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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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aber Sharra würde sich beeilen müssen. Und der Wagenmeister sollte die Peitsche zu spüren bekommen.
    Aileron lächelte. »Das ist gut.« Dann schritt er vor, der jüngere König zum älteren; wie es sich geziemte, und umarmte Shalhassan mit den zupackenden Armen eines Soldaten, während die beiden Heere und das gemeine Volk donnernden Beifall zollten.
    Aileron trat zurück, und nun leuchteten seine Augen. Er bat mit erhobenen Armen um Ruhe und ließ, als sie hergestellt war, seine klare, trockene Stimme in die frostige Luft erklingen. »Volk von Paras Derval! Wie ihr sehen könnt, ist Shalhassan von Cathal persönlich mit zweitausendfünfhundert Mann zu uns gekommen und hat uns weitere zweitausend zugesagt. Sollen wir sie in unserer Mitte willkommen heißen? Sollen wir sie unterbringen und verpflegen?«
    Die lautstarke Zustimmung, die nun erfolgte, konnte vom wahren Problem nicht ablenken, und Shalhassan entschied, auf eigenartige Weise gerührt, dass es an der Zeit war, ebenfalls eine große Geste zu zeigen, auf dass die aus dem Norden nicht die wahre Größe Cathals verkannten. Er hob die Hand, wobei sein Daumenring im hellen Sonnenschein aufblitzte, und als auch er sich Ruhe verschafft hatte, erklärte er: »Wir erwidern Euren Dank, Großkönig. Unterkunft werden wir in der Tat brauchen, so weit entfernt von unseren Gärten, doch das Volk von Cathal wird die Soldaten Cathals verpflegen und obendrein so viele vom Brenninvolk, wie es unsere winterlichen Kornspeicher erlauben.«
    Nun sollte der König aus dem Norden einmal versuchen, Worte zu finden, die ebensoviel Jubel hervorriefen wie die seinen, lautete Shalhassans Gedankengang hinter dem ausdruckslosen Gesicht. Er wandte sich Aileron zu. »Meine Tochter wird sich sowohl um die Beschaffung, als auch um die Aushebung der neuen Soldaten kümmern.«
    Aileron nickte; das Gebrüll der Menge war noch nicht verstummt, übertönt wurde es von einer leicht spöttischen Stimme.
    »Wie wär’s mit einer Wette?« schlug Diarmuid vor.
    Shalhassan bemerkte ein unbeherrschtes Aufflackern von Wut in den zusammengekniffenen Augen des jungen Königs, ehe er sich dem Prinzen zuwandte.
    »Von welcher Art?« fragte er abweisend.
    Diarmuid lächelte. »Ich hege keinerlei Zweifel, dass sowohl die Verpflegung, als auch die Soldaten schon bald bei uns eingetroffen sein werden, darüber hinaus jedoch steht für mich außer Zweifel, dass es der gewaltige Galienth sein wird oder vielleicht Bragon von Gath, der sich darum kümmert. Eure Tochter wird es auf keinen Fall sein.«
    »Und wie«, wollte Shalhassan wissen und verbarg, dass er bei der Erwähnung Bragons innerlich zusammengezuckt war, »wie gelangt Ihr zu Eurer Ansicht?«
    »Dadurch, dass Sharra sich bei Eurem Heer befindet«, erwiderte der Prinz mit unbekümmerter Überzeugung.
    Es würde ihm ein Vergnügen sein, noch dazu eines, das er sich gestattete, diesem anmaßenden Prinzen einen Dämpfer zu versetzen. Und dazu war er nun in der Lage; und sei es nur darum, weil seine eigene Vorahnung in Bezog auf etwas Derartiges ihn veranlasst hatte, das Heer auf dem Weg von Seresh nach Paras Derval zweimal nach einer ungeratenen, verkleideten Prinzessin abzusuchen. Er kannte seine Tochter gut genug, um auf so etwas zu achten. Sie befand sich nicht beim Heer.
    »Worum wollt Ihr wetten?« fragte der Unumschränkte Herrscher von Sang Marlen ganz leise, um seine Jagdbeute nicht zu erschrecken.
    »Meinen Mantel gegen den Euren«, erwiderte der andere auf der Stelle. Seine blauen Augen blitzten vor Schadenfreude. Der weiße war der bessere Mantel, und sie wussten das beide. Shalhassan sprach es auch offen aus.
    »Möglich«, entgegnete Diarmuid, »aber ich rechne nicht damit, dass ich verliere.«
    Ein ungeheures Vergnügen, ihm einen Dämpfer zu versetzen. »Die Wette gilt«, sagte Shalhassan, während der Adel in ihrer Umgebung zu raunen begann. »Bashrai«, rief er, und sein neuer Hauptmann der Wache trat hurtig hervor. Der Verlust des alten schmerzte ihn immer noch, während er sich erinnerte, wie Devorsh gestorben war. Nun, Sharra, die daheim in Sang Marlen regierte, würde nun irgendwann dafür geradestehen müssen. »Befiehl den Männern, in Gruppen zu je fünfzig anzutreten«, ordnete er an.
    »Und ihre Helme abzunehmen«, ergänzte Diarmuid.
    »Ja, das auch«, bestätigte Shalhassan. Bashrai machte schwungvoll kehrt, um seine Befehle auszuführen.
    »Das ist eine ausgesprochene Kinderei«, tadelte Aileron barsch und richtete die kühlen

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