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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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– den Ort, den die Menschen von Pfarb Durim ›Poffle‹ nennen, weil sie sich fürchten, seinen richtigen Namen auszusprechen, der aber ›Höllenschlund‹ heißt und inzwischen die Residenz eines gewissen Spielers ist – des Dämons Huld.
    Wir wollen unsichtbar bleiben, still, körperlos wie ein Geist und den Weg hinabgleiten, um die Wahrheit über diesen Ort herauszufinden.
    Zuerst kommt ein verwinkelter, durch tausend Füße in tausend Jahren in das felsige Gesicht des Abhangs gegrabener Pfad – tausend Jahre oder mehr. Vielleicht war die Stadt, der Pfad oder der Höllenschlund bereits hier, bevor die Spieler kamen. Der Pfad windet sich hinab, schneidet tiefer ins Gestein, bis er zu beiden Seiten von hohen Felswänden umschlossen wird, die das Licht des Himmels bis auf einen schmalen Streifen ausschließen. Geht diesen immer dunkler werdenden Spalt hinab, bis der Fels über euch nur noch einen winzigen Spalt silbrigen Lichts durchläßt, trefft auf jene dunkle steinerne Tasche, in deren dunklen Schwaden der Pfad verschwindet; tretet hinein, und ihr findet euch am oberen Ende einer Kloake, die sich ihren widerhallenden Weg in die Eingeweide des Höllenschlundes bohrt.
    Es ist dunkel, und die Dunkelheit ist voller Geräusche. Als sich aber lautlose Schritte vorwärtsbewegen, erheben sich vereinzelt Töne über das mißklingende Echo, und in der fürchterlichen Schwärze werden Stimmen laut, Stimmen von Gerippen, die mit eisernen Banden an die Felswände gekettet sind, Skelette in gräßlichem Gespräch mit ihrem Wärter.
    »Nehmt diese Fackel, alte Knochen. Reicht sie weiter, auf! Die hohen Herren kommen bald diesen Pfad entlang, und sie brauchen Licht, auch wenn wir es nicht brauchen.« Der Wärter könnte ein Ausplauderer gewesen sein. Er ist wie ein solcher gekleidet, aber unter der Ledermaske schwabbeln feiste Wangen und an den nackten Armen, die aus der Lederweste reichen, hängt wabbliges Fleisch. Seine Augen sind leer und vor Blindheit nahezu weiß. Er tastet nach dem Ende der Fackel, um zu spüren, ob sie brennt. In der Dunkelheit hinter ihm liegt ein weiterer Spieler, in schmutziges Grau und Schwarz gekleidet, auf einem schmierigen Lager, ein Knochentänzer, das ausdruckslose Gesicht der steinernen Decke zugewandt, während beißender, betäubender Rauch aus seinen Nasenlöchern quillt. »Auf, Tänzer!« ruft der Wärter. »Bring die Knochen hier auf die Beine! Sie sind so träge wie der Winter!«
    Als die Stimme endlich antwortet, ist sie voller Seufzer und Pausen, langen unbewußten, unbeabsichtigten Pausen. »Träge. Immer träge. Und warum auch nicht? Knochen sollten ruhen, Tolp. Liegen. Träge, träge in der Sommersonne. Sommersonne. Ich erinnere mich an die Sommersonne.«
    »Ich erinnere mich an die Sommersonne«, ruft ein Skelett von der Mauerwand her, die Fackel wild vor seinen augenlosen Höhlen schwenkend. »Sommersonne. Winterkälte. Ich erinnere mich an Wiesen. Ich erinnere mich an Bäume.«
    »Pscht«, macht der Wärter sanft tadelnd. »Pscht, Schluß jetzt. Es ist nicht gut, sich zu erinnern. Es macht euch nur nachlässig mit der Fackel, Knochen. Erinnert euch nicht. Reicht einfach das Feuer weiter, immer weiter, bis zum Ende des Pfades, damit die hohen Herren ihren Weg finden.«
    »Wer?« fragte eine gleichgültige Stimme aus der Dunkelheit. »Wer benutzt den Weg zum Höllenschlund? Kamen sie nicht alle bereits gestern? Der ohne Beine und das Schädelgesicht und der Kalte …«
    »Kamen, gingen und werden wiederkommen«, entgegnete Tolp. Er entzündet eine weitere Fackel. »Der ohne Beine ist ein armseliger Händler, Laggy Nicker. Sie haben ihm Stiefel angezogen, sagt er, und ihn in die Welt hinausgeschickt. Und als die Berge in die Luft flogen, sind die Stiefel auch explodiert, und nun hat er keine Beine mehr …«
    »Beine laufen, Arme raufen«, singen die Knochen von der finsteren Mauer her. »Rippen wippen …«
    »Pscht! Der kalte König kam gestern ebenfalls. Der alte Prionde. Mochte nicht, was er hier sah. Pah! Dabei ist er selbst nicht mehr weit entfernt vom Knochendasein.«
    »Und der Dämon, unser Meister Huld, Huld, der Schreckliche?« Der Knochentänzer, lacht, ein keuchendes Lachen, bei dem die schädliche Ausdünstung tief in seine vergifteten Lungen gesogen und wieder herausgestoßen wird.
    »Ging fort, kommt bald wieder. Ist immer dasselbe. Seit er ein Kind war. Für eine Weile war er in Bannerwell, mit seinem niedlichen Prinzen, dem hübschen Mandor. Aber Mandor ist

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