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Das wandernde Feuer

Titel: Das wandernde Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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das Haar aus dem Gesicht. »Nein«, widersprach sie, zu müde, um noch diplomatisch vorzugehen. »Wartet auf Diarmuid.«
    Es würde überhaupt nicht leichter werden, noch lange nicht, vielleicht sogar niemals.
     
    Alles wurde ihm aus der Hand genommen. Er hatte das schon lange kommen gesehen, in mancher Hinsicht hatte er es sogar willentlich herbeigeführt, doch es fiel Loren dennoch schwer, mit ansehen zu müssen, wie seine Bürde auf andere überging. Umso schwerer, als er die Opfer erkannte, die sie für ihre neuerworbene Verantwortung bringen mussten. Das wurde an Kim überdeutlich, genauso deutlich, wie ihre Kräfte zu spüren waren: eine Seherin, die den Baelrath ihr eigen nannte, und die Tatsache, dass ihr eine andere ihre Seele zum Geschenk gemacht hatte, ließ sie taumeln unter dem Gewicht dieses Geschenks.
    Dies war der Tag der Marschvorbereitungen. Fünfhundert Mann, die Hälfte aus Cathal, die andere aus Brennin, sollten nach Gwen Ystrat reiten, sobald Diarmuid zurückgekehrt war. Sie warteten auf ihn, weil es Kim gefordert hatte. Früher wären es wohl die Magier gewesen, die derart maßgebenden Rat erteilten, doch die Dinge gingen an ihm vorbei. Er hatte alles in Gang gesetzt, als er die fünf herübergebracht hatte, und er war, Matts vorwurfsvollen Seitenblicken zum Trotz, weise genug, die Ereignisse ohne Einmischung voranschreiten zu lassen, soweit das überhaupt möglich war. Und er war mitfühlend genug, um sie allesamt zu bedauern. Kim und Paul, der die Last eines Namens zu tragen hatte, des Zweimal Geborenen, mit allem, was sich daraus ergab, dem es jedoch noch nicht gelungen war, seine Kräfte zu erschließen. Sie waren vorhanden, das hätte jeder Narr sehen können, vielleicht umfassender, als es sich einer unter ihnen vorstellen konnte, aber bisher eben nur im Verborgenen. Und das reichte zwar, um ihn auf schmerzliche Weise von allen anderen abzukapseln, jedoch nicht, um ihm tröstlich oder richtungweisend zu sein.
    Und dann war da noch Jennifer, und um ihretwegen hätte er weinen können. Für sie gab es keinen Trost, davon konnte sie nicht einmal träumen, keine Möglichkeit zum Handeln, nur den Schmerz, in zahlreichen Ausprägungen. Er hatte es von Anfang an vorausgesehen, so lange schien ihm das her zu sein, noch vor ihrem Übergang, als er ihrer Schönheit eine bestimmte Botschaft entnommen hatte, und ihren Augen eine finstere Zukunft. Doch er hatte sie trotzdem mitgenommen, hatte sich gesagt, er habe keine andere Wahl, was sich auch nicht als reiner Trugschluss erwiesen hatte – soviel zumindest war beim Ausbruch des Rangat deutlich geworden.
    Was ihm andererseits auch nicht die Betrübnis nahm. Er begriff jetzt, warum sie so schön war, sie alle begriffen es und kannten ihren ältesten Namen. Oh, Guinevere, hatte Arthur gerufen, und gab es auf einer der Welten ein grauenvolleres Schicksal als das der beiden? Und des dritten.
    Er verbrachte den Tag allein in rastlosen Gedanken. Matt und Brock weilten in den Waffenkammern und ließen den beiden Hauptleuten der Wache ihre Sachkenntnis im Umgang mit Waffen zugute kommen. Teyrnon, dessen gesunder Menschenverstand ihm jetzt wohl geholfen hätte, hielt sich in der Nordfeste auf. Am Abend wollten sie Gedankenverbindung mit ihm aufnehmen; er und natürlich auch Barak würden in Gwen Ystrat ihren Platz haben.
    Wenn man von einem Magier, einem Mann, der sich der Himmelslehre bediente, überhaupt sagen konnte, er habe so dicht bei Dun Maura seinen Platz. Der hochgewachsene Magier schüttelte den Kopf und warf noch einen Holzscheit ins Feuer. Kalt war ihm, und nicht nur des Winters wegen. Wie war es nur gekommen, dass in Brennin nur noch zwei Magier übrig waren? Es durften nie mehr sein als sieben; so hatte Amairgen es bestimmt, als er den Rat gegründet hatte. Aber zwei, nur zwei, und das in solchen Zeiten? Die Dinge entglitten ihnen, in mehr als einer Hinsicht, wie es schien.
    Nur zwei Magier in Brennin, die gegen Maugrim zu Felde ziehen konnten, doch es gab in Fionavar drei Magier, und der dritte hatte sich mit der Finsternis verbündet. Er befand sich auf Cader Sedat, jenem verzauberten Ort, der vor langer Zeit entweiht worden war. Er hielt sich dort auf, und er hatte sich des Kessels von Khath Meigol bemächtigt und konnte damit die soeben erst Verstorbenen ins Leben zurückrufen.
    Was immer ihnen noch aus den Händen genommen werden mochte, dies war seine Angelegenheit. Die seine und die von Matt. Wir werden unsere Schlacht bekommen, wenn

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