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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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lieb. Als er eingeschlafen war, träumte er wieder, und in seinem Traum versuchte er das den geisterhaften Gestalten klarzumachen, die aus dem Wind nach ihm riefen.

 
Kapitel 9
     
    Am Nachmittag nach dem Sturm – an einem Tag so klar und hell, dass er beinahe wie eine Verhöhnung wirkte – kam Diarmuid, Prinz von Brennin, zurück nach Paras Derval. Zusammen mit einigen anderen geleitete man ihn ins Vorzimmer des Großkönigs, wo sich schon eine Reihe von Personen versammelt hatte, die nur auf ihn gewartet hatten, und in diesem Raum stellte ihm Aileron, sein Bruder, Arthur Pendragon vor.
    Und nichts passierte.
    Paul Schafer, der neben Kim stand, hatte ihr Erbleichen gesehen, als Diarmuid den Raum betrat. Nun, als der Prinz sich feierlich vor Arthur verbeugte und der Krieger diese Huldigung mit unbewegter Miene entgegennahm, hörte er sie zitternd Atem holen und tief bewegt flüstern: »Oh, dem Himmel sei Dank.«
    Sie und Loren, der auf der gegenüberliegenden Seite des Raums stand, wechselten einen Blick, und Paul gewahrte im Gesicht des Magiers ebensolche Erleichterung. Er brauchte einen kurzen Moment dazu, aber er reimte es sich zusammen.
    »Du hast geglaubt, er sei der dritte?« fragte er. »Der dritte Winkel des Dreiecks.«
    Sie nickte, immer noch blass. »Ich hatte es befürchtet. Weiß jetzt nicht mehr, wieso. Weiß nicht, warum ich mir dessen so sicher war.«
    »Ist das der Grund, warum du wolltest, dass wir warten?«
    Sie blickte ihn an, graue Augen unter weißem Haar. »Das war der Grund. Ich wusste, wir mussten warten, ehe wir auf die Jagd gehen. Jetzt weiß ich nicht mehr, wieso.«
    »Weil«, erhob sich eine Stimme, »du eine wahre und treue Freundin bist und nicht wolltest, dass ich den Spaß versäume.«
    »Oh, Kev!« Sie wirbelte herum und umarmte ihn in einer Weise, die einer Seherin ganz und gar unwürdig war, ohne darauf zu achten, wer sie dabei beobachten mochte. »Ich hab’ dich vermisst!«
    »Gut«, sagte Kevin strahlend.
    »Ich auch«, fügte Paul hinzu.
    »Gleichermaßen gut«, murmelte Kevin, nun weniger keck.
    Kim trat einen Schritt zurück. »Du fühlst dich doch nicht etwa zurückgesetzt, Kamerad?«
    Er bedachte sie mit einem halbherzigen Lächeln. »Ein bisschen überflüssig komme ich mir vor. Und nun hat auch noch Dave mit dem Drang zu kämpfen, mich mit seiner Axt in Stücke zu hauen.«
    »Das ist doch nichts Neues«, bemerkte Paul trocken. Irgendwie schaffte es Kevin, selbst wenn er niedergeschlagen war, allgemein die Stimmung zu heben.
    »Worum geht’s denn diesmal?« erkundigte sich Kim.
    »Ich hab’ mit dem falschen Mädchen geschlafen.«
    Paul lachte. »Nicht das erste Mal.«
    »Es ist gar nicht komisch«, entgegnete Kevin. »Ich hatte keine Ahnung, dass er sie gern hat, und außerdem ist sie zu mir gekommen. Die Dalreifrauen sind so. Sie steigen mit jedem ins Bett, der ihnen gefällt, bis sie sich zum Heiraten entschließen.«
    »Hast du es Dave erklärt?« fragte Kim. Sie meinte es scherzhaft, aber Kevin sah wirklich unglücklich aus. Da steckt mehr dahinter, folgerte sie.
    »Es ist schwer, ihm etwas klarzumachen. Zumindest für mich. Ich hab’ Levon darum gebeten. Schließlich geht es um seine Schwester.« Kevin wies mit dem Kopf zur Seite.
    Und natürlich, das war es.
    Kim wandte sich um und erblickte den gutaussehenden, blonden Reiter, der direkt hinter ihnen stand. Sie hatten guten Grund gehabt, auf diese Gruppe zu warten, und er hatte nichts zu tun mit Diarmuid oder Kevin. Es ging um diesen Mann.
    »Ich habe es ihm erklärt«, bestätigte Levon. »Und ich werde es wieder tun, so oft wie nötig.« Er lächelte, dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder sachlich, und er wandte sich an Kim: »Seherin, ich habe Euch vor langer Zeit um eine Unterredung gebeten.«
    Sie erinnerte sich. Am letzten Morgen, ehe der Baelrath aufgeflammt und ihr von Jennifers Schreien der Kopf geplatzt war und sie alle mit sich fortgenommen hatte.
    Sie warf einen Blick auf ihre Hand. Der Ring pulsierte; nur ein ganz klein wenig, aber er war wieder zum Leben erwacht.
    »Nun gut«, sagte sie beinahe schroff. »Du auch, Paul. Kev, holst du Loren und Matt dazu?«
    »Und Davor«, vervollständigte Levon. »Diarmuid auch. Er weiß Bescheid.«
    »In meinem Zimmer. Kommt.« Sie ging hinaus und überließ es den anderen, ihr zu folgen. Ihr und dem Baelrath.
     
    Aus dem Schlaf wird erwachen der Flamme Brand.
    Das Horn wird rufen die königlichen Mannen.
    Auch wenn sie dir antworten aus dem tiefen

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