblick war ich nicht in der Stimmung, ihm zu vergeben, obwohl er nicht viel Schaden verursacht hatte, wenn er jetzt nur rasch hinwegritt. Wir hatten uns leise unterhalten, verabschiedeten uns nun so von ihm, wie jeder Reisende es bei einer zufälligen Bekanntschaft unterwegs gemacht haben würde, und begaben uns auf die Suche nach einer Unterkunft. In der Zwischenzeit suchte Chance seine Tiere zusammen und machte sich mit viel Hallotri auf den Weg, um die Aufmerksamkeit auf sich zu

Weitere Kostenlose Bücher