Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
ebenfalls beritten, und sparten so ihre Kraft für spätere Spiele und angemessenere Zeiten. Weit hinten, um dem Staub zu entgehen, folgten Jinian und ich. Chance und das Lastpferd bildeten den Schluß.
    »Der König scheint geneigt zu sein, dir nach Waenauge zu folgen«, sagte ich zu Jinian.
    »Der König folgt nicht mir«, erwiderte sie mit fester Stimme. »Aber er ist ein bewundernswerter Spieler. Ich hatte Drohungen befürchtet, Ärger, aber es kam nichts dergleichen. Dazu ist er zu klug. Falls unsere Abmachung eingehalten wird – oder vielmehr die Abmachung mit meinem Bruder, der ich zugestimmt habe –, legt er keinen Wert auf eine Bitterkeit, die das Laken zwischen uns beflecken könnte.«
    Sie so reden zu hören, brachte mich erneut zur Weißglut, obwohl mir nicht klar war, weshalb. Wenn er Seidenhand den Hof machte, warum brachte es mich dann so auf, wenn Jinian in dieser Weise von ihm sprach? Es hätte mich eher erfreuen sollen, hieß es doch, daß König Kelver nicht lange Seidenhands Nähe suchen würde. Rückblickend würde ich sagen, es hätte mich erfreuen sollen. Das tat es aber nicht. Ich machte mich selbst nervös, hätte am liebsten mit jemandem Streit angefangen und schämte mich gleichzeitig dafür. So ritten und ritten wir dahin, bis das Schweigen zwischen uns so quälend wurde, daß ich es irgendwie brechen mußte.
    »Ist dein Eintopf schon fertig?« Sie schaute mich verständnislos an. Es war ihr völlig entfallen, was sie auf der Straße nach Dreibuckel gesagt hatte. »Der Eintopf, den du zubereitest. Deine Hypothese …«
    »Ach, das!« sagte sie. »Ja, Peter. Er ist fertig.«
    Wir ritten eine Weile weiter.
    »Magst du mir erzählen, was du herausgefunden hast?« fragte ich, bemüht, meine Stimme so freundlich wie möglich klingen zu lassen. Jinian ist wirklich anstrengend, dachte ich.
    »Ja, obwohl du es wahrscheinlich alles schon selbst weißt.«
    »Ich? Ich weiß nur sehr wenig«, sagte ich, davon überzeugt.
    »Möglich. Aber du weißt, was du dort oben auf den Höhen des Waenbane finden wirst. Du wirst Barishs Hort finden, sein Versteck. Du wirst die Körper finden, die zu den Blauen gehören, die du bei dir trägst.«
    »Vermutlich«, sagte ich düster. Das schien unvermeidlich klar.
    »Das haben wir von einem wirbelnden Geist gehört«, sagte Chance. »Soviel können wir als gewiß annehmen.«
    »Gibt es noch etwas?« fragte ich.
    »Ja«, erwiderte sie. »Ich glaube, ich weiß, was für einen Plan Barish verfolgt hat, welches Ergebnis er sich von dieser ganzen Geheimniskrämerei über lange Zeit erhoffte. Wir werden sehen, ob ich recht habe.«
    »Meinst du, Barish ist dort?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Alles deutet daraufhin, daß er zum letzten Mal zur Zeit von Rätsels Großvater erwachte. Danach brach er in die nördlichen Länder auf und kehrte nicht zurück. In diesem Fall werden wir Barish selbst nicht finden. Nur die elf. Deine Spielfiguren.«
    »Die elf«, murmelte ich. »Barishs elf. Und eine Maschine, um sie auferstehen zu lassen.« Ich umkrampfte den Beutel in meiner Tasche. Vielleicht, so sagte ich zu mir, ist die Maschine entzwei. Vielleicht kann man sie nicht mehr benutzen. Die anderen, die der Zauberkünstler, waren auch nicht mehr in Ordnung. Falls sie wirklich dort steht, ist sie Jahrhunderte alt. Rost und Schimmel werden sie zerfressen haben. Die Schlange ringelte sich kalt um mein Herz, und ich dachte an Windlow.
    »Die Logik sagt, daß die Maschine dort ist«, sagte Jinian. »Wenn sie benutzt wurde, um Barish von Zeit zu Zeit zu wecken, muß sie sich dort befinden, wo auch er war.«
    »Und dann?« bohrte Chance, neugierig auf noch mehr Geheimnisse.
    »Und dann«, sagte sie, so gelassen heiter wie der Mond am Himmel, »werden wir tun, was Barish getan hätte, wenn er zurückgekehrt wäre.«
    Die Kühnheit, mit der sie das sagte, verschlug mir die Sprache, mehr noch aber der erstaunliche Hochmut, es überhaupt zu denken.
    »Barish war ein Zauberer.« Ich lachte sie aus, aber das Lachen blieb mir in der Kehle stecken, als sie mich mit kühlem Blick musterte.
    »Gewiß doch, Peter«, sagte sie. »Ebenso wie ich.«

 
8
----
Höllenschlund
     
    Als erstes lernte ich in Mertynhaus, daß man sich nicht mit Zauberern anlegt. Himaggery war das einzige Exemplar dieser Gattung, das ich bis dahin kennengelernt hatte, und ich konnte beim besten Willen nicht behaupten, daß ich ihn gut kannte oder verstand. Seltsam sind die Talente eines Zauberers, so lehrte man uns, doch

Weitere Kostenlose Bücher