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Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent

Titel: Das Wahre Spiel 03 - Das dreizehnte Talent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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tot, und deshalb ist Huld wieder hier, meistens jedenfalls. Der Höllenschlund ist seit langer, langer Zeit sein Heim …«
    Der Knochentänzer seufzt, hustet, setzt sich hoch, um Blut auf den schleimbedeckten Boden zu spucken. »Huld ist seit vierzig Jahren hier. Blourbast, der alte Ghul, brachte ihn damals hierher, als er noch ein Kind war, lange bevor er Dämon genannt wurde. Ihr erinnert Euch doch, Tolp. Er half oft in den Verließen.« Der Knochentänzer lacht wieder, ein hackender Laut ohne jede Freude darin. »Mochte die glühenden Eisen, der Bursche, besonders bei Frauen.«
    »O ja! Jetzt fällt’s mir ein. Hatte vergessen, daß Huld dieses Kind war. Habe ihn irgendwie mit Mandor verwechselt. Ja, Huld war so lange hier, bis Blourbast starb, in jenem Jahr, als die Seuche in Pfarb Durim ausbrach. Er schickte überall nach Heilern, sogar bis nach Morgenberg. Ich erinnere mich genau. Fand auch welche … Wurden aber alle mein, bevor er starb.«
    »Heiler, Heiler, heil dies’ Gebein«, singen die Schädel an der Wand. »Altes Gebein, sterbend, verderbend …« Ein rasselndes Echo vervielfältigt sich durch die Reihe Skelette bis weit in die geheimnisvolle, unergründliche Finsternis hinein.
    »Schscht«, sagt Tolp. »Ruhig jetzt.«
    »Ich wollte, ich hätte einen hier«, sagt der Knochentänzer. »Irgendeinen Heiler.«
    »Es sind einige hier, die Macht über das Fleisch haben«, erwidert Tolp. »Einer kam vor nicht ganz zwei Tagen hier durch.«
    »Macht über das Fleisch! Auf diese Weise kam ich hierher, indem ich solchen gestattet habe, Hand an mich zu legen. Sie können vielleicht heilen, wenn sie jung sind, Tolp, aber wenn sie ihre verdammten Hände auf ein paar Menschen gelegt haben, vergessen sie, wie man HEILT. Sie verschlimmern alles nur. Nein, ich meine einen echten Heiler.«
    »Schon lang her, seit ein echter Heiler zum Höllenschlund kam«, sagt Tolp. »Die ich damals für Blourbast befragte, waren die letzten.«
    »Die du umgebracht hast, Tolp. Bleib bei der Wahrheit. Du hast sie gefoltert, und du hast sie getötet, weil Blourbast sich an ihnen rächen wollte. Sie weigerten sich, ihn zu HEILEN. Du hast sie getötet, und deshalb wird dich kein Heiler jemals wieder berühren. Oder mich. Oder irgend jemand anders, der aus freien Stücken hierher kommt.«
    »Wir könnten fortgehen«, sagt Tolp. »Nach Morgenberg. Dort kennt man uns nicht.«
    »Sie würden es wissen.« Der Knochentänzer legt sich mit einem tiefen Seufzer wieder zurück und nimmt das Mundstück wieder auf, um daraus noch mehr betäubenden Rauch zu saugen und ihn in die feuchte Luft freizulasssen. »Ich weiß nicht, warum, aber sie würden es wissen. Sobald sie dich berührten, wäre es ihnen klar. Es ist in deine Knochen eingebrannt. Jedesmal, wenn du einen Heiler verletzt, läßt er ein Zeichen auf dir zurück. Sogar wenn sie dich nicht anfassen können, ihr Zeichen lassen sie zurück. So habe ich es immer gehört.«
    »Eingebrannt«, singen die Knochen. »Eingebrannt, auf ewig verdammt …«
    »Pst«, sagt Tolp. »Sie kommen. Ich höre sie am Ende des Ganges.«
    Und das Licht kommt näher, als knochige Finger die Fackel von einer fleischlosen Hand zur anderen reichen, in derselben Geschwindigkeit, wie sich der Zug nähert. Zuerst der beinlose Laggy Nicker auf den Schultern eines Trägers, eines Bauern mit schlaffem Mund, der eine der glitzernden Kappen des Gehorsams trägt; gefolgt von dem kadaverhaften Prionde, dessen hohe Krone am Fels über ihm schabt und der, die tiefliegenden Augen über den knochigen Wangen finster, pikiert seine Gewänder an sich rafft; dann Huld mit wallender Purpurschleppe, der seine Gefolgsleute springend und hüpfend auszuweichen versuchen. Gefolgsleute – ein oder zwei Prinzen aus einem der nördlichen Reiche; ein furchterregender Ghul aus der Gegend um Mip; drei Spiegelmänner in der Gestalt anderer Personen; ein über und über mit Narben bedecktes Medium, das einen schlaffen Körper hinter sich herschleift. Tolp und der Knochentänzer kriechen tief in die duftende Finsternis, um keine Aufmerksamkeit zu erwecken. Huld schaut nicht nach ihnen, als er stoppt, sondern ruft nur in die klamme Luft: »Hängt diesen Körper hier zu den anderen.« Worauf das widerwärtige Medium mit einem zustimmenden Grunzen seine Last fallen läßt. Dann gehen alle weiter den Gang hinab, die Fackeln folgen ihnen von Gerippe zu Gerippe, bis sie außer Hör- und Sichtweite sind.
    »Nun wird’s wieder stinken«, sagt der

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