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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Pferd bestimmt bis dahin nicht mehr haben. Nun ja, am besten, ich vergesse das Ganze.« Und dann würde sie wieder nach oben gehen.
    Hinten in der Gaststube würde ihr der Knochentänzer Karl Schweinsgesicht etwas zuknurren. Dann, wenn alles so lief, wie ich es geplant hatte, würden sie beschließen, dem Mann und dem Pferd mit den höckrigen Hufeisen hinterherzureiten, um ihn zu fangen, bevor sich die Spur verwischte. Wenn sie sich beeilten – so würden sie sich sagen –, konnten sie ihn fangen, während er irgendwo unterwegs schlief, und vielleicht dadurch Peter ohne viel weitere Mühe auch schnappen. Ich ließ mir dieses Szenario verschiedene Male durch den Kopf gehen und fand es gleichermaßen befriedigend und wahrscheinlich. Die Zeit verstrich. Ich geriet ins Zweifeln und wurde nervös, hörte aber niemals mit der kauenden Arbeit auf, die ich begonnen hatte. Der Mond ritt auf meinem Rücken, gekrümmt wie ein Dolch. Im Dämmerlicht sah ich die Schatten an der Wegbiegung, hörte das Gerassel der Knochen, als sie um die Kurve tanzten. Sie hatten eine Laterne dabei, denn der Knochentänzer führte sie in einer Pfütze gelben Lichts an. Karl trottete mürrisch mit den anderen neben ihm. Plötzlich hob sich sein Kopf.
    »Ich LESE ihn«, flüsterte er aufgeregt. »Peter, die Zimperliese. Ich LESE ihn. Nicht weit weg von hier. In der Nähe. Oh, welch ein Dummkopf! So nahe an der Straße zu schlafen. Er ist dicht vor uns.«
    »Also dann, geh leise, kleiner Ranzelmann«, kam die geflüsterte Antwort des Knochentänzers. »Am Ende dieses Tunnels verstreuen wir uns und suchen ihn. Dann bekommst du die Bezahlung für deine gute Arbeit, wie versprochen.« Ich sah das Mondlicht in ihren Augen schimmern, verlor es dann, als sie den Tunnel betraten, die Spieler voran, die Knochen hinterdrein.
    Erst dann schloß ich mein großes Maul, das mächtige Maul eines Grols, und ließ seine Innereien arbeiten. In den zwei Stunden, die verstrichen waren, hatte ich es fertiggebracht, soviel Masse wachsen zu lassen, daß der Grol anderthalb mannshoch und neun Meter lang war. Es war ein glaubhafter Tunnel. Einer ohne Ausgang, zum Pech für diejenigen, die ihn betraten.
    Ich lag im Mondlicht, ein großer, schwarzer Darm in der Nacht, und grübelte darüber nach, ob ich wegen Karl Schweinsgesicht betrübt war oder nicht. Ich entschied, daß er tot für mich bekömmlicher war als lebend und auf meiner Fährte. Als ich die in den Knochen enthaltenen leichten Metalle verspeist hatte (ein Leckerbissen für Grole, die mit ihrem Magen schmeckten, wie ich feststellte), zog ich das Netz und verminderte Masse, hievte mich aber zuerst aus der Einbuchtung auf eine breitere Stelle. Was übrig blieb, war nur ein langgestreckter, entfernt zylindrisch aussehender Haufen Steine und etwas gemahlenes Eisen. Das war’s dann also mit Hulds erneutem Versuch, mich zu fangen. Ich war nicht so dumm anzunehmen, daß es der letzte oder der stärkste gewesen sei. Das nächstemal würde es nicht so einfach werden.
    Das nächstemal, dachte ich, wird er vielleicht ein Spiel spielen, das ich nicht gewinnen kann.

 
6
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Die Hügel der Grole
     
    Weil Jinian dem Wirt gegenüber bereits erwähnt hatte, daß sie Pferde kaufen sollte, war sie es, die am folgenden Morgen zum Tiermarkt ging, um uns welche zu besorgen. Seidenhand versicherte mir, daß dies in jedem Fall das Klügste wäre, denn Jinian sei am südlichen Flußlauf des Jourt aufgewachsen, wo Pferde Religion und Lebensinhalt bedeuteten. Überall in der Stadt sprach man von dem Knochentänzer, denn Spieler dieser Art tauchten selten in Dreibuckel auf, und Jinian brauchte eine ganze Zeit, um ihr Vorhaben zu erledigen. In der Zwischenzeit beendeten Seidenhand und ich unser Frühstück, und ich zog sie damit auf, miesepetrig und eine schlechte Gefährtin zu sein. Tatsächlich war sie, je länger unsere Reise dauerte, von Stunde zu Stunde stiller und trauriger geworden.
    »Ach, Peter«, seufzte sie. »Diese Reiserei ist schlimmer, als ich in Erinnerung hatte. Ich bin an den Luxus von Vorboldhaus gewöhnt. Dort sind die Betten weich, die Zimmer warm. In der Küche steht ein guter Koch, und im Keller liegt ein guter Wein. Es ist ein ruhiges, interessantes Leben, und man braucht nicht zu befürchten, von Ghuls entführt oder von Ungeheuern verfolgt zu werden. Ich bin verwöhnt und nicht mehr bereit, mir an Steinen blaue Flecken zu holen.«
    »Komm«, sagte ich, »du wirst dich wundern, wie rasch du dich wieder an das

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