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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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weiten Ebene, mitten in der Nacht. Sie berührte ihn. Bebend, mit wild klopfendem Herzen, hob er eine Hand und ließ sie auf ihrem Haar ruhen. Sie gab einen Seufzer von sich. Berührte ihn noch einmal.
    Dann legte er sich mit einer Göttin nieder ins grüne, so grüne Gras.

 
Kapitel 16
     
    Mitten am Nachmittag des zweiten Tages fing Paul einen bestimmten Blick von Diarmuid auf, und er erhob sich. Gemeinsam begaben sie sich ans Heck des Schiffes, wo, Arthur mit seinem Hund stand. Um sie herum verrichteten die Männer der Südfeste auf der Prydwen mit mühelosem Geschick die Aufgaben der Besatzung, und Coll am Ruder hielt stetig den Kurs nach Westen. Geradewegs nach Westen, hatte Arthur ihn angewiesen und Coll versichert, er werde es ihn wissen lassen, wann es an der Zeit war, die Richtung zu ändern, und wo. Es war eine Insel, die auf keiner Karte verzeichnet waren, zu der sie segelten.
    Und sie wussten auch nicht, was sie dort erwartete. Was auch der Grund dafür war, dass die drei nun zusammen mit Cavall, der leichtfüßig über die dunklen Decksplanken neben ihnen hertrottete, zum Bug gingen, wo zwei Gestalten standen, wie sie es während jeder ihrer wachen Stunden taten, seit die Prydwen die Segel gesetzt hatte.
    »Loren«, begann Diarmuid ruhig.
    Der Magier hörte auf, das Meer anzustarren, und drehte sich langsam um. Auch Matt wandte seinen Blick nach hinten.
    »Loren, wir müssen uns besprechen«, fuhr der Prinz fort, immer noch ruhig, wenn auch mit Bestimmtheit.
    Der Magier sah sie eine Weile unbewegt an, dann sagte er mit gereizter Stimme: »Ich weiß. Ihr versteht doch, dass ich unser Gesetz breche, wenn ich euch einweihe?«
    »Durchaus«, gab Diarmuid zu. »Aber wir müssen wissen, was er tut, Loren. Und wie. Das Gesetz des Rats der Magier darf nicht der Finsternis Vorteile verschaffen.«
    Matt wandte sich mit teilnahmslosem Gesicht ab, um wieder aufs Meer hinauszublicken. Loren stand weiterhin den drei anderen gegenüber. Er eröffnete ihnen: »Metran benutzt den Kessel, um die Svart Alfar auf Cader Sedat wiederzubeleben, wenn sie sterben.«
    Arthur nickte. »Aber was veranlasst sie zu sterben?«
    »Er tötet sie«, erwiderte Loren Silbermantel.
    Sie warteten. Matts Blick blieb unverwandt auf das Wasser gerichtet, doch Paul sah, dass seine Hände die Reling des Schiffes umklammert hielten.
    Loren führte weiter aus: »Wisset, dass im Buche Nilsoms –«
    »Verflucht sei sein Name«, unterbrach ihn Matt Sören.
    »– dass in diesem Buch«, fuhr Loren fort, »geschrieben steht von einem abscheulichen Verfahren, nach dem ein Magier mehr Kräfte als nur die seiner einen Quelle erringen kann.«
    Niemand sprach ein Wort. Paul spürte den Wind, als die Sonne hinter eine Wolke glitt.
    »Metran benutzt Denbarra als Verbindungskanal«, erklärte Loren und mühte sich, seine Stimme zu beherrschen. »Als Verbindungskanal für die Energie der Svart Alfar.«
    »Warum sterben sie?« fragte Paul.
    »Weil er sie aussaugt bis zum Tode.«
    Diarmuid nickte. »Und die Toten werden mit Hilfe des Kessels wiederbelebt? Wieder und immer wieder. Ist das die Art und Weise, wie er den Winter erzeugt hat?«
    »Ja«, antwortete Loren schlicht.
    Schweigen breitete sich aus. Die Prydwen segelte über das stille Meer.
    »Er wird noch andere dabeihaben, die dies tun?« vermutete Arthur.
    »So muss es wohl sein«, erwiderte der Magier. »Diejenigen, die er als Kraftquelle einsetzt, werden unfähig sein, sich zu bewegen.«
    »Denbarra«, sagte Paul. »Ist er so bösartig? Warum macht er das mit?«
    Matt wirbelte herum. »Weil eine Quelle ihren Magier eben nicht verrät!« Sie alle hörten seine Verbitterung.
    Loren legte die Hand auf die Schulter des Zwerges. »Ruhig«, gebot er. »Ich denke, im Augenblick kann er gar nicht anders. Wir werden es ja sehen, wenn wir jemals dort ankommen.«
    Wenn wir jemals dort ankommen. Diarmuid schlenderte nachdenklich von dannen, um mit Coll am Ruder zu sprechen. Einen Augenblick später begaben sich auch Arthur und Cavall zurück auf ihren Posten am Heck.
    »Kann er den Winter noch einmal hervorrufen?« fragte Paul Loren.
    »Ich denke schon. Er kann mit soviel Macht beinahe alles vollbringen, was er wünscht.«
    Die zwei drehten sich um und lehnten sich links und rechts von Matt an die Reling. Sie spähten hinaus aufs öde Meer.
    »Ich habe Blumen zu Aideens Grab getragen«, berichtete der Zwerg nach einer Weile. »Mit Jennifer zusammen.«
    Loren blickte ihn an. »Ich glaube nicht, dass Denbarra wie

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