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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Leben unterwegs gewöhnst.«
    Ihrem Lächeln, das sie mir als Antwort schenkte, fehlte die Begeisterung. Sie widersprach mir nicht, aber man konnte deutlich sehen, daß sie mir nicht zustimmte. Ihr Anblick verursachte mir ein kurzes, niederziehendes Gefühl des Verlustes, und ich küßte sie. Sie erwiderte den Kuß, aber er war schwesterlicher als unsere Küsse in Xammer. Ich konnte sie schlecht damit aufziehen, daß sich eine Geliebte anders verhalten würde, denn sie hatte niemals gesagt, daß sie eine sein wollte, also begnügte ich mich damit, ihr einen leichten Klaps auf das Hinterteil zu geben. Sicher nicht der beste Weg, die Tiefe meiner Gefühle zu zeigen. Später dachte ich daran.
    Als Jinian mit den Pferden zurückkam, erläuterte sie mir die Tiere in allen Einzelheiten, sprühend vor Begeisterung, mit funkelnden Augen und hoher, aufgeregter Stimme. Sie wies auf ihr dickes Fell hin, das, wie sie sagte, für die Jahreszeit gut sei, und auf ihre gewöhnlichen Hufeisen. »Sie sind stämmig, nicht schnell«, sagte sie, »denn wir werden wahrscheinlich unwegsame Pfade reiten. Was hältst du davon, wenn wir am Knochenfluß entlang nach Reavebrücke reisen? Letzte Nacht, als du … beschäftigt warst, schaute ich mir die Karte an, und wenn wir von Dreibuckel aus über die Hügel nach Nordwesten gehen, kommen wir zur Flußniederung. Von da aus können wir eine kleine Strecke westlich parallel zur Großen Straße reiten, bis wir den Fluß überqueren müssen, um nach Reavebrücke zu kommen.«
    Ihr Gesicht war schmutzverschmiert. Der flüchtige Wunsch, es sauberzuwischen, suchte mich heim. Sie schien so begierig zu sein, daß ich dachte, nun ja, warum nicht? Auf der Großen Straße zu reiten, würde einfacher sein, aber vielleicht fielen wir weniger auf, wenn wir uns hintenherum schlugen.
    Die Frauen hatten alles, was sie bei sich geführt hatten, durch ihre Begegnung mit dem Ghul verloren, und so mußten wir zunächst Kleidung und Umhänge ersetzen, obwohl Seidenhand meinte, an einem Ort wie Dreibuckel gäbe es überhaupt keine richtige Auswahl. Durch großzügigen Gebrauch von Chances Gewinnen gelang es uns, uns reisefertig zu machen. Als Seidenhand die Pferde sah, rieb sie sich bedauernd den Rücken, und ich wußte, daß sie den Verlust der leichten Kutsche bedauerte, die sie verloren hatten. Ich legte den Arm um sie. »Sei nicht verzagt«, sagte ich. »In Reavebrücke wird es genug Luxus geben. Chance wird wiederum ein Vermögen gewonnen haben, und wir können uns auf seinem Glück ein paar Tage ausruhen.«
    Sie lachte. »Wenn Chance gewinnt, hat das mit Glück nichts zu tun. Nein, Peter, so viel macht es mir nicht aus, noch ein paar Nächte auf hartem Boden schlafen zu müssen. Es ist vielmehr dieses eigenartig träumerische Gefühl, das ich habe. Letzte Nacht wachte ich auf und ging zum Fenster, um Luft zu schöpfen, träumte aber nur, daß ich nebelhaft einen Riesen am Horizont vor den Sternen laufen sah, als wandle er am Rand der Welt. Und das Lied des Windes verfolgt mich. Ich kann mich auf nichts konzentrieren.«
    Über ihren Kopf hinweg konnte ich Jinian sehen, die uns beobachtete und genau zuhörte. Ich lächelte beide an, in dem Versuch, unbeschwert und sorglos zu wirken. »So ist es eben mit Vorsehungen. In der Leuchtenden Domäne wurde mir vorhergesagt, daß wir in den Norden gehen würden – das Windlied handelt vom Norden –, und in Dindindaroo erzählte mir ein Geist vom Norden. Abenteuerlich und traumhaft, in der Tat! Grund genug, um schlafzuwandeln.«
    »Dreimal«, sagte Jinian und überraschte mich mit diesem Echo von Chances Worten. »Dreimal bedeutet Spiel. Wer SPIELT gegen dich?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Der Sänger hörte das Lied in Leamer. Vielleicht liegt dort die Wurzel.« Jinian runzelte, als wäre sie den Tränen nahe, die Stirn, und ich konnte mir nicht vorstellen, warum der Gedanke an Leamer sie so unglücklich stimmen sollte. Später fragte ich Seidenhand, und sie antwortete:
    »König Kelver wird uns in Reavebrücke treffen. Er wird Jinian von dort aus mit nach Norden nehmen, also kann sie nicht mit uns nach Leamer kommen. Zweifellos ist sie darüber enttäuscht, von dem Geheimnis und seiner Lösung ausgeschlossen zu sein – falls es dort eine gibt.« Sie klang ziemlich kurzangebunden, als wäre es gleichgültig, was Jinian dachte. Für mich war es nicht gleichgültig. Wenn Jinian enttäuscht war, würde ich es auch sein.
    Wir ritten durch die Hügel der Grole zurück,

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